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Datenmissbrauch bei der Postbank?


Das Magazin Finanztest von Stiftung Warentest deckt nach eigenen Angaben "systematische Verstöße gegen den Datenschutz" auf
Aus Finanztest vorliegenden Arbeitsanweisungen des Postbankvertriebs gehe hervor, dass die Mitarbeiter auch dann auf die Daten zugreifen könnten, wenn ein Kunde dem überhaupt nicht zugestimmt habe


(28.10.09) - Die Postbank gewährt nach Überzeugung von Stiftung Warentest Tausenden von freien Handelsvertretern detaillierten Einblick in Millionen Girokonten ihrer Kunden. Damit wolle sie den Verkauf ihrer Produkte fördern. Laut Datenschutzbehörde von Nordrhein-Westfalen sei das verboten. Finanztest, einer Publikation von Stiftung Warentest, liegen nach eigenen Angaben auch zahlreiche Kontoauszüge von Prominenten vor.

Freie Mitarbeiter mit Zugang zur Datenbank?
Die Postbank lasse angeblich Tausende von freien Mitarbeitern auf die Girokontodaten ihrer Kunden zugreifen. Dazu bräuchten die Vertreter lediglich den Namen und das Geburtsdatum von Kunden in eine Unternehmensdatenbank einzugeben. Dann könnten sie nicht nur sehen, wie viel Geld ein Kunde auf dem Konto hat – sie hätten ebenso Einsicht in alle Kontobewegungen. Auch wenn der Kontoinhaber der Weitergabe seiner Daten an die freien Mitarbeiter nicht zugestimmt habe, könne der Berater die Kontodaten lesen, sagt Finanztest.

Offenbar tief geschockt: Keine Stellungnahme der Postbank
Die Postbank sah sich nach Angaben von Finanztest nicht in der Lage, bis zum Montag eine Stellungnahme abzugeben. Gefragt hatte Finanztest am Freitag. Auch bis Dienstagmittag 14.00 Uhr war auf der Presse-Seite der Postbank-Website keine Stellungnahme zu den Behauptungen von Finanztest zu finden.

Blick auf Girokonto helfe beim Verkaufen
Finanztest verweist auf eine interne Postbankanweisung, wonach die Daten freien Mitarbeitern der 2006 gegründeten Postbank Finanzberatung AG bei ihrer Arbeit helfen sollen. Das Vertriebsunternehmen mit etwa 4000 freien Handelsvertretern verkauft Produkte der Postbank und der BHW Bausparkasse. Sobald ein höherer Geldbetrag auf einem Konto eingehe, könnten die Berater den Kunden anrufen, um Geldanlagen zu verkaufen.

Datenweitergabe ohne Zustimmung des Kunden?
Finanztest liegen Kontodaten und Briefwechsel zahlreicher Personen aus dieser Datenbank vor. Darunter seien auch Prominente wie zum Beispiel Axel-Springer-Vorstand Mathias Döpfner, der frühere Präsident von Borussia Dortmund, Gerd Niebaum, oder der Vorstand der Stiftung Warentest, Werner Brinkmann. Sie alle hätten der Weitergabe ihrer Daten laut Dateneintrag nicht zugestimmt. Die Kontodaten einzelner Chefs der Postbank-Gruppe seien hingegen nach Recherchen von Finanztest vor dem Blick der Berater extra geschützt.

Verstoß gegen Datenschutz
Mit der Weitergabe dieser Daten an die Berater verstoße die Postbank gegen Datenschutzbestimmungen – und das sei ihr angeblich auch bewusst. Aus Finanztest vorliegenden Arbeitsanweisungen des Postbankvertriebs gehe angeblich hervor, dass die Mitarbeiter auch dann auf die Daten zugreifen könnten, wenn ein Kunde dem überhaupt nicht zugestimmt habe. Die für die Postbank zuständige Datenschutzbehörde in Nordrhein-Westfalen halte es für unzulässig, dass freie Berater der Postbank die Girokonten der Kunden einsehen könnten.

Blick auf Kontobewegungen verboten
Unzulässig sei die Datenweitergabe nach Ansicht der Behörde selbst dann, wenn Kunden die Einwilligungserklärung der Postbank zur Weitergabe von Daten unterschrieben hätten. Die Einwilligungserklärung umfasse nicht den Blick auf sämtliche Kontobewegungen.

Postbank-Vertrieb gibt Tipps zur unerlaubten Nutzung
Nach internen Arbeitsunterlagen lägen von Millionen von Postbank-Kunden keine Einwilligungen vor. Offenbar sei ihnen nach Gründung des neuen Postbank-Vertriebs 2006 noch keine Einwilligungserklärung zur Unterschrift vorgelegt worden. Dennoch stelle die Postbank den freien Mitarbeitern auch die Kontodaten dieser Kunden zur Verfügung, sagt Finanztest. Die Postbank Finanzberatung AG gebe ihren Mitarbeitern hier vor, diese Informationen zwar zu nutzen, aber ihr Wissen im Kundengespräch vor den Kunden geheim zu halten.

Tipps für Postbank-Kunden
Postbankkunden, die nicht wollen, dass ihre Kontodaten eingesehen werden, sollten sich schriftlich an das Unternehmen wenden. Sie sollten die Postbank auffordern, die Weitergabe ihrer Daten zu stoppen.

Kunden können außerdem verlangen, dass ihnen die Postbank über gespeicherte und weitergegebene Daten Auskunft gibt. Bereits gegebene Einwilligungserklärungen können Kunden jederzeit widerrufen. (Stiftung Warentest: ra)

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