Eigenschaften von Aufsichtsräten


Diversity in Aufsichtsräten wirkt sich in finanziell turbulenten Zeiten positiv auf die Leistung von Banken aus
Eine Studie hat die Auswirkung von Diversity in Aufsichtsräten auf die Leistung von in der EU notierten Banken untersucht



Banken mit einer größeren Diversity des Aufsichtsrats in Bezug auf Geschlecht, Vertretung der Mitarbeiter, Internationalität und Alter verzeichnen laut einer neuen Studie der Cass Business School eine höhere und stabilere Leistung. In einem Artikel mit dem Titel The performance effects of board heterogeneity: What works for EU banks? haben Forscherinnen die Auswirkung der Durchmischung in den Aufsichtsräten auf die Leistung von Banken in der EU zwischen 2007 und 2015 studiert, d. h. während und nach der weltweiten Finanzkrise. Dabei haben sie die typischen Eigenschaften von Aufsichtsräten (Art, Dauer des Mandats, Größe des Aufsichtsrats und Alter der Mitglieder) sowie deren Merkmale von Diversity untersucht (geschlechtliche Durchmischung, Vertretung der Mitarbeiter, Internationalität und unterschiedliche Altersstufen). Daneben machen sie Vorschläge für einen Diversity-Index, der die verschiedenen Kriterien berücksichtigt.

Die Forscherinnen haben Folgendes herausgefunden:
>> Diversity im Aufsichtsrat scheint die Leistung der Banken nicht zu beeinflussen, aber verschiedene Merkmale von Diversity (Größe, Dauer des Mandats und Vertretung der Arbeitnehmer) haben eine positive Wirkung,
>> Diversity sorgt für weniger Schwankungen der Leistung in Krisenzeiten und in Ländern, die kulturell offener für Diversity sind,
>> Die Beziehung zwischen Diversity im Aufsichtsrat und Leistung der Banken ist nicht linear: Diversity im Aufsichtsrat spielt in den Banken eine wichtigere Rolle, in deren Aufsichtsrat der Anteil an Vertretern von Minderheiten über dem Durchschnitt liegt,
>> Diversity in Bezug auf Geschlecht hat keine Auswirkung auf die Leistung der Banken.

Laut Barbara Casu Lukac, Hauptforscherin und Leiterin des Centre for Banking Research an der Cass Business School, macht die Studie deutlich, dass eine komplexe Beziehung zwischen Durchmischung des Aufsichtsrats und Leistung der Banken besteht, die von den Marktbedingungen und der Kultur des jeweiligen Landes beeinflusst wird.

Des Weiteren habe die weltweite Finanzkrise Schwachstellen in der Governance der Banken aufgezeigt, die für die Förderung und Belohnung übermäßiger Risikobereitschaft eine entscheidende Rolle gespielt haben.

"Aufgrund der Finanzkrise befürwortete ein Großteil der Reformen der Governance nach der Krise Initiativen für mehr Diversity in Aufsichtsräten, vor allem in Form von Integration von Frauen und ethnischen Minderheiten mit dem Ziel, die Leistung zu steigern. Auch die Einführung von Quoten in Bezug auf das Geschlecht wurde empfohlen. Wir haben festgestellt, dass Diversity in Aufsichtsräten insgesamt die Leistung der Banken zwar nicht zu beeinflussen scheint, aber während der Eurokrise in für Diversity kulturell offeneren Ländern für weniger Schwankungen der Leistung gesorgt hat.

Professorin Casu Lukac erklärt, dass Diversity sich nachhaltiger auswirkt, wenn im Aufsichtsrat ein großer Anteil an Vertretern von Minderheiten vorhanden ist.

"Diversity in Aufsichtsräten insgesamt hat für weniger Schwankungen der Leistung während der Eurokrise gesorgt. Zusätzlich positiv ausgewirkt hat sich hier vor allem das Vorhandensein von ausländischen Mitgliedern, was die Annahme nahelegt, dass ein Aufsichtsrat mit unterschiedlichen Kompetenzen und Erfahrungen in finanziell turbulenten Zeiten effizienter arbeitet.

Wenngleich eine große Internationalität in Aufsichtsräten sich auf die Leistung der Banken negativ auswirkt, scheinen ausländische Mitglieder während der Eurokrise in für Diversity offeneren Ländern den Trend umgekehrt zu haben. Die Auswirkung von zu Minderheiten gehörenden Mitgliedern auf die Leistung der Banken ist jedoch durch ihre Repräsentativität innerhalb des Aufsichtsrats begrenzt und wird von den kulturellen Normen des Landes beeinflusst, in dem die Bank ihren Sitz hat", fügt die Professorin noch hinzu.

Laut Professorin Casu Lukac legen die Studien nahe, dass die kulturellen Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern der EU eine von mehreren Erklärungen für die Auswirkungen von Diversity in Aufsichtsräten auf die Leistung der Banken sein könnten.

"Unsere Untersuchungen gehen mit den jüngsten politischen Bemühungen konform, die Diversity in Aufsichtsräten fördern möchten. Momentan schlagen wir der Regierung und der politischen Führung einen Diversity-Index vor, der die verschiedenen Ebenen von Diversity berücksichtigt und eine Verfolgung der Fortschritte in Bezug auf die Durchmischung ermöglicht", erklärt sie.

The performance effects of board heterogeneity: What works for EU banks? von:
>> Professorin Barbara Casu Lukac, Cass Business School
>> Professorin Francesca Arnaboldi, Universität Mailand
>> Dr. Elena Kalotychou, Technische Universität Zypern
>> Dr. Anna Sarkisyan, Universität Essex
(City, University of London: ra)

eingetragen: 10.10.18
Newsletterlauf: 26.11.18

City, University of London: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>



Meldungen: Studien

  • Leben nach dem Tod - Digital unsterblich?

    Neue Technologien wie KI ermöglichen das Weiterleben nach dem Tod in Form von digitalen Darstellungen (Avataren) oder Chatbots. Die Digital Afterlife Industry, die solche Möglichkeiten anbietet, gilt als vielversprechender Wachstumsmarkt. Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie SIT sowie der Universität Tübingen hat Gestaltungsvorschläge zum Umgang mit Avataren erarbeitet und in der Studie "Ethik, Recht und Sicherheit des digitalen Weiterlebens" zusammengefasst.

  • Compliance-Probleme im Finanzbereich

    Yokoy veröffentlichte ihre Studie "Ausgabenmanagement 2025: Ein Blick voraus", die auf der Grundlage von Daten von über 200 Finanzführungskräften in Deutschland und UK basiert. Sie untersucht, was den CFOs im Jahr 2025 wichtig ist und wo sie Schwierigkeiten sehen.

  • Per Klick zur Entschädigung

    Wenn der Urlaubsflieger mit stundenlanger Verspätung oder gar nicht abhebt, hat man Anspruch auf Entschädigung - doch die muss man einfordern. Jede und jeder Zehnte (10 Prozent) hat dazu bereits einen Online-Dienst genutzt, der bei der Durchsetzung von Fluggastrechten hilft. Weitere 20 Prozent können sich vorstellen, auf eine solche digitale Hilfe zurückzugreifen. Das sind Ergebnisse einer Befragung von 1.004 Personen in Deutschland ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

  • Desinformation zur Wahl

    Ob durch irreführende Posts, Bot-Netzwerke oder manipulierte Videos und Deep Fakes: Die allermeisten Menschen in Deutschland fürchten eine Einflussnahme anderer Staaten und ausländischer Akteure auf die Bundestagswahl. 88 Prozent der Wahlberechtigten nehmen an, dass fremde Regierungen, Personen oder Gruppen aus dem Ausland versuchen, die Bundestagswahl über soziale Medien zu manipulieren.

  • Gefahren von strategischer Korruption

    Transparency International hat den Korruptionswahrnehmungsindex 2024 (Corruption Perceptions Index, CPI) veröffentlicht. Der jährlich erscheinende Index ist der weltweit bekannteste Korruptionsindikator. Er umfasst 180 Staaten und Gebiete und bewertet den Grad der in Politik und Verwaltung wahrgenommenen Korruption. Der Meta-Index beruht auf der Einschätzung von Experten sowie Führungskräften.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen