Sie sind hier: Home » Markt » Hintergrund

Finanzielle Verbindungen zu Impfstoffherstellern


Transparency fordert angesichts der Grippesaison Unabhängigkeit von medizinischen Sachverständigen und Beratern
"Die horrenden, aber völlig unnötigen Kosten der Schweinegrippe-Schutzimpfung wurden durch WHO-Berater mit Interessenkonflikten induziert"


(18.01.12) - Die Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland fordert die Bundesregierung auf, bei medizinisch folgenreichen Entscheidungen für die Bevölkerung für die Unabhängigkeit der medizinischen Berater und Sachverständigen zu sorgen, die solche Entscheidungen beeinflussen oder treffen. Hier darf es keine Interessenkonflikte geben. Dass qualifizierte unabhängige Experten für Arzneimittelfragen ausreichend verfügbar sind, haben seit Jahren die Arbeiten der International Society of Drug Bulletins (ISDB), von Health Action International (HAI), und in Deutschland der Arzneimittelkommission der Ärzteschaft (AkdÄ) und anderer Einrichtungen wie das Institut für Qualität und Wirksamkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) oder der gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) bewiesen.

Anke Martiny, Vorstandsmitglied von Transparency Deutschland, sagte: "Die horrenden, aber völlig unnötigen Kosten der Schweinegrippe-Schutzimpfung wurden durch WHO-Berater mit Interessenkonflikten induziert. Jetzt besteht aufgrund der herannahenden Grippesaison Handlungsbedarf."

Die Zusammensetzung des saisonalen Grippeimpfstoffes wird jährlich von der Weltgesundheitsorganisation WHO anhand der Verbreitung von Grippeviren weltweit festgelegt. Transparency fordert, nach dem Skandal mit der Schweinegrippe-Impfung für die Zukunft sicherzustellen, dass keine Mediziner mit finanziellen Verbindungen zu den Impfstoffherstellern als Sachverständige dienen dürfen.

Die WHO und die nationalen Aufsichtsbehörden, die für Zulassung und Qualität der Impfstoffe zuständig sind, haben es außerdem bisher versäumt, den Impfstoffherstellern die Erstellung von Studiendaten zur Auflage zu machen, die hinsichtlich der Wirksamkeit des Impfstoffs dem Stand der Kenntnis entsprechen. Damit wird der Öffentlichkeit der Sachverhalt einer möglicherweise fragwürdigen Wirksamkeit der Grippeimpfung durch die verantwortlichen Behörden vorenthalten. Das dient bestenfalls der Absatzförderung von Impfstoffen, nicht aber dem kritisch-bewussten Umgang der Menschen mit ihrer Gesundheit und erst recht nicht der Glaubwürdigkeit von amtlichen Sachverständigen-Entscheidungen.

Europaparlament geht mit gutem Beispiel voran
Im Mai 2011 hatte das Europäische Parlament den Haushalt der Europäischen Arzneimittelagentur EMA für das Jahr 2009 zurückgewiesen, weil es schwere Bedenken wegen der Interessen-Abhängigkeit von Experten hatte, die von der EMA als Berater, Mitarbeiter oder Leiter von Entscheidungsgremien bei Zulassungen und regulatorischen Entscheidungen eingesetzt werden. Eine Untersuchung durch den Europäischen Rechnungshof wurde angeordnet. Erst Ende Oktober 2011 hat der Ausschuss für Haushaltskontrolle dem Budget zugestimmt, weil die Agentur Verbesserungen vorgenommen hat, die Interessenkonflikte ihrer Experten künftig nicht nur nachprüfbar, sondern auch verhinderbar machen sollen. Die neuen Regeln ermöglichen allen Interessierten die Internet-Recherche über "direkte", "indirekte" oder "keine" Verbindungen der medizinischen Experten zu Herstellerfirmen. Bisher wurde dies nur auf Anfrage mitgeteilt.

Etlichen Europaparlamentariern reicht dies aber nicht, und sie fordern eine genaue Überprüfung der Experten auf ihre Unabhängigkeit bereits vor ihrer Ernennung zu Projektleitern bei der Evaluation von Arzneimitteln durch die EMA. Außerdem fordern sie eine intensivere Suche nach unabhängigen Experten und eine bessere Information des Parlaments über die Ergebnisse dieser Suche.

Transparency Deutschland unterstützt das Europäische Parlament in seinen Forderungen. Darüber hinaus fordert Transparency für Europa wie auch für Deutschland, dass die Europäische Zulassungsbehörde, aber auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte BfArM und das Paul-Ehrlich-Institut PEI sicherstellen, dass beratende Experten mit Interessenkonflikten effektiv aus allen Entscheidungsprozessen und -gremien ausgeschlossen werden, die mit der Zulassung und Maßnahmen zur Patientensicherheit bei Arzneimitteln wie auch mit Anwendungsempfehlungen wie bei Impfstoffen zu tun haben. Eine Offenlegung von Interessenkonflikten im Internet ist lediglich ein erster Schritt. (Transparency: ra)

Transparency International: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Europäische Kommission

  • Maßnahme zum Schutz des EU-Finanzsystems

    Die Europäische Kommission hat ihre Liste der Länder mit hohem Risiko, die strategische Mängel in ihren nationalen Systemen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung aufweisen, aktualisiert. Akteure in der EU, die unter den Rahmen zur Bekämpfung der Geldwäsche fallen, müssen bei Transaktionen, an denen die betreffenden Länder beteiligt sind, erhöhte Wachsamkeit walten lassen - eine wichtige Maßnahme zum Schutz des EU-Finanzsystems.

  • Umsetzung der FRTB-Eigenkapitalanforderungen

    Die Europäische Kommission hat einen delegierten Rechtsakt angenommen, der den Geltungsbeginn der grundlegenden Überprüfung des Handelsbuchs (FRTB) in der EU um ein weiteres Jahr verschiebt. Somit greift der verbleibende Teil der internationalen Basel-III-Standards erst ab dem 1. Januar 2027. Mit der FRTB sollen ausgefeiltere Methoden zur Messung von Risiken eingeführt werden, damit die Eigenkapitalanforderungen besser zu den Risiken passen, denen die Banken bei ihren Tätigkeiten an den Kapitalmärkten tatsächlich ausgesetzt sind.

  • Bereitstellung von Satellitenkapazitäten

    Die Europäische Kommission hat die geplante Übernahme von Intelsat Holdings S.à r.l. ("Intelsat") durch SES S.A. ("SES") ohne Auflagen nach der EU-Fusionskontrollverordnung genehmigt. Nach Prüfung des Vorhabens kam die Kommission zu dem Ergebnis, dass der Zusammenschluss keinen Anlass zu wettbewerbsrechtlichen Bedenken im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gibt. Sowohl SES als auch Intelsat sind weltweit tätige Satellitennetzbetreiber, die geostationäre Satelliten besitzen und betreiben. Während beide Unternehmen ihren Hauptsitz in Luxemburg haben und im EWR tätig sind, befinden sich die Haupttätigkeiten und der Verwaltungssitz von Intelsat in den USA.

  • Handelsbeziehungen zwischen EU und Kanada

    Eine Studie zeigt: Das umfassende Wirtschafts- und Handelsabkommen (CETA) zwischen der EU und Kanada fördert Handelsexporte und diversifizierte Lieferketten in allen EU-Mitgliedstaaten. Die Studie, die von unabhängigen Sachverständigen im Rahmen der Verpflichtung der Kommission zu einer faktengestützten Politikgestaltung durchgeführt wurde, liefert eindeutige Beweise dafür, dass ein offener, regelbasierter, berechenbarer und kooperativer Handel funktioniert.

  • Finanzmittel mobilisieren

    Die Europäische Kommission hat ein Maßnahmenpaket angenommen, das dazu beitragen soll, den EU-Verbriefungsrahmen einfacher und zweckmäßiger zu machen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen haben das Ziel, Verbriefungstätigkeiten in der EU zu erleichtern, ohne die Finanzstabilität zu beeinträchtigen. Ein stärkerer und einfacherer Verbriefungsrahmen kann dazu beitragen, mehr Investitionen in die Realwirtschaft zu lenken, und so das Wirtschaftswachstum, Innovationen und die Schaffung von Arbeitsplätzen in der gesamten EU fördern. Diese Überarbeitung ist die erste Gesetzgebungsinitiative, die im Rahmen der Strategie für eine Spar- und Investitionsunion vorgeschlagen wurde.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen