Kein Verständnis für Urheberrechtsverletzungen


Umfrage: Urheberrechtverletzungen schaden Deutschlands Kreativen - Deutliche Unterschiede zwischen künstlerisch und technisch Kreativen
Künstlerisch Kreative, die häufiger als Selbstständige tätig sind, erleben diese Schäden unmittelbar und schätzen sie höher ein


(18.03.14) - Kreative in Deutschland haben kein Verständnis für Urheberrechtverletzungen. Sie fühlen sich durch Ideenklau deutlich geschädigt. Nicht nur im Hinblick auf ihre eigene Arbeit, sondern die Wirtschaft insgesamt. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter kreativ Tätigen in Deutschland, die im Herbst 2013 im Auftrag der BSA | The Software Alliance durchgeführt wurde. Dabei zeigen sich Unterschiede zwischen den verschiedenen Arten kreativer Berufe: Technisch Kreative sind als Angestellte nur indirekt von Urheberrechtsverletzungen betroffen und schätzen den Schaden für ihre Arbeit und die Wirtschaft geringer ein.

Künstlerisch Kreative, die häufiger als Selbstständige tätig sind, erleben diese Schäden unmittelbar und schätzen sie höher ein. Beide Gruppen aber nehmen Urheberrechtsverletzungen als gesellschaftlich akzeptiert wahr und fordern mehr Unterstützung des Gesetzgebers beim Vorgehen gegen den Ideenklau.

Im Rahmen einer Vorstudie in Form einer nicht repräsentativen Befragung unter rund 500 Kreativen in Deutschland stellte die BSA Fragen zur Wahrnehmung von Urheberrechtsverletzungen, den Erfahrungen und dem Umgang damit sowie der Einschätzung der Schäden, die dadurch entstehen. Die Antworten wurden auch daraufhin untersucht, wie sich technisch Kreative wie Ingenieure oder Programmierer von künstlerisch Kreativen wie Fotografen oder Autoren unterscheiden.

Zu den zentralen Ergebnissen zählen:

>> Alle Kreativen sind der Meinung, dass Urheberrechtsverletzungen der Wirtschaft und der eigenen Arbeit sehr schaden. 32 Prozent der Befragten schätzen, dass die Wirtschaft bei Wegfall der digitalen Piraterie (etwa Software-Raubkopien) um über ein Prozent (26 Mrd. Euro) wachsen würde. Beim Wegfall der physischen Produktpiraterie (etwa Fälschungen) vermuten dies sogar 51 Prozent.

>> Sie haben wenig Verständnis für Urheberrechtsverletzungen. 68 Prozent der Befragten nennen sie moralisch falsch. Das am häufigsten genannte Argument gegen Piraterie ist, dass sie Künstlern finanziell schadet. 73 Prozent vertraten diese Ansicht.

>> Sie sehen aber kein gesellschaftliches Stigma für Urheberrechtsverletzungen. Nur zehn Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass sie in der Gesellschaft verpönt ist.

>> 64 Prozent der Befragten geben an, dass Urheberrechtsverletzungen ihnen persönlich schaden. 57 Prozent sagen, der Schaden sei "groß" oder "sehr groß".

>> Kreative sind beim Vorgehen gegen Urheberrechtsverletzungen überfordert und suchen die Unterstützung des Gesetzgebers. 64 Prozent der Befragten sehen ihn in der Pflicht, gegen Urheberrechtsverletzungen vorzugehen, gefolgt von betroffenen Unternehmen (63 Prozent) und Branchenverbänden (50 Prozent).

>> Technisch Kreative sind in dieser Umfrage häufiger Angestellte (52 Prozent) und damit nur indirekt von Urheberrechtsverletzungen betroffen. Künstlerisch Kreative sind größtenteils Selbständige (59 Prozent). Sie erleben Urheberrechtsverletzungen unmittelbar. Dieser Unterschied zeigt sich in den Antworten auf die meisten Fragen.

>> Künstlerisch Kreative schätzen den Schaden für die eigene Arbeit höher ein als technisch Kreative: 60 Prozent der künstlerisch Kreativen bezeichnen ihn als "groß" oder "sehr groß" gegenüber 37 Prozent bei den technisch Kreativen.

>> Gleiches gilt für den Schaden für die Wirtschaft: 76 Prozent der künstlerisch Kreativen bezeichnen ihn als "groß" oder "sehr groß" gegenüber 65 Prozent bei den technisch Kreativen.

Georg Herrnleben, Senior Director EMEA bei der BSA, sagte: "In der Debatte um die Zukunft des Urheberrechts fehlt die einheitliche Stimme der Kreativen. Ihr Erfolg hängt auch davon ab, dass ihre Leistung geschützt wird. Mit der Umfrage haben wir einen ersten Schritt zur Erforschung ihrer Situation getan. Erstmals gewinnen wir einen Überblick über die vielfältigen Branchen und Berufsmodelle, in denen kreative Arbeit geleistet wird. Es ist ein zentrales und interessantes Resultat dieser Umfrage, dass es offenbar eine Rolle spielt, in welchem Bereich ein Kreativer arbeitet. Im nächsten Schritt wäre es wichtig zu erforschen, ob es die unterschiedlichen Karrieremodelle Selbstständigkeit oder Festanstellung sind, die die verschiedenen Erfahrungen und Ansichten erklären. Oder gibt es einen grundlegenden Unterschied in der Verwertung von künstlerischen und technischen Ideen, der erklärt, dass die künstlerisch Kreativen mehr unter Urheberrechtsverletzungen leiden?"

Die BSA befragte im Herbst 2013 Kreative in Deutschland in einer offenen Online- Umfrage, die über Branchen- und Interessenverbände sowie thematisch relevante Social-Media-Kanäle verbreitet wurde. Rund 500 Teilnehmer erläuterten im Rahmen dieser nicht repräsentativen Untersuchung ihre Erfahrungen, Einstellungen und Wünschen in Bezug auf das Urheberrecht im Rahmen ihrer eigenen Arbeit und Verhaltens.
(BSA: ra)

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