Weihnachtsfeiern und Change-Prozesse
Veränderungen und Probleme bleiben bei der Firmen-Weihnachtsfeier vor der Tür
Den Jahresausklang lassen sich die Unternehmen einiges kosten: Im Durchschnitt kalkulieren sie mit rund 57 Euro pro Mitarbeiter für den Abend
(17.12.13) - Weihnachtsfeiern haben in deutschen Unternehmen auch in diesem Jahr wieder einen hohen Stellenwert. An der Tradition, das Jahr mit einer gemeinsamen Feier ausklingen zu lassen, wollen mehr als 97 Prozent der mittelständischen Unternehmen nicht rütteln. Fast 81 Prozent der befragten Geschäftsführer und Personalverantwortlichen gaben in der Weihnachtsumfrage der Unternehmensberatung Berchtold-Consulting in Siegen bei Köln an, dass die Weihnachtsfeier für die Motivation ihrer Beschäftigten "wichtig" (49,4 Prozent) oder sogar "sehr wichtig" (31,3 Prozent) ist. Dennoch klammert die Mehrheit für die Mitarbeiter ernste Themen, wie betriebliche Veränderungen, meist aus dem Programm aus.
Den Jahresausklang lassen sich die Unternehmen einiges kosten: Im Durchschnitt kalkulieren sie mit rund 57 Euro pro Mitarbeiter für den Abend. Damit liegt das Budget 2013 in 68,7 Prozent der befragten Unternehmen ähnlich hoch wie bei anderen Betriebsveranstaltungen, zum Beispiel einem Sommerfest. In fast jedem fünften Unternehmen (19,3 Prozent) liegen die Ausgaben sogar deutlich darüber; nur 12 Prozent geben an, weniger Geld als für andere interne Veranstaltungen im Jahreszyklus bereitzustellen.
"Die Weihnachtsfeier hat einen festen Platz in deutschen Unternehmen. Sie ist für viele Unternehmen sogar die wichtigste Mitarbeiterveranstaltung im Jahr, gleich wie gut oder schlecht sie im Moment am Markt aufgestellt sind", sagt die Kölner Organisationsberaterin Elisabeth Berchtold.
In mehr als zwei Drittel der Unternehmen (77,1 Prozent) ist die Weihnachtsfeier Chefsache. Hier übernimmt das Sekretariat oder die Assistenz der Geschäftsführung die Organisation. In weniger als 15 Prozent der befragten Firmen (14,5 Prozent) sind das Personalmanagement oder die interne Kommunikation (7,2 Prozent) zuständig. "Dieses Ergebnis ist überraschend. Die Weihnachtsfeier spielt nicht nur allgemein bei der Mitarbeitermotivation eine wichtige Rolle, sondern insbesondere dann, wenn Veränderungsprozesse anstehen oder aktuell Veränderungsprozesse durchlebt werden", meint Elisabeth Berchtold, die auch als Lehrbeauftragte und Ausbilderin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in St. Gallen tätig ist. "Doch die Personalverantwortlichen werden offenbar nicht eingebunden – oder sehen es nicht als ihre Aufgabe an, dieses Event für den Entwicklungsprozess des Unternehmens zu nutzen."
"Mitarbeiter bekommen natürlich Veränderungen mit und sind verunsichert. Die allermeisten Entscheidungsträger beherrschen durchaus den Umgang mit unliebsamen Wahrheiten. Dennoch neigen viele aus falschem Harmonieverständnis dazu, ernste Themen zu tabuisieren, gerade wenn die Weihnachtszeit ansteht." Hinzu kommt, dass sich fast zwei Drittel der Unternehmen nur wenige Wochen Zeit nehmen, um die Weihnachtsfeiern zu organisieren. Da ist es kaum möglich, dieses Event angemessen in laufende oder anstehende Change-Prozesse einzubinden. Weniger als fünf Prozent der Firmen verwenden zur Vorbereitung ein halbes bis ganzes Jahr Zeit.
Zwar betonen 81 Prozent der Befragten die besondere Bedeutung der Feier für die Motivation der Mitarbeiter, für mehr als ein Viertel (26,5 Prozent) ist sie sogar wichtiger als alle anderen Events im Jahreszyklus. Doch nur knapp ein Drittel (31,3 Prozent) Prozent der Befragten meinen, dass Weihnachtsfeiern gerade in schwierigen Phasen besonders wichtig für die Motivation der Mitarbeiter sind. Mit 60 Prozent ist die Mehrheit der Überzeugung, dass Weihnachtsfeiern nicht geeignet sind, Mitarbeiter auf Veränderungen im Unternehmen einzustimmen oder ihre Beteiligung an Change-Prozessen zu initiieren.
"Natürlich ist es falsch, komplexe Veränderungen erstmals auf der Weihnachtsfeier anzukündigen. Gleichwohl können diese durchaus zielführend und angemessen im Kontext einer Weihnachtsfeier thematisiert werden", so Elisabeth Berchtold. Personalverantwortliche sollten daher den Mut aufbringen, traditionelle Ereignisse als Fundamente für notwendige Dialogprozesse im Unternehmen zu nutzen und schwierige Themen nicht zu tabuisieren, sondern aufzugreifen, rät die Kölner Expertin. "Welche Zeit im Jahr wäre wohl besser geeignet, Hoffnung und Zuversicht aufzubauen, einen Neubeginn zu wagen, als die Adventszeit?"
Über die Umfrage
An der Weihnachts-Umfrage im Auftrag der Unternehmensberatung Berchtold GmbH beteiligten sich 83 Geschäftsführer, Personalverantwortliche und leitende Mitarbeiter aus deutschen mittelständischen Unternehmen. 64,2 Prozent waren Dienstleistungsunternehmen, 30,9 Prozent stammten aus dem Bereich Industrie. Mehr als 91 Prozent der Unternehmen haben bis zu 200 Mitarbeiter, 4,8 Prozent bis 500 und 3,6 Prozent über 500 Mitarbeiter.
(Berchtold-Consulting: ra)
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