Effekte von Netzsperren und Bürgerrechte


"Einstieg in Zensurmaßnahmen"? - Piratenpartei lehnt europäische Netzsperren ab
Für den 28. und 29. September 2010 ist eine Anhörung zum Vorschlag der EU-Kommission im sogenannten LIBE-Ausschuss des EU-Parlaments angesetzt


(28.09.10) - Die EU-Parlamentarier haben es nach Ansicht der Piratenpartei in der Hand, "Netzsperren und Zensur in Europa zu stoppen". Sie entscheiden in den kommenden Wochen über eine "Direktive zur Bekämpfung von sexueller Ausbeutung von Kindern und Kinderpornographie".

Dazu schlägt EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström die Einführung von Netzsperren auf nationaler Ebene vor. Diese seien, so die Piratenpartei, "im Prinzip dieselben wirkungslosen Stoppschilder, die im vergangenen Jahr schon die damalige Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen etablieren wollte."

Für den 28. und 29. September 2010 ist eine Anhörung zum Vorschlag der EU-Kommission im sogenannten LIBE-Ausschuss des EU-Parlaments angesetzt, der sich um Bürgerrechte, Justiz und Inneres kümmert. Viele Abgeordnete seien nach Meinung der Piratenpartei noch nicht ausreichend zum Thema Netzsperren informiert und gegen die möglichen negativen Effekte von Netzsperren auf die Bürgerrechte sensibilisiert.

Die Piratenpartei fordert die EU-Parlamentarier dazu auf, Fragen zu stellen, den Entwurf der Kommission kritisch zu prüfen und entsprechend zu modifizieren. Dafür wurde ein Brief verfasst, der in mehreren Sprachen abrufbar ist [1].

Die Piratenpartei verweist darin auf die Unwirksamkeit von Netzsperren und sieht sie als "Einstieg in Zensurmaßnahmen". Eine Alternative sei dagegen das Löschen rechtswidriger Seiten.

"Wir haben hier eine echte Chance, europaweite Netzsperren zu verhindern", sagt Julia Schramm, Sprecherin der Koordinationsgruppe "Censilia" zu Netzsperren auf europäischer Ebene. "Die Diskussion in Deutschland hat deutlich gezeigt, wie die Menschen von dieser Politik getäuscht werden.

Das Ziel Kinderpornographie und -ausbeutung zu bekämpfen, ist natürlich aller Unterstützung wert. Aber Netzsperren sind dazu der falsche Weg. In allen Ländern Europas können rechtswidrige Seiten stattdessen unmittelbar gelöscht werden."

Die Piratenpartei ruft daher alle Bürger auf, die Mitglieder des Ausschusses zu kontaktieren und sie über die Notwendigkeit zu informieren, Netzsperren aus der Direktive zu streichen.

Quellen (Externer Link):
[1] Brief an die Mitglieder des LIBE-Ausschusses des Europa-Parlaments
(Piratenpartei: ra)


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Berichtspflichten dürfen kein Selbstzweck sein

    Die Europäische Kommission hat ihre Omnibus-Initiative zur Vereinfachung der ESG-Regulierung vorgestellt. Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) hat bereits im Vorfeld Vorschläge gemacht, wie das Regelwerk effizienter und steuerungsrelevanter werden kann.

  • Vereinfachung von Nachhaltigkeitsvorschriften

    Die EU-Kommission legte ihr erstes sogenanntes Omnibus-Paket zur Vereinfachung von Nachhaltigkeitsvorschriften vor, um Regulierungen und Bürokratie abzubauen. Zugleich sollen mit dem Clean Industrial Deal (CID) wichtige industriepolitische Weichen gestellt werden.

  • FIDA-Einführung belastet Finanzsektor erheblich

    Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) fordert eine umfassende und sorgfältige Überprüfung des Vorschlags der Europäischen Kommission zur Financial Data Access Regulation (FiDA). Die Debatte um das neue Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission bis hin zu einer Rücknahme des FiDA-Vorschlags verdeutlicht den erheblichen Klärungsbedarf in zentralen Fragen.

  • EU-Regulierung von Online-Marktplätzen

    Zur Mitteilung der EU-Kommission zu den aktuellen Herausforderungen im Bereich von E-Commerce-Plattformen erklärt Dr. Bernhard Rohleder, Bitkom-Hauptgeschäftsführer: "Die EU-Kommission schlägt mit ihrer Mitteilung den richtigen Weg ein. Wer online einkauft, muss sich auf die Sicherheit der angebotenen Produkte verlassen können. Dafür braucht es allerdings keine weiteren Regeln, sondern stärkere Importkontrollen und die Aufhebung der Zollfreigrenze von 150 Euro. Denn wenn außereuropäische Händler unter Ausnutzung dieser Grenze illegale Produkte einführen, gefährdet das nicht nur die Verbraucherinnen und Verbraucher, sondern auch europäische Anbieter."

  • Künstliche Intelligenz: Was für Unternehmen gilt

    Seit Sonntag, 2. Februar 2025 sind weitere Regelungen der europäischen KI-Verordnung (AI Act) in Kraft. Dabei handelt es sich zum einen um Verbote von bestimmten KI-Praktiken wie Social-Scoring-Systemen, manipulative KI-Techniken oder Emotionserkennung am Arbeitsplatz. Zum anderen greifen Vorgaben für KI-Kompetenzanforderungen von Beschäftigten.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen