Online-Werbewirtschaft regulieren
Deutsche Vereinigung für Datenschutz: Illegales Real-Time-Bidding muss gestoppt werden
Beim Versteigern der Werbeanzeigen im Internet werden den werbenden Unternehmen detaillierte und teilweise hochsensible Datenprofile der User übermittelt
Real Time Bidding – auf Deutsch die "Echtzeitversteigerung" von Internet-Werbung durch Google sowie weitere Medien- und Werbeunternehmen – ist Gegenstand einer internationalen Kampagne von Bürgerrechtsorganisationen. Die Deutsche Vereinigung für Datenschutz e.V. (DVD), die sich an dieser Kampagne beteiligt, veröffentlicht nun in einem Schwerpunktheft ihrer "DatenschutzNachrichten" (DANA) eine umfassende Dokumentation zum Thema. In einem Aufsatz, einer Beschwerde an die europäischen Datenschutzbehörden sowie einem der Kampagne zugrunde liegenden Bericht von Johnny Ryan wird die Problematik des Real Time Bidding (RTB) dargelegt und begründet, weshalb dieses einen täglichen milliardenfachen Verstoß gegen die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) darstellt:
Beim Versteigern der Werbeanzeigen im Internet werden den werbenden Unternehmen detaillierte und teilweise hochsensible Datenprofile der User übermittelt, bevor dann dem meistbietenden Unternehmen gegen Zahlung eines Gebotspreises der Zuschlag erteilt wird und die Werbung beim User angezeigt wird. Dies alles geschieht innerhalb weniger hundertstel Sekunden und vollautomatisiert. Doch können weder Google mit seinem Angebot "Authorized Buyers" noch der Zusammenschluss IAB Europe mit seinem Standard "OpenRTB" garantieren, dass die anlässlich des Gebotsverfahrens übermittelten Daten nicht von den Werbetreibenden abgespeichert und missbraucht werden. Das gesamte Verfahren verstößt gegen das Transparenzgebot, das Zweckbindungsprinzip, das Profilingverbot sowie den Grundsatz der Datensparsamkeit der DSGVO.
Deshalb haben sich die DVD, gemeinsam mit der Digitalen Gesellschaft, DigitalCourage und dem Netzwerk Datenschutzexpertise an der von Liberties Europe gestarteten Kampagne gegen Real Time Bidding beteiligt. An der Kampagne beteiligen sich mehr als zehn Bürgerrechtsorganisationen sowie Privatpersonen aus 15 Mitgliedstaaten in der Europäischen Union. Im Rahmen der Kampagne werden die Datenschutzaufsichtsbehörden aufgefordert, dem illegalen Treiben bei der personalisierten Online-Werbung ein Ende zu bereiten. Zur Kampagne gehört auch, dass die Öffentlichkeit über dieses illegale Treiben aufgeklärt wird. Dem dient die nun veröffentlichte DANA-Schwerpunkt-Ausgabe. Darin kommen auch Google sowie der Bundesverband Digitale Wirtschaft, die deutsche Vertretung von IAB Europe, zu Wort.
Frank Spaeing, Vorsitzender der DVD, sagte: "Was sich im Hintergrund des Internets abspielt, ist eine digitale Ungeheuerlichkeit, von der sich normale Nutzerinnen und Nutzer keine Vorstellung machen. Letztlich werden dabei die User – im übertragenen Sinn – nackt gemacht und zum Spielball der Werbewirtschaft. Ergebnis ist letztlich die wirtschaftliche und nicht zuletzt auch die politische Manipulation. Wir haben nichts dagegen, dass im Internet Werbung angezeigt und verkauft wird. Dies ist Voraussetzung für viele unentgeltliche Webangebote. Wir wollen aber, dass dies rechtskonform, transparent und in Einklang mit dem Datenschutz geschieht."
Thilo Weichert, Mitglied im DVD-Vorstand, ergänzte: "Unsere Kampagne zielt darauf ab, dass die Aufsichtsbehörden der Online-Werbewirtschaft klare Vorgaben machen, was erlaubt ist und was nicht. Sollten sich Google & Co. hieran nicht halten, dann erwarten wir, dass die Behörden von ihren neuen Möglichkeiten der DSGVO Gebrauch machen, wozu verbindliche Verarbeitungsverbote sowie Geldbußen bis zu einer Höhe von 4 Prozent des globalen Jahresumsatzes des jeweils handelnden Unternehmens gehören." (DVD: ra)
eingetragen: 12.11.19
Newsletterlauf: 26.11.19
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