Digitale Agenda muss weiterentwickelt werden


Digitale Agenda der Bundesregierung nach zwei Jahren zu großen Teilen umgesetzt
Digitale Transformation der Leitindustrien und digitale Bildung müssen jetzt Schwerpunkt der Politik werden - Bitkom-Analyse: Von 121 Maßnahmen sind 66 abgeschlossen, 46 in Arbeit



Die Deutsche Bundesregierung ist mit der Umsetzung der Digitalen Agenda gut vorangekommen. Von 121 Einzelmaßnahmen sind zwei Jahre nach Verabschiedung des Programms 66 umgesetzt, weitere 46 sind in Arbeit. Nur bei 9 Projekten ist noch nichts passiert. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Digitalverbands Bitkom, die heute in Berlin vorgestellt wurde. Vor einem Jahr waren erst 36 Projekte abgeschlossen und 60 in Arbeit. "Die Digitale Agenda der Bundesregierung ist auf gutem Weg. Mehr als 90 Prozent der Einzelmaßnahmen sind fortgeschritten oder bereits abgeschlossen – das ist eine beachtliche Bilanz", sagte Bitkom-Präsident Thorsten Dirks.

"Im vergangenen Jahr sind wir beim Thema intelligente Verkehrsnetze mit der Teststrecke auf der A9 und beim autonomen Fahren mit den Vorarbeiten für notwendige Gesetzesänderungen vorangekommen. Die langwierigen Verhandlungen zur EU-Datenschutzgrundverordnung sind abgeschlossen, die WLAN-Störerhaftung ist abgeschafft und beim Verbraucherschutz in der digitalen Welt sind der Marktwächter und eine Vielzahl von Einzelprojekten an den Start gegangen."

Vor diesem Hintergrund fordert Bitkom die Politik auf, die Digitale Agenda jetzt schon weiterzuentwickeln, um die digitale Transformation der Wirtschaft zu beschleunigen und die digitale Inklusion der Gesellschaft zu gestalten. Dabei darf auch die anstehende Bundestagswahl nicht zum Bremsklotz werden. Zwei Drittel (64 Prozent) der Unternehmen in Deutschland geben laut einer Bitkom-Umfrage an, dass sich in Folge der Digitalisierung ihr Geschäftsmodell verändert. "So erfreulich die Umsetzung der Digitalen Agenda ist, so wenig dürfen wir uns auf dem Erreichten ausruhen", sagte Dirks. "Die digitale Transformation hält nicht inne, nur weil Wahlkampf ist. Wir müssen den aktuellen Schwung nutzen und über die erreichten Etappenziele hinausgehen."

Mit Blick auf die digitale Transformation der Wirtschaft schlägt Dirks den Aufbau lokaler digitaler Ökosysteme, sogenannter Hubs, vor. Sie sollen die Global Player der jeweiligen Leitbranchen mit Mittelstand und Start-ups zusammenbringen: "Diese Orte der digitalen Transformation müssen und können so attraktiv sein, dass sich Unternehmen aus der ganzen Welt darum reißen, dort mit dabei sein zu dürfen." Dies sei auch mit Blick auf die Start-up-Szene dringend notwendig. Derzeit geben zwar 47 Prozent der Start-ups in einer Bitkom-Umfrage an, dass sich ihre Situation in den vergangenen zwei Jahren verbessert hat. Aber nur 44 Prozent der Gründer würden wieder in Deutschland gründen, wenn sie die freie Wahl hätten. Fast jeder Dritte (32 Prozent) würde sich stattdessen für die USA entscheiden.

Um die gesellschaftliche Inklusion zu unterstützen, rief Dirks Bund und Länder auf, auch in Bildungsfragen enger zusammenzuarbeiten. Schon heute sagen 9 von 10 Unternehmen (87 Prozent), dass Digitalkompetenz für ihre Mitarbeiter in zehn Jahren genauso wichtig sein wird wie fachliche und soziale Kompetenz. "Diese Digitalkompetenz müssen wir besser vermitteln", so Dirks. Dazu seien die Unternehmen selbst aufgerufen, aber auch die Hochschulen, in denen künftig in jeder Studienrichtung auch relevante digitale Kompetenzen vermittelt werden müssen. "Längst ist die Fähigkeit, Programmcode zu lesen, zu verstehen und selbst zu schreiben ähnlich bedeutsam, wie einen Text lesen und schreiben zu können. Aber die Beharrungskräfte in unserem Bildungssystem sorgen dafür, dass wir jahrelang fruchtlos über entscheidende Änderungen diskutieren", sagte Dirks. Kurzfristig notwendig seien neben der Einführung eines verpflichtenden Informatikunterrichts ab der Sekundarstufe insbesondere auch Englischunterricht ab Grundschulklasse 1.

Konjunkturausblick: 2016 wird ein gutes Jahr für die ITK-Branche
Bitkom stellte auch den aktuellen Konjunkturausblick für die IT- und Telekommunikationsbranche vor. Demnach konnten 70 Prozent der Unternehmen im ersten Halbjahr ihre Umsätze verglichen mit dem Vorjahreszeitraum steigern. Der Bitkom-Index für die Konjunkturerwartung im zweiten Halbjahr notiert mit 77 Punkten weiter auf einem Spitzenwert. Und auch die Aussichten für den IT-Arbeitsmarkt bleiben positiv: 56 Prozent der Unternehmen wollen in diesem Jahr neue Mitarbeiter einstellen, nur 6 Prozent gehen von Beschäftigungsrückgang aus. (Bitkom: ra)

eingetragen: 28.07.16
Home & Newsletterlauf: 16.09.16

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    Mit KI die Mail formulieren, eine Hintergrundrecherche starten oder aus Gesprächsnotizen ein Protokoll erstellen - Künstliche Intelligenz kann im Job unterstützen, wenn man weiß wie. Ein Fünftel (20 Prozent) der Berufstätigen wurde deshalb von ihrem Arbeitgeber bereits im KI-Einsatz geschult. Bei weiteren 6 Prozent gibt es zwar entsprechende Fortbildungen, sie haben sie aber noch nicht wahrgenommen. Der großen Mehrheit von 70 Prozent der Beschäftigten wird allerdings keine KI-Fortbildungen angeboten. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 1.005 Personen ab 16 Jahren in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

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    Mit der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) setzt die Bundesregierung einen Meilenstein für die Zukunft der digitalen Gesundheitsversorgung. Ziel ist es, eine umfassende Datentransparenz - sowohl für Patienten als auch das medizinische Personal - zu schaffen, um die Qualität der Versorgung zu optimieren und Mitarbeitende im Healthcare-Sektor zu entlasten. Wie die Studie "Digitale Zwickmühle im Gesundheitswesen: Zwischen Innovationsdruck und Systemrisiken" von Soti jedoch zeigt, mangelt es in vielen deutschen Gesundheitseinrichtungen noch immer an den nötigen technischen Voraussetzungen, um diesem Anspruch in der Praxis auch wirklich gerecht zu werden. Für diese Erhebung wurden weltweit IT-Entscheidungsträger im Healthcare-Bereich befragt.

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    Führungskräfte in Deutschland blicken mit wachsender Sorge auf ihr Haftungsrisiko bei Cyber-Schäden - für 88 Prozent sind Cyber-Attacken und für 86 Prozent Datenverluste das Top-Risiko für Manager 2025. Das zeigt der aktuelle "Directors' and Officers' Liability Survey" des Risikoberaters und Großmaklers Willis, einem Geschäftsbereich von WTW, und der internationalen Anwaltssozietät Clyde & Co. Außerdem zeigt die Studie, dass vielen Themen im Management Board nicht genug Zeit eingeräumt wird: 38 Prozent der befragten Führungskräfte in Deutschland sind der Meinung, dass im Vorstands- und Geschäftsführungskreis mehr Zeit für das Thema Cybersicherheit aufgewendet werden sollte. "Das ist ein deutliches Signal dafür, dass viele Unternehmen sich der Bedrohung zwar bewusst sind, sich ihr aber noch nicht ausreichend widmen", sagt Lukas Nazaruk, Head of Corporate Risk & Broking Deutschland und Österreich bei Willis.

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