50 Prozent aller Firmen stark vom Web abhängig


Bitkom: Damit das Web seine Potenziale entfalten kann, brauche es geeignete Rahmenbedingungen
Neben dem weiteren Breitbandausbau oder der Linderung des Fachkräftemangels zählen dazu rechtliche Voraussetzungen, z.B. beim Datenschutz oder im Urheberrecht


(13.01.12) - Die Geschäfte der Hälfte aller Unternehmen in Deutschland sind inzwischen stark vom Internet abhängig. Demgegenüber sind 18 Prozent noch komplett offline, für ein knappes Drittel (32 Prozent) spielt das Internet eine geringere Rolle. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) und des Hightech-Verbands Bitkom. Grundlage ist eine repräsentative Umfrage, bei der die Geschäftsmodelle von rund 2.500 Firmen untersucht wurden. Danach investieren internetabhängige Unternehmen überdurchschnittlich viel in Forschung und Entwicklung, machen einen größeren Umsatzanteil mit Marktneuheiten und beschäftigen mehr Akademiker als andere Firmen. "Für die deutsche Wirtschaft ist das Web die Dampfmaschine des 21. Jahrhunderts: Es treibt die Konjunktur an und öffnet die Tür zu völlig neuen Geschäftsfeldern", sagte Prof. Michael Hüther, Direktor des IW Köln.

"Die Untersuchung zeigt, wie stark das Internet inzwischen fast alle Wirtschaftsbereiche bestimmt", sagte Bitkom-Präsident Prof. Dieter Kempf. Damit das Web seine Potenziale für Wachstum und Beschäftigung voll entfalten könne, brauche es geeignete Rahmenbedingungen. Neben dem weiteren Breitbandausbau oder der Linderung des Fachkräftemangels zählen dazu rechtliche Voraussetzungen, z.B. beim Datenschutz oder im Urheberrecht. Aus Sicht des Bitkom sollten weitere Schritte unternommen werden. Für den Aufbau Intelligenter Netze in den Bereichen Energie, Verkehr, Gesundheit, Bildung und Behörden müssten laut Bitkom in den kommenden Jahren Investitionen von mehr als 130 Milliarden Euro aktiviert werden.

Bei ihrer Untersuchung haben die IW-Forscher die Internetabhängigkeit der Geschäftsmodelle von Unternehmen anhand von neun Kriterien untersucht. Die Firmen haben dabei angegeben, wie stark das Internet u.a. die Beschaffung, ihre Einnahmen oder die Kundenansprache beeinflusst und wie stark das eigentliche Hauptprodukt davon abhängt. Mit diesem Ansatz kann erstmals die Bedeutung des Internets als Querschnittstechnologie über alle Branchen und Anwendungen hinweg erfasst werden. Danach sind die Geschäftsmodelle von 18 Prozent der deutschen Unternehmen stark oder sogar vollständig vom Internet abhängig ("Digitale Vorreiter"). Für weitere 32 Prozent wird eine mittlere Abhängigkeit ("Digitale Mitte") festgestellt. Die andere Hälfte teilt sich auf in 32 Prozent ("Digitale Nachzügler"), die schwach oder sehr schwach vom Internet abhängig sind und 18 Prozent, die das Internet gar nicht nutzen ("Offliner").

Im Vergleich der Digitalen Vorreiter mit den Digitalen Nachzüglern zeigen sich in Bezug auf ihre Innovationsfähigkeit deutliche Unterschiede. So entwickeln unter den Vorreitern 60 Prozent eigenständig Produkte, bei den Nachzüglern dagegen nur die Hälfte. Die Internetvorreiter erzielen 32 Prozent ihres Umsatzes mit Marktneuheiten, bei den Nachzüglern sind es 18 Prozent. Und der Akademikeranteil liegt bei den Vorreitern bei 39 Prozent, bei den Nachzüglern bei 24 Prozent. Insgesamt repräsentieren die internetabhängigen Unternehmen (Digitale Vorreiter und Digitale Mitte) jeweils 46 Prozent des in Deutschland erwirtschafteten Umsatzes und der Beschäftigten.

Für alle befragten Unternehmen hat das Internet inzwischen große Bedeutung für ihren wirtschaftlichen Erfolg. Jeweils 44 Prozent der Befragten geben an, dass das Internet einen großen Einfluss auf die Kundenpflege sowie auf die Kooperation mit anderen Unternehmen hat. 37 Prozent sagen, dass Internet beeinflusst stark die Kundenansprache und 29 Prozent nennen die Beschaffung. Immerhin 17 Prozent der deutschen Unternehmen geben an, dass das Internet einen entscheidenden Einfluss auf ihr wichtigstes Produkt bzw. ihre wichtigste Dienstleistung hat. (Bitkom: ra)

Bitkom: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • Lösungsansätze gegen den GenAI-Gender Gap

    Frauen drohen bei Künstlicher Intelligenz (KI), die bis 2030 allein in Deutschland 3 Millionen Jobs verändern könnte, ins Hintertreffen zu geraten. So zeigen aktuelle Zahlen von Coursera, dass lediglich 27 Prozent der Lernenden in Generative-AI (GenAI)-Kursen in Deutschland (102.000 Einschreibungen) weiblich sind. Dies liegt noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 32 Prozent und reicht im Ländervergleich gerade für einen Platz in den Top-Ten (Platz 9). Und das, obwohl sich allein auf Coursera im vergangenen Jahr weltweit alle 10 Sekunden jemand in einen GenAI-Kurs einschrieb.

  • Rote Linien für die zukünftige Nutzung von KI

    Laut einer aktuellen Studie von NTT Data droht eine Verantwortungslücke die durch KI möglich gewordenen Fortschritte zu untergraben. Mehr als 80 Prozent der Führungskräfte räumen ein, dass Führungsfähigkeiten, Governance und die Bereitschaft der Mitarbeitenden nicht mit den Fortschritten der KI mithalten können. Das gefährdet Investitionen, Sicherheit und das Vertrauen der Öffentlichkeit.

  • Europas Sanktionslandschaft

    Die Durchsetzung der europaweiten Datenschutz-Gesetzgebung hat einen neuen Höchststand erreicht: Erstmals überschreiten die öffentlich bekannten Bußgelder in Europa die Marke von fünf Milliarden Euro. Seit Inkrafttreten der General Data Protection Regulation (GDPR) im Mai 2018 wurden bis März 2025 insgesamt rund 5,65 Milliarden Euro an Strafen verhängt - ein Plus von 1,17 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Diese Rekordsumme spiegelt wider, wie stark sich die europäische Sanktionspraxis in den vergangenen Jahren entwickelt hat.

  • Absicherung unternehmerischer Entscheidungen

    Die zunehmende Regulierungsdichte mit immer neuen Vorschriften erschwert Vorständen und Aufsichtsräten die rechtliche Einschätzung unternehmerischer Entscheidungen und bremst unternehmerisches Handeln. Das Deutsche Aktieninstitut und die Anwaltskanzlei Gleiss Lutz haben die Studie "Absicherung unternehmerischer Entscheidungen - Entscheidungsfindung in unsicheren Zeiten" veröffentlicht.

  • Herausforderung: Datenschutz & geteilte Geräte

    Die Digitalisierung schreitet in der Transport- und Logistikbranche stetig voran und macht Prozesse innerhalb der Lieferkette immer transparenter und damit nachvollziehbarer. So kam die jüngste Studie "Digitale Innovationen: Was die Transport- und Logistikbranche jetzt braucht" von SOTI zu dem Ergebnis, dass sich 80 Prozent (weltweit 78 Prozent) der deutschen Arbeitnehmenden im T&L-Bereich durch die technische Nachverfolgbarkeit von Waren, für die sie im Rahmen ihrer Tätigkeit Verantwortung tragen, sicherer fühlen. Gleichzeitig empfinden jedoch 61 Prozent das Tracking dienstlicher Geräte als Eingriff in ihre Privatsphäre (weltweit 55 Prozent).

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen