Studie: Bankenregulierung entfaltet Wirkung
Die meisten Banken sehen ihr Geschäft aufgrund der Regulierung nicht in Frage gestellt
Eigenkapital und Liquidität gestärkt - Wachstum im Firmenkunden- und Privatkundengeschäft
(10.01.14) - Deutsche Kreditinstitute verfügen heute in Folge der zunehmenden Regulierung über erheblich mehr Kapital- und Liquiditätsreserven als vor der Finanzmarktkrise. Sie konzentrieren sich wieder stärker auf das Kundengeschäft mit Firmen- und Privatkunden und ziehen sich ganz oder zumindest teilweise aus dem Eigenhandel sowie aus besonders risikoreichen Geschäften zurück. Das hat eine KPMG-Studie in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband deutscher Banken (BdB) und dem Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) über die "Auswirkungen regulatorischer Anforderungen von 2010-2015" ergeben. Unter den teilnehmenden 20 Banken befinden sich sowohl Großbanken als auch Regional- und Privatbanken. Sie repräsentieren ca. 60 Prozent der Bilanzsumme aller deutschen Kreditinstitute.
Der Gesamtaufwand für die Umsetzung und Anwendung der unterschiedlichen Regulierungsmaßnahmen lässt sich für die deutschen Kreditinstitute auf eine Größenordnung von rund 9 Milliarden Euro jährlich veranschlagen. Er setzt sich zusammen aus geschätzten 2 Milliarden Euro direkter Kosten für Sach- und Personalaufwand (ca. 1,4 Milliarden Euro pro Jahr 2010-2015) und der FSMA-Bankenabgabe (ca. 0,6 Milliarden Euro jährlich). Dazu kommen die indirekten Kosten einer verbesserten Eigenkapital- und Liquiditätsausstattung (ca. 7 Milliarden Euro jährlich).
Im Zeitraum 2010 bis 2012 stand nach Angabe der befragten Banken jeder vierte Euro, der für bankinterne Projekte aufgewendet wurde, im direkten Zusammenhang mit neuen Regulierungsvorschriften. Für die Jahre 2013-2015 gehen die Institute davon aus, dass dieser Anteil auf rund ein Drittel steigen wird. Mit über 50 Prozent ist dabei der Anteil der regulierungsbedingten Kosten in den Bereichen Risikocontrolling/Risikomanagement" und "Compliance" erwartungsgemäß am größten.
Ulrich Pukropski, Leiter der Bereichs Financial Services bei KPMG, sagte: "Ziel unserer Studie war es, Transparenz zu schaffen und Diskussionsanstöße zu geben. Die meisten Banken sehen ihr Geschäft aufgrund der Regulierung nicht in Frage gestellt. Das größte Wachstumspotenzial in Bezug auf Erträge wird im Firmenkunden- und Privatkundengeschäft sowie der Vermögensverwaltung gesehen. Die Ergebnisse der Studie zeigen auch, dass die Regulierung Auswirkungen auf die Kapital- und Liquiditätslage der Kreditinstitute mit sich bringt und somit ihre Wirkung entfaltet hat. Dies ist jedoch auch mit Effekten auf die Ertragslage der Kreditinstitute verbunden."
Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, sagte: "Die Regulierungsmaßnahmen zeigen ihre Wirkung. Im Ergebnis ist der Bankensektor heute wesentlich stabiler und besser gegen Krisen gewappnet als zuvor. Daraus resultierend ist das Risiko für den Steuerzahler deutlich geringer geworden. Die aus der neuen Regulierung entstehenden Kosten sind für die Banken jedoch erheblich. Daher gilt es nun, das Erreichte auf seine Auswirkungen hin zu überprüfen. Die bestehende Regulierung muss ebenso wie neue Regulierungsansätze auf Widersprüche und Fehlanreize überprüft werden. So würde zum Beispiel die Einführung einer Leverage Ratio Impulse setzen, weniger in Staatsanleihen zu investieren, deren vermehrtes Halten jedoch durch die neuen Liquiditätsregeln gerade gefordert wird. Schließlich sollten die Folgen der Regulierung für die Produktvielfalt und Innovationskraft der Finanzbranche im Auge behalten werden. Mit Bankkredit, Sparbuch und Dokumentenakkreditiv allein kann kein Mittelständler und kein Großkonzern im internationalen Wettbewerb bestehen."
Implementierung stellt große Herausforderung dar
Die Studienteilnehmer betrachten die Implementierung neuer aufsichtsrechtlicher Regeln als die mittelfristig größte Herausforderung für ihren betrieblichen Erfolg. Viele Studienteilnehmer bemängeln auch die zunehmende Komplexität und kumulative Folgen der vielen unterschiedlichen Regulierungsvorstöße. Als besonders hoch erachten die Banken den Aufwand im Vergleich zum Regulierungszweck bei den neuen Meldewesen-Erfordernissen. Um die Regulierungskosten zu begrenzen, befürworteten die Studienteilnehmer eine Verlängerung von Umsetzungsfristen sowie eine verbesserte Koordination der Regulierungen.
Dr. Stephan Rabe, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands, erklärte: "Klare Aufsichtsregeln für Banken schaffen Vertrauen und Stabilität. Auch das ist eine Lehre aus der Finanzkrise. Dennoch werden bei den einzelnen Regulierungsvorhaben oft die Auswirkungen auf die Bankkunden nicht genügend beachtet. Auch wenn ihre Intentionen stimmt und jede Maßnahme für sich betrachtet sinnvoll erscheinen mag: Die kumulativen Folgen und Lasten werden nicht hinreichend abgeschätzt und die Koordination ist bislang mangelhaft. In ihrer Summe laufen die vielen regulatorischen Compliance-Maßnahmen daher den Interessen der Bankkunden zuwider." (KPMG: ra)
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