Sie sind hier: Home » Recht » Datenschutz und Compliance

Lottoskandal deckt massive Datenlecks auf


Datenmissbrauch: Unternehmen ist es nicht bewusst, wie schnell sensible Informationen in die falschen Hände geraten könnten
Vor dem Hintergrund von täglich Hunderten versandter E-Mails und Zeitmangel sind viele Unternehmen nicht in der Lage, alle Inhalte und Anhänge ihrer elektronischen Post lückenlos vor dem Versenden zu überprüfen


(14.08.08) - In Deutschland bahnt sich ein Skandal um die unerlaubte Weitergabe von Bankdaten tausender Verbraucher an. Der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein wurde in dieser Woche anonym eine Diskette mit persönlichen Datensätzen von 17 000 Bundesbürgern zugespielt. Diese enthalten neben Namen, Geburtsdatum und Adresse auch Kontoverbindungen und Telefonnummern. Die Namen der Excel-Dateien weisen laut Verbraucherzentrale auf die Süddeutsche Klassenlotterie hin, die allerdings in einer Stellungnahme betont hat, dass sie nie Daten von ihren Kunden an Dritte weitergegeben hat. Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach hat bereits Ermittlungen wegen Verstoßes gegen das Bundesdatenschutzgesetz aufgenommen.

"Auch wenn in Deutschland bislang nur wenige Fälle von Datenklau an die Öffentlichkeit gelangt sind, sollten Unternehmen spätestens jetzt ihre eigenen Informationssysteme auf potenzielle Datenlecks untersuchen und eine umfassende Sicherheitsstrategie einleiten", sagt Frank Bickerle, Sales Director Central Europe bei Workshare. "Die meisten Entscheidungsträger deutscher Unternehmen sind nach wie vor der Meinung, dass sich, solange im eigenen Betrieb nichts passiert ist, der Aufwand von allumfassenden Sicherheitsmaßnahmen nicht lohnt. Diese Auffassung ist jedoch falsch."

So seien sich viele Unternehmen nicht bewusst, wie schnell sensible Informationen in die falschen Hände geraten könnten. "Ein Mitarbeiter kann sensible Daten in Sekundenschnelle per Mail verschicken oder auf einen USB-Stick ziehen, ohne dass jemand etwas davon mitbekommt. Auch wenn die Transaktion später auffällt, ist der Schaden dann meistens schon angerichtet", so Bickerle. "Dabei darf man Mitarbeitern nicht immer böswillige Absichten unterstellen. Vor dem Hintergrund von täglich Hunderten versandter E-Mails und Zeitmangel sind viele beispielsweise gar nicht in der Lage, alle Inhalte und Anhänge ihrer elektronischen Post lückenlos vor dem Versenden zu überprüfen. Die meisten Mitarbeiter sind sich auch nicht darüber im Klaren, dass eigentlich gelöschte Inhalte in Word oder sogar in PDF nachträglich wieder sichtbar gemacht werden können."

Der Sicherheitsexperte rät Unternehmen deshalb dazu, neben personellen auch IT-basierte Sicherheitsvorkehrungen für den Datenverkehr einzurichten. Je nach Risikograd und Empfänger können Unternehmen beispielsweise Zugriffs-, Weiterleitungs- oder Änderungsrechte auf vertrauliche Dokumentenbestände einschränken. Auch können sie risikoreiche Inhalte bei einer Übertragung via E-Mail, USB-Stick oder CD schwärzen oder verschlüsseln lassen.

"Wir sprechen in diesem Fall von einer Unified Content Protection. Diese Strategie schützt vertrauliche Daten umfassend, unabhängig vom Kommunikationskanal und angepasst an das jeweils gegebene Risikoniveau. Unternehmen können hiermit nicht nur kritische Informationen aktiv vor Missbrauch schützen, sondern auch einzelne Datenhistorien konkret nachverfolgen", sagt Bickerle. "Das Rätsel um den aktuellen Lotterieskandal zeigt, wie wichtig nachvollziehbare Prozesse im Dokumenten- und Datenverkehr im Endeffekt sein können. Sowohl für Aufsichtsbehörden als auch für die Öffentlichkeit ist hinterher der Nachweis entscheidend, dass alle nötigen Vorkehrungen zum Schutz sensibler Daten auch tatsächlich getroffen worden sind." (Workshare: ra)


Meldungen: Datenschutz und Compliance

  • BvD fordert praxisnahe Reform der DSGVO

    Der Berufsverband der Datenschutzbeauftragten Deutschlands (BvD) e.V. fordert in einem aktuellen Positionspapier eine umfassende Reform der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Ziel ist eine moderne, risikobasierte Weiterentwicklung, die Bürokratie reduziert, Unternehmen mehr Rechtssicherheit bietet und zugleich den Schutz für Betroffene erhöht. Der Verband appelliert an die Bundesregierung, sich in Brüssel aktiv für praxisnahe Nachbesserungen starkzumachen - gerade im Interesse kleiner und mittlerer Unternehmen "Die DSGVO ist ein Meilenstein des Grundrechtsschutzes, aber sie braucht ein Update, das den digitalen Realitäten gerecht wird", sagt Thomas Spaeing, Vorstandsvorsitzender des BvD. "Datenschutzbeauftragte sind die Brückenbauer zwischen Regulierung und unternehmerischer Praxis. Wenn wir die Digitalisierung in Europa sicher und rechtskonform gestalten wollen, müssen wir ihre Rolle gezielt stärken - gerade im Mittelstand", führt er weiter aus.

  • Digitale Aufsicht im Praxistest

    Die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) hat erstmals eine automatisierte Webseitenprüfung durchgeführt und dabei Verstöße bei der Einbindung von YouTube-Videos auf Webseiten des Bundes identifiziert.

  • BfDI verhängt Geldbußen gegen Vodafone

    Die BfDI, Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider, hat der Vodafone GmbH zwei Geldbußen in einer Gesamthöhe von 45 Millionen Euro auferlegt. Durch böswillig handelnde Mitarbeitende in Partneragenturen, die im Auftrag von Vodafone Verträge an Kunden vermitteln, war es unter anderem zu Betrugsfällen durch fingierte Verträge oder Vertragsänderungen zulasten von Kunden gekommen.

  • Auslegung der Digitalrechtsakte

    Die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI), Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider, führte in Brüssel den wichtigen Dialog zur praxistauglichen und innovationsfreundlichen Auslegung der Digitalrechtsakte.

  • Pilotprojekt KI-Reallabor

    Die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI), Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider, hat gemeinsam mit der Hessischen Ministerin für Digitalisierung und Innovation, Prof. Dr. Kristina Sinemus, und dem Präsidenten der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, ein Pilotprojekt zur Simulation eines KI-Reallabors gestartet.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen