Steuerfachangestellte verdient am wenigsten


BVBC-Gehaltsanalyse: Gehälter in Rechnungswesen und Controlling überdurchschnittlich, aber rückläufig
Angestellte mit übergreifenden Leitungsfunktionen wie Wirtschaftsprüfer, Steuerberater oder Leiter von Finanzabteilungen: Ihr Lohn fällt mit durchschnittlich 71.450 Euro am höchsten aus



Wer im Finanz- und Rechnungswesen tätig ist, kann überdurchschnittlich viel Geld mit nachhause nehmen. Dennoch sind die Gehälter in den letzten zwei Jahren um bis zu sechs Prozent gesunken, wie eine Umfrage des Bundesverbands der Bilanzbuchhalter und Controller ergeben hat. Deutsche Vollzeit-Arbeitnehmerinnen und -Arbeitnehmer verdienten im letzten Jahr laut Statistischem Bundesamt ohne Sonderzahlungen 3.612 Euro monatlich, also 43.344 Euro pro Jahr. Die Durchschnittsgehälter im Finanz- und Rechnungswesen liegen deutlich darüber, wie eine repräsentative Umfrage des Bundesverbands der Bilanzbuchhalter und Controller (BVBC) unter 1.284 Teilnehmern ergeben hat. Die Erhebung erfolgte Anfang des Jahres mittels eines Online-Fragebogens über einen Zeitraum von 27 Tagen.

Im Vergleich zur vorangegangenen Untersuchung des Berufsverbands vor zwei Jahren sind die Gehälter jedoch gesunken. Angestellte in der Buchhaltung verdienen mit 49.505 statt 51.157 Euro mehr als drei Prozent weniger. Am meisten verdient der Leiter Rechnungswesen mit 65.443 Euro, gefolgt vom Bilanzbuchhalter International und Konzernbilanzbuchhalter mit rund 60.000 Euro Jahressalär. Am wenigsten verdient der Steuerfachangestellte: Er erhält im Schnitt 29.195 Euro.

Im Controlling fällt der Gehaltsunterschied mit knapp sechs Prozent noch höher aus. Beschäftigte verdienen mit 59.689 Euro durchschnittlich 3.715 Euro weniger als noch zwei Jahre zuvor. Ihr Einkommen liegt damit aber auch mehr als 10.000 Euro über dem Durchschnittsgehalt in der Buchhaltung. "Das höhere Gehalt der Controller geht vor allem darauf zurück, dass sie in den meisten Fällen über ein Hochschulstudium verfügen und vornehmlich in größeren Unternehmen angestellt sind, die besser zahlen", erklärt Christel Fries, Präsidentin des BVBC. Berufserfahrung macht sich in diesem Bereich besonders bezahlt: Senior Controller verdienen mit knapp 66.000 Euro Jahresgehalt fast 30.000 Euro mehr als Junior Controller.

Daten Angestellter mit übergreifenden Leitungsfunktionen wie Wirtschaftsprüfer, Steuerberater oder Leiter von Finanzabteilungen erhob der BVBC 2016 erstmals gesondert. Ihr Lohn fällt mit durchschnittlich 71.450 Euro am höchsten aus.

Gender Pay Gap
Die Einkommensdifferenz zwischen Frauen und Männern liegt zwar unter dem vom Statistischen Bundesamt ermittelten bundesdeutschen Durchschnitt von 21 Prozent. Mit 15 bzw. 19 Prozent (Controlling/Buchhaltung) fällt sie dennoch hoch aus. Dabei fällt auf, dass deutlich mehr Männer in Führungspositionen tätig sind als Frauen. Mit 42 Prozent stuft sich fast jeder zweite männliche Teilnehmer aus der Buchhaltung als Führungskraft ein, umgekehrt aber nur jede vierte Frau. Im Bereich Controlling fällt der Unterschied geringer aus: 30 Prozent der Controller und 27 Prozent der Controllerinnen sind in leitender Funktion tätig.

Konsum- und Investitionsgüterbranche zahlt am meisten
Angestellte aus dem Finanz- und Rechnungswesen verdienen in der Konsum- und Investitionsgüterbranche die höchsten Gehälter (Buchhaltung: 66.250 Euro; Controlling: 80.000 Euro). Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberatungen zahlen dagegen mit 32.341 Euro die im Schnitt geringsten Gehälter in der Buchhaltung. Controller sind dort kaum tätig, sie verdienen mit durchschnittlich 31.667 Euro im öffentlichen Dienst und in Verbänden am wenigsten.

Gehaltsbestimmende Faktoren: Berufserfahrung und Führungsverantwortung
Für mehr als 73 Prozent aller Teilnehmer steht fest: Berufserfahrung zahlt sich aus. Die Arbeitsjahre im Berufsleben halten die meisten für den bedeutendsten Faktor, wenn es um die Höhe ihres Gehalts geht. An zweiter und dritter Stelle sehen die Befragten die Übernahme von Führungsverantwortung und Weiterbildung. Sprachkenntnisse halten hingegen die wenigsten für gehaltsbestimmend.

Jeder zehnte Befragte glaubt außerdem, dass sich die tatsächlich geleisteten Stunden im Vergleich zur vereinbarten Arbeitszeit im Gehalt niederschlagen. Aber auch der Rest ist bereit, Mehrarbeit zu leisten, ohne sich dafür ein Gehaltsplus zu versprechen: Die Arbeitskräfte im Finanz- und Rechnungswesen leisten gemäß der BVBC-Gehaltsanalyse etwa 23 Überstunden pro Monat. Damit liegen sie bis zu 100 Prozent über den Ergebnissen, zu denen unterschiedliche Studien für deutsche Arbeitnehmer im Durchschnitt gelangen.

BVBC-Präsidentin Christel Fries zur diesjährigen Gehaltsumfrage des Verbands: "Die Ergebnisse verdeutlichen, wie zielstrebig diese Berufsgruppe ist. Das bestätigt sich auch darin, dass ein Großteil der Teilnehmer über Mehrfachqualifikationen verfügt. Viele haben neben einer Ausbildung ein Studium und oft mehr als eine Fortbildung absolviert. Für Fachkräfte im Finanz und Rechnungswesen gehört lebenslanges Lernen fest dazu. Das hat auch unsere Mitgliederbefragung 2015 ergeben, nach der fast jeder Zweite drei oder mehr Seminare pro Jahr besucht." (BVBC: ra)

eingetragen: 28.07.16
Home & Newsletterlauf: 16.09.16

BVBC: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • Bildungsstand spielt eine Rolle

    In Deutschland gehen die Meinungen über generative Künstliche Intelligenz, wie ChatGPT, weit auseinander - Auch die Nutzung im privaten und beruflichen Alltag ist sozial ungleich verteilt. "Diese Unterschiede sind relevant", sagt Professor Florian Stoeckel, der die Studie geleitet hat. "Sie betreffen den Zugang zu Chancen, die digitale Teilhabe und letztlich die Frage, wer die Zukunft mitgestaltet, wenn sich Arbeit und Gesellschaft durch KI verändern."

  • Soziale Medien werden immer wichtiger

    Produkt auspacken, Anwendung zeigen, Marke vorstellen, Stimmen von zufriedenen Kundinnen und Kunden einfangen: Die Inhalte, die Handelsunternehmen auf ihren Social-Media-Profilen ausspielen, sind vielfältig. Trotzdem fällt es fast der Hälfte der deutschen Handelsunternehmen, die über ein solches Profil verfügen, schwer, regelmäßig Inhalte zu posten (46 Prozent). Hand in Hand damit gehen auch die Erstellung interessanter Inhalte, die ein Drittel der Händler als Herausforderung sieht (34 Prozent), und die kontinuierliche Kanalbetreuung bzw. das Community Management, mit dem etwa ein Viertel zu kämpfen hat (23 Prozent).

  • Finanzinstitute unter Zugzwang

    Mit Inkrafttreten der EU-Verordnung zur digitalen operationellen Resilienz (DORA) Mitte Januar 2025 stehen Finanzinstitute unter Zugzwang: Sie müssen ihre IT-Sicherheit aufgrund der herrschenden Gefahrenlage entlang eines Katalogs an Maßnahmen auf einen zeitgemäßen Stand der Technik bringen. Eine aktuelle Studie von Veeam Software, dem weltweit führenden Anbieter für Datenresilienz nach Marktanteil, hat bei betroffenen Organisationen den Status Quo bei der Umsetzung abgefragt. Darin zeigt sich: Eine Mehrheit der deutschen Finanzdienstleister hält die hauseigene Resilienz noch nicht für ausreichend. 95 Prozent der über 100 befragten deutschen Unternehmen sehen noch Verbesserungsbedarf, um die Anforderungen zu erfüllen.

  • Billig-Händler verschärfen den Wettbewerb

    Seit einigen Jahren drängen verstärkt Online-Händler auf den deutschen Markt, die zu Niedrigstpreisen Produkte vor allem aus China importieren. Mehr als drei Viertel der deutschen Händler (78 Prozent) fordern deshalb ein Verbot chinesischer Billig-Marktplätze. Aus Sicht von je neuen von zehn Händlern würden sie häufig gegen das hier geltende Recht verstoßen (92 Prozent) und ihre Produkte enthielten oft potenziell gefährliche Inhaltsstoffe (88 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, für die 505 Handelsunternehmen ab zehn Beschäftigten in Deutschland befragt wurden.

  • Cybersicherheit als strategisches Thema

    Eine aktuelle Studie von Qualys in Zusammenarbeit mit Dark Reading zeigt: Trotz wachsender Ausgaben und zunehmender Relevanz in Vorstandsetagen bleibt das Cyber-Risikomanagement vieler Unternehmen unausgereift. Der Grund: Der geschäftliche Kontext fehlt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen