Zeichen verfehlter Beschäftigungspolitik
Sozialverband VdK fordert mehr Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung - Barrieren in den Köpfen der Personalverantwortlichen in vielen Betrieben
Insgesamt zahlen aber 60 Prozent aller privaten Unternehmen lieber eine Ausgleichsabgabe, als die vorgeschriebene Beschäftigungsquote zu erfüllen
(16.04.12) - "Menschen mit Behinderung bleiben am Arbeitsmarkt abgehängt", so kommentierte Ulrike Mascher, Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland, den aktuellen Bericht der "Saarbrücker Zeitung", nach dem nur jeder sechste Schwerbehinderte 2011 aus der Arbeitslosigkeit heraus eine Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt aufnehmen konnte. Die VdK-Präsidentin nannte es "einen Skandal", dass angesichts des akuten Fachkräftemangels ein großes Potenzial auch an qualifizierten Arbeitskräften nicht zum Zuge komme, "nur weil sie mit einer Behinderung leben müssen". Mascher: "Das ist ein Zeichen verfehlter Beschäftigungspolitik, aber auch ein Zeichen für die Barrieren in den Köpfen der Personalverantwortlichen in vielen Betrieben."
"Viele dieser Menschen leiden unter einem doppelten Handicap", analysierte Mascher, "ihrer Behinderung und ihrem höheren Alter." Die meisten Schwerbehinderungen werden nämlich im letzten Drittel des Berufslebens erworben. Oft haben sie ihre Ursache in den schweren körperlichen und psychischen Bedingungen des Arbeitsalltags. Deshalb fordert der Sozialverband VdK die Zurücknahme einiger arbeitsmarktpolitischer Kürzungen, wie die Reduzierung der Eingliederungszuschüsse für ältere Menschen ab 50, die sich auch auf behinderte Menschen durchschlagen. Mascher: "So wird eine immer tiefere Spaltung des Arbeitsmarktes in Kauf genommen."
Die VdK-Präsidentin forderte auch eine bessere Betreuung von Menschen mit Behinderung in den Jobcentern: "Da unter ihnen der Anteil der Langzeitarbeitslosen besonders hoch ist, sind sie weitaus häufiger dort zu finden. Doch für ihre besonderen Bedürfnisse fehlen den Mitarbeitern sowohl die arbeitsmarktpolitischen Instrumente als auch die entsprechende Beratungskompetenz. Hier muss dringend nachgebessert werden."
Derzeit sind offiziell 178.000 Schwerbehinderte als Arbeitslose registriert. Im Jahresdurchschnitt liegt die Arbeitslosenquote unter Schwerbehinderten bei 14,9 Prozent, damit sind Menschen mit Behinderung fast dreimal so häufig arbeitslos als Nichtbehinderte. 137.244 Betriebe in Deutschland haben mehr als 20 Arbeitsplätze und sind deshalb verpflichtet, eine Schwerbehindertenquote unter ihren Arbeitnehmern von 5 Prozent zu erfüllen. Insgesamt zahlen aber 60 Prozent aller privaten Unternehmen lieber eine Ausgleichsabgabe, als die vorgeschriebene Beschäftigungsquote zu erfüllen. Und 37.550 der Betriebe mit mehr als 20 Arbeitsplätzen beschäftigen überhaupt keinen Schwerbehinderten.
Mascher forderte deshalb, dass Unternehmen, die ihrer Beschäftigungspflicht in keiner Weise nachkommen, in Zukunft eine höhere Ausgleichsabgabe zahlen sollen. (Sozialverband VdK Deutschland: ra)
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