Macht der Banken brechen
Regierungen sollen nicht mehr erpressbar sein - Merkel fordert: Einzelne Kreditinstitute dürften die Regierungen im Falle einer drohenden Pleite künftig nicht mehr unter Druck setzen können
G20-Gipfel: Schritt für Schritt zu sichereren Märkten - Strengere Vorschriften für Eigenkapitalrücklagen für Banken angestrebt
(23.09.09) - Mit einer Expertengruppe hat die Bundesregierung analysiert, welche Schritte auf dem Weg zu einer neuen Finanzmarktarchitektur schon geschafft sind und was noch zu tun ist. Nach den beiden Weltfinanzgipfeln im November 2008 und im April arbeiten die Regierungen der G20-Staaten nun die dort gefassten Beschlüsse ab. "Es bleibt dabei: Jedes Produkt, jeder Marktteilnehmer und jeder Finanzplatz muss einer Kontrolle unterzogen sein", stellte Bundeskanzlerin Angela Merkel nach einem Gespräch mit der Expertengruppe "Neue Finanzarchitektur" klar.
Ein weiteres zentrales Thema des G20-Treffens am Donnerstag und Freitag dieser Woche werde die Macht der Banken sein, sagte Merkel. Einzelne Kreditinstitute dürften die Regierungen im Falle einer drohenden Pleite künftig nicht mehr unter Druck setzen können. Dafür strebt Deutschland gemeinsam mit seinen europäischen Partnern strengere Vorschriften für Eigenkapitalrücklagen an.
Würden gleich einmal finanzielle Stützen für ein Kreditinstitut erforderlich, müsse die Last künftig auf mehr Schultern verteilt werden, forderte die Kanzlerin. Dies und Richtlinien für die erfolgsabhängige Managervergütung ("Boni") will Merkel in einer international verbindlichen Charta für nachhaltiges Wirtschaften niederlegen.
Steinbrück: Alle müssen mitziehen
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sprach sich dafür aus, das Prinzip "Kein Produkt, kein Institut, kein Finanzplatz ohne wirksame Kontrolle" jetzt so schnell wie möglich umzusetzen. Für die nächsten Schritte heiße es, konkrete Zeitvorgaben zu setzen.
Eine Finanzmarkttransaktionssteuer, wie sie Deutschland in Pittsburgh vorschlagen will, könne aber nur funktionieren, wenn sich alle großen Player darauf einließen. Hier gelte es noch einige Überzeugungsarbeit zu leisten.
Auch bei der Risiko-Landkarte ("Risk Map"), wie sie die Experten um Professor Issinger vorgeschlagen haben, sind noch zahlreiche Fragen offen. So sei der Informationseingang über Risiken aus aller Welt recht spärlich, berichtete Issinger.
"Wir sind auf einem guten Weg", fasst die Kanzlerin die Entwicklung seit dem ersten Weltfinanzgipfel im vergangenen November zusammen. Allerdings sei zu spüren, dass einige Finanzplätze den Bemühungen für eine wirksamere Kontrolle und Regulierung schon wieder skeptischer gegenüber stünden als noch zur Jahreswende.
"Wir dürfen nicht nachlassen, alles dafür tun, dass sich eine solche Krise nicht wiederholen kann", betonte Merkel deshalb erneut. Sie fahre mit großen Erwartungen nach Pittsburgh, hatte die Kanzlerin bereits am Wochenende in ihrer wöchentlichen Videobotschaft bekannt.
Die Expertengruppe "Neue Finanzarchitektur" um den Wirtschaftsprofessor Otmar Issing hat den Auftrag, Vorschläge für die Neuordnung der Finanzmärkte zu erarbeiten. Dabei geht es auch um mögliche deutsche Beiträge zur Finanzmarktregulierung. (Deutsche Bundesregierung: ra)
Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>