Wirtschaftliche Bedeutung von Rechenzentren


Betreiber der Rechenzentren bewerten vor allem die Stromversorgung, den Datenschutz und die Rechtssicherheit hierzulande mit gut oder sehr gut
Bitkom fordert Nachbesserungen für Rechenzentren beim EEG-Entwurf

(02.06.14) - Bitkom fordert Nachbesserungen beim Kabinettsentwurf zur Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG). Das Dokument ist kürzlich in erster Lesung im Bundestag beraten worden. "Die aktuellen Pläne werden Rechenzentren aus Deutschland vertreiben und den Wirtschaftsstandort schwächen", sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. Die Bundesregierung habe den Rahmen der Europäischen Union bei den möglichen Entlastungen von der EEG-Umlage leider an der falschen Stelle ausgeschöpft. Nach EU-Vorgaben könnten die Abgaben auf Energiepreise auch für energieintensive Dienstleister wie Rechenzentren sinken. "Laut Regierungsentwurf sollen unter anderem die Hersteller von Fantasieschmuck, Eimern und Besen von der EEG-Umlage ausgenommen werden können, Betreiber von Rechenzentren hingegen nicht – so wird das Internet mittelfristig zur Importware", sagt Rohleder.

Betreiber von Rechenzentren und ihre Kunden wandern seit einiger Zeit ins benachbarte europäische Ausland ab. Der Strompreis für Rechenzentren beträgt in Paris etwa 7 Cent pro Kilowattstunde, in Amsterdam und London rund 9 Cent – in Frankfurt hingegen 14 Cent. "Die Niederlande, Frankreich und Großbritannien bauen ihre Stellung als Standort für Rechenzentren aus, indem sie ihre eigene Energiewende verschleppen", so Rohleder. Finnland hatte jüngst mit Segen der EU-Kommission explizit die Energiesteuern für Rechenzentren halbiert. "Im Gegensatz zu Ländern wie Island, Finnland und Irland betreibt Deutschland keine aktive Politik zur Ansiedlung von Rechenzentren", sagt Rohleder.

Die Energieeffizienz deutscher Rechenzentren ist zwar in den vergangenen Jahren stark gestiegen, doch der Strompreis nimmt weiterhin einen großen Anteil an den Betriebskosten ein. Dies gilt vor allem für so genannte Colocation-Anbieter. Diese stellen besonders gesicherte Räumlichkeiten, Notstromversorgung, Kühlung und Verbindung zum Internet bereit; die Kunden bringen ihre eigene IT-Infrastruktur wie Server ein.

Solche Rechenzentren stehen besonders im internationalen Wettbewerb: Die Betreiber erzielen im Schnitt ein Drittel ihres Umsatzes mit ausländischen Kunden, die Stromkosten machen zwischen 30 und 40 Prozent der Gesamtkosten aus. Große Inhalte- und Service-Anbieter können sich weitgehend aussuchen, von wo aus sie ihre Internetdienste anbieten. "Wenn andernorts der gesamte Strompreis so hoch ist wie in Deutschland allein die EEG-Umlage, dann hat das natürlich eine Sogwirkung", so Rohleder.

Die Rechenzentrumsfläche wächst in London, Amsterdam oder Paris seit Jahren deutlich stärker als in Frankfurt. Rohleder: "Wie andere wettbewerbsintensive Branchen sollten auch die Rechenzentren auf die so genannte Liste 2 des EEG gesetzt werden und eine geringere EEG-Umlage zahlen." Harte rechtliche Vorgaben bei der Energieeffizienz der Rechenzentren wären kein Problem: Hier ist die Branche Vorreiter und deutsche Anbieter sind Weltmarktführer.

Deutschland gehört noch zu den wichtigsten Standorten für Rechenzentren in Europa. 2013 waren für die Branche und Zulieferer rund 200.000 Vollzeit-Arbeitnehmer tätig. Das geht aus einer aktuellen Studie im Auftrag des Bitkom hervor. Die Betreiber der Rechenzentren bewerten vor allem die Stromversorgung, den Datenschutz und die Rechtssicherheit hierzulande mit gut oder sehr gut. Als Belastung empfinden sie den sehr hohen Strompreis. 90 Prozent der Befragten nannten ihn als Standortfaktor, der sich in den vergangenen fünf Jahren verschlechtert hat. 45 Prozent der befragten Betreiber können sich vorstellen, ins Ausland abzuwandern.

Rohleder stellt fest: "Rechenzentren bilden eine Basisinfrastruktur für fast jede wirtschaftliche Aktivität, sie sind sie ein wichtiger Baustein für Datenschutz und IT-Sicherheit in Deutschland und können eine besondere Rolle in der Energiewende spielen, etwa als flexible Last oder Speicher." (Bitkom: ra)

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Meldungen: Studien

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  • Ein Fünftel wurde im Job zu KI geschult

    Mit KI die Mail formulieren, eine Hintergrundrecherche starten oder aus Gesprächsnotizen ein Protokoll erstellen - Künstliche Intelligenz kann im Job unterstützen, wenn man weiß wie. Ein Fünftel (20 Prozent) der Berufstätigen wurde deshalb von ihrem Arbeitgeber bereits im KI-Einsatz geschult. Bei weiteren 6 Prozent gibt es zwar entsprechende Fortbildungen, sie haben sie aber noch nicht wahrgenommen. Der großen Mehrheit von 70 Prozent der Beschäftigten wird allerdings keine KI-Fortbildungen angeboten. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 1.005 Personen ab 16 Jahren in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

  • Mindestens ein Datenschutzvorfall

    The Business Digital Index (BDI), eine Initiative von Cybernews, hat die digitale Sicherheit von 75 EU-Institutionen untersucht. Das Ergebnis ist besorgniserregend: 67 Prozent der untersuchten Einrichtungen erhielten die Noten "D" oder "F" und gelten damit als "hohes" oder "kritisches" Risiko.

  • Überwachung und Compliance stets im Fokus

    Mit der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) setzt die Bundesregierung einen Meilenstein für die Zukunft der digitalen Gesundheitsversorgung. Ziel ist es, eine umfassende Datentransparenz - sowohl für Patienten als auch das medizinische Personal - zu schaffen, um die Qualität der Versorgung zu optimieren und Mitarbeitende im Healthcare-Sektor zu entlasten. Wie die Studie "Digitale Zwickmühle im Gesundheitswesen: Zwischen Innovationsdruck und Systemrisiken" von Soti jedoch zeigt, mangelt es in vielen deutschen Gesundheitseinrichtungen noch immer an den nötigen technischen Voraussetzungen, um diesem Anspruch in der Praxis auch wirklich gerecht zu werden. Für diese Erhebung wurden weltweit IT-Entscheidungsträger im Healthcare-Bereich befragt.

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    Führungskräfte in Deutschland blicken mit wachsender Sorge auf ihr Haftungsrisiko bei Cyber-Schäden - für 88 Prozent sind Cyber-Attacken und für 86 Prozent Datenverluste das Top-Risiko für Manager 2025. Das zeigt der aktuelle "Directors' and Officers' Liability Survey" des Risikoberaters und Großmaklers Willis, einem Geschäftsbereich von WTW, und der internationalen Anwaltssozietät Clyde & Co. Außerdem zeigt die Studie, dass vielen Themen im Management Board nicht genug Zeit eingeräumt wird: 38 Prozent der befragten Führungskräfte in Deutschland sind der Meinung, dass im Vorstands- und Geschäftsführungskreis mehr Zeit für das Thema Cybersicherheit aufgewendet werden sollte. "Das ist ein deutliches Signal dafür, dass viele Unternehmen sich der Bedrohung zwar bewusst sind, sich ihr aber noch nicht ausreichend widmen", sagt Lukas Nazaruk, Head of Corporate Risk & Broking Deutschland und Österreich bei Willis.

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