Controller Verein: Umfrage zum Krisenmanagement
Nachhaltiges Controlling: Maßnahmen auf Kosten- wie auf Erlösseite - Netzwerke gegen "hochgradige" Verunsicherung
"Mix aus intelligenter Kostenreduktion und strategischen Investitionen"
(13.03.09) - "Diese wuchtige Wirtschaftskrise ist auch die Stunde nachhaltigen Controllings und intelligenten Kostenmanagements; nicht allein der reinen Cost-Cutter", erklärt Siegfried Gänßlen, Vorstandsvorsitzender des Internationalen Controller Vereins (ICV) und CEO der Hansgrohe AG. Wie der ICV aktuell erhoben hat, werde verbreitet versucht, einseitiges Kostensenken alten Musters zu vermeiden. Aber zugleich herrsche hochgradige Verunsicherung bei Controllern wie Managern, ob die ergriffenen Maßnahmen ausreichen.
Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch, wie auf der bevorstehenden größten Controlling-Fachtagung Mitteleuropas, dem 34. Congress der Controller am 11./12. Mai in München, ist enorm gefragt; Best Practice generiert der gastgebende ICV aus seinem weit verzweigten Praktiker-Netzwerk.
Führungskräfte aller Branchen und Unternehmensgrößen bewegt insbesondere ein Thema: Wie kann man auf einen derart dynamischen Abschwung reagieren? Der Internationale Controller Verein, die mit über 6.000 Mitgliedern in zwölf Ländern größte europäische Organisation der Controlling-Praktiker, hat eine Umfrage zur "Rolle der Controller in der Wirtschaftskrise" durchgeführt. Mit dem Branchennewsletter "Controller's e-News" und in Gesprächen wurde u.a. erhoben, wie Unternehmen den Auswirkungen der Krise gegensteuern.
"Insgesamt wird deutlich", sagt ICV-Vorsitzender Siegfried Gänßlen, "dass die Manager und Controller versuchen, einseitiges Kostensenken alten Musters zu vermeiden. Gleichzeitig zeigt sich aber auch eine hochgradige Verunsicherung, ob die ergriffenen Maßnahmen reichen." Wie Management, intelligente Wege aus der Krise sowie nachhaltiges Controlling in diesen harten Zeiten aussehen könnten, werden beim 34. Controller Congress mehr als 500 in- und ausländische Gäste mit namhaften Experten diskutieren. Darunter sind Fredmund Malik (Gründer des Management-Zentrums Sankt Gallen), Stefan Kraus (CFO, Deutsche Bank), Diethelm Sack (CFO, Deutsche Bahn) sowie Deutschlands Controlling-Pionier und ICV-Ehrenvorsitzender Dr. Dr. h.c. Albrecht Deyhle.
Intelligentes Kostenmanagement statt radikaler Schnitte
Niemals zuvor hat es einen derartig abrupten Markteinbruch gegeben, nach dem sich für so viele, darunter vormals kerngesunde Unternehmen, mit plötzlichen Milliardenverlusten die Existenzfrage stellt. "Dies ist vielfach die Stunde der reinen Sanierer und bloßen Cost-Cutter, die mit harten Schnitten und radikalen Investitionsstopps die Notbremse ziehen", erklärt Gänßlen. "Es ist aber offenbar auch die Stunde der Controller und intelligenten Kostenmanagements."
"Aus Sicht des modernen, nachhaltigen Controllings ist für die erfolgreiche Zukunft eines Unternehmens entscheidend, in Krisenzeiten nicht zu Radikalkuren zu greifen und blindwütig zu sparen", so der ICV-Vorstandsvorsitzende. "Es geht vielmehr um einen Mix aus intelligenter Kostenreduktion, die erbrachte Aufbauleistungen nicht auf lange Sicht in Frage stellt oder gar zerstört, und strategischen Investitionen. Wir sehen in der Praxis, dass unsere Business Partner im Controlling und das von ihnen beratene Management mehrheitlich mit ihren Maßnahmen sowohl auf der Kosten- als auch auf der Erlösseite ansetzen."
Flexibilisierung hat Vorrang
Die Mehrheit der befragten Unternehmen stellt auf der Kostenseite Maßnahmen bei Personal und Lieferanten ins Zentrum.
Wie der ICV herausgefunden hat, genießen etwa dauerhafte Lieferantenbeziehungen Vorrang vor Nachverhandlungen um jeden Preis. "In Preisverhandlungen steigt man nur dort ein, wo die Lieferanten im extremen Aufschwung der letzten Jahre und den damit verbundenen Lieferengpässen ungerechtfertigte Preiserhöhungen durchgesetzt haben", sagt Siegfried Gänßlen.
Im Personalbereich sollen vor allem sämtliche Möglichkeiten zur Flexibilisierung bzw. Übertragung der Kosten auf andere ausgeschöpft werden, um grundlegendes Know-how im Unternehmen zu halten. Der Abbau von Zeitguthaben, die Erweiterung von Gleitzeitrahmen, Kurzarbeit, Fortbildungsurlaub, "Bildungskarenz" in Österreich oder der gezielte Abbau nicht ausreichend qualifizierter Beschäftigter werden als Optionen angeführt.
Viele Manager begreifen laut ICV-Erkenntnissen Kurzarbeit als ein wichtiges Instrument, Anpassungen an die Auftragslage vorzunehmen, Kosten zurückzufahren und die Mitarbeiter dennoch im Unternehmen zu halten. "Das steht in einem erfreulich positiven Gegensatz zur früher gängigen Managementpraxis, bei ersten Anzeichen eines kräftigen Abschwungs erst einmal Beschäftigte freizusetzen, die man in guten Zeiten noch als wichtigsten Erfolgsfaktor gepriesen hatte", meint Prof. Heimo Losbichler, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des ICV und Professor an der FH in Steyr.
Auf Erlösseite strategische Investitionen
Gegen das "immer noch verbreitete Bild vom Controller als bloßem Zahlenmensch und genuinem Kostensenker" spricht laut Siegfried Gänßlen eine weitere Erkenntnis: Die Mehrheit der befragten Controller arbeite an Maßnahmen zur Überwindung der Krise auch auf der Marktseite, die zudem häufig mit Investitionen verbunden sind. Dazu zählen das Insourcing von Aktivitäten, die aus Kapazitätsmangel in der Wachstumsphase an Fremdfirmen vergeben worden sind, die Beschleunigung des Time to Market von neuen Produkten und Innovationen, die Stärkung der Vertriebstätigkeit oder der Eintritt in Nischen, deren Bearbeitung in Wachstumszeiten als nicht attraktiv genug galt.
Eine Option sähen Firmen mit hoher Markenbekanntheit und genügend Liquiditätsreserven auch darin, Engpassprodukte bzw. sehr häufig nachgefragte Artikel ganz gezielt auf Lager zu produzieren. Derart können sie durch kurze Lieferzeiten Wettbewerbsvorteile und Zusatzumsätze erzielen, wie Siegfried Gänßlen aus der eigenen Praxis bei der Hansgrohe AG bestätigt: "Wir haben so schon einige Aufträge gewonnen, weil wir als einzige sehr kurzfristig lieferfähig waren. Die Produktion auf Lager ist jedoch nur möglich wenn ein Unternehmen finanziell gut aufgestellt ist."
34. Congress der Controller, "Controlling in harten Zeiten"
Zeit/Ort: 11./12. Mai 2009 in München
Veranstalter: Internationaler Controller Verein eV (ICV)
Auszug Umfrage-Ergebnisse "Controller‘s e-News", 2009:
(12.500 Abonnenten, Rückläufer je Ausgabe und Frage: rd. 300, +/- 50)
In welcher Rolle sehen Sie sich selbst bei den aktuellen Spar-Aktionen der Unternehmen als Controller?
>> Initiativer Partner des Managements: 35 Prozent
>> "Rechenknecht" des Managements: 35 Prozent
>> "Kostenkiller": 10 Prozent
>> Risikomanager: 15 Prozent
>> anderes: 5 Prozent
Glauben Sie, dass Ihr Management auf der Basis der von Ihnen erstellten Informationen entsprechende Entscheidungen getroffen hat bzw. trifft?
>> ja, voll und ganz: 13 Prozent
>> ja, meistens: 51 Prozent
>> teils/teils: 29 Prozent
>> nein, meistens nicht: 6 Prozent
>> nein, völlig anders: 1 Prozent
Wie schätzen Sie Ihre Bedeutung als Controller für den Erfolg/das Überleben Ihres Unternehmens in der aktuellen Wirtschaftskrise ein?
>> Sehr hoch: 29 Prozent
>> Hoch: 47 Prozent
>> Eher niedrig: 18 Prozent
>> Unbedeutend: 6 Prozent
(Internationaler Controller Verein eV: ra)
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