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Für eine Neuordnung der Zuwanderungspolitik


Fachkräftedebatte: "Kurzfristiger und langfristigen Bedarf sauber trennen"
DIW-Studien: Kurzfristig erscheint der Bedarf an Fachkräften noch beherrschbar – langfristig wird die Fachkräfteknappheit aber zu einem entscheidenden Thema


(24.11.10) - Die aktuell entspannte Arbeitsmarktsituation für Fachkräfte darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Deutschland dringend der künftigen demographischen Probleme auf dem Arbeitsmarkt stellen muss. Dies ist das Fazit von zwei vom DIW Berlin veröffentlichten Studien zum Fachkräftebedarf und zur Zuwanderungspolitik.

"Aus dem Blick der amtlichen Statistik ist heute ein Fachkräftemangel allenfalls partiell schlüssig nachzuweisen", sagte DIW-Präsident Klaus F. Zimmermann zur Veröffentlichung der beiden Studien im DIW Wochenbericht. DIW-Forscher Karl Brenke begründet dies: "Es gibt mehr qualifizierte Arbeitslose, als offene Stellen für diese Qualifikationen vorhanden sind. Ausländische und deutsche Fachkräfte verlassen das Land, die deutschen Unternehmen reduzieren ihre Ausbildungsanstrengungen."

Auch die Löhne als ein Knappheitsindikator seien bei Fachkräften zuletzt kaum gestiegen. "All das legt es nahe, die aktuelle Debatte nüchtern zu führen", so Brenke.

"Man muss aber ausdrücklich davor warnen, dies als Anzeichen einer dauerhaften Entwarnung beim Fachkräftebedarf zu interpretieren", sagt Zimmermann. "Der erstaunliche Rückgang der generellen Arbeitslosigkeit seit der Krise, die schwer zu überbrückende Kluft zwischen dem Bedarf und der vorhandenen Qualifikation von Arbeitslosen und der unabwendbare demographische Einbruch ab 2015 dürfen nicht übersehen werden." Mittelfristig werde der Fachkräftemangel deshalb zum bestimmenden Thema der Wirtschaftspolitik.

Zimmermann plädiert deshalb für eine Neuordnung der deutschen Zuwanderungspolitik: "Die Politik wird sich daran messen lassen müssen, inwieweit es ihr gelingt, verlorenen Boden im Wettbewerb um qualifizierte Zuwanderer gutzumachen."

Notwendig sei ein mit Höchsteinreisezahlen kombiniertes transparentes Auswahlsystem für Neuzuwanderer. Ohne ein solches Verfahren könne das Land langfristig nicht "demographiefest" gemacht werden, so das Fazit einer im DIW Wochenbericht veröffentlichten Studie.

Zimmermann plädiert für mehr Rationalität in der Zuwanderungsdebatte: Deutschland muss sich als Zielland für international gesuchte Spitzenkräfte etablieren: "Daran hängt früher oder später die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft."

Es ist deshalb unabdingbar, das für eine gesteuerte Zuwanderung benötigte Instrumentarium sorgfältig zu erproben und umgehend in Angriff zu nehmen. Der DIW-Präsident erinnert an die zentrale Bedeutung von Fachkräften als Innovations- und Wachstumstreiber: "Sie sind ein weltweit immer knapper werdender Produktionsfaktor, der schon deshalb global Nachfrage findet, weil dieses Angebot sich selbst seine eigene Nachfrage schafft. Es ist ganz gleich, ob diese Kräfte knapp sind oder nicht. Wer sie gewinnt, ermöglicht seinem Land Innovationen, Wachstum, hohe Löhne und Wohlstand." (DIW: ra)

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