Sie sind hier: Home » Recht » Deutschland » Weitere Urteile

Keine Verletzung des Persönlichkeitsrechts


Gruppenfoto auf der Homepage ist nur Schlaglicht einer flukturierenden Belegschaft
Vom Arbeitnehmer erteilte Einwilligung besteht über die Beendigung des Arbeitsverhältnisses hinaus, wenn das Foto nur allgemeinen Illustrationszwecken dient


(30.04.13) - Das Landesarbeitsgericht (LAG) Rheinland-Pfalz hat mit Urteil vom 30.11.2012 (6 Sa 271/12) einen durchaus praxisrelevanten Fall zu Mitarbeiterfotos entschieden. In seinem Urteil stellte das LAG klar, dass das Foto einer Mitarbeitergruppe nicht mehr als "ein Schlaglicht auf eine – lebensnah betrachtet – den üblichen Fluktuationen unterliegende Belegschaft" sei. Da der Kläger weder namentlich genannt noch besonders herausgestellt wurde, bestehe keine Verletzung seines Persönlichkeitsrechts. Für Rechtsanwalt Dr. Oliver K.-F. Klug, Hauptgeschäftsführer des AGAD - Arbeitgeberverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e. V., entwickelt sich der "Beschäftigtendatenschutz" im Arbeitsrecht mehr und mehr zu einem "steten Quell der Freude".

"Zwar willigt ein Mitarbeiter, der sich für die Firmenhomepage fotografieren lässt, in das Foto und seine Verwendung ein. Eine Einwilligung hat aber den Nachteil, dass sie stets widerrufbar ist. Generelle Ausnahmen werden nur für Sonderfälle, beispielsweise das Fotomodell eines Modekatalogs, gemacht. Erfreulich ist, dass das LAG hier mit dem Entfernungsanspruch des Arbeitnehmers sehr restriktiv umgeht. Gleichwohl sollten sich Arbeitgeber der Problematik bewusst sein. Für besonders wichtige Fotostrecken empfiehlt sich daher das Ablichten eines "betriebsfremden Fotomodells". Bei Gruppenfotos mag es auch möglich sein, ausgeschiedene Mitarbeiter später unkenntlich zu machen", erklärt der Agad-Hauptgeschäftsführer.

Der Kläger war als gewerblicher Arbeitnehmer vom 01.06.2010 bis zum 15.03.2011 beschäftigt. Bereits nach knapp zehn Monaten endete das Arbeitsverhältnis durch einen Aufhebungsvertrag. Dieser sieht eine übliche Erledigungsklausel vor. Auch eine anschließend vom Kläger unterzeichnete Ausgleichsquittung enthielt die Formulierung, dass damit alle "sonstigen Ansprüche – gleich welcher Art – aus dem Arbeitsverhältnis und seiner Beendigung" erledigt seien.

Im November 2010 hatte die Beklagte die Mitarbeiterschaft zu einem betrieblichen Fototermin geladen. Der Kläger befand sich während dieser Zeit noch im Probestadium. Die Mitarbeiter waren gebeten worden, in Arbeitskleidung und mit dem Betriebsfahrzeug zu erscheinen. Nach dem Fototermin wurde das Foto im Internetauftritt der Beklagten auf der Seite "Über uns" abgelegt. Das Foto zeigte eine ca. 33 Personen umfassende, in Dreierreihen angeordnete Gruppe von Mitarbeitern. Diese waren sitzend und stehend hintereinander angeordnet und trugen einheitlich die Berufskleidung mit Firmenlogo.

Nach dem Ausscheiden verlangte der Kläger, dass dieses Foto mit seinem Antlitz aus dem Internet entfernt würde. Nachdem die Beklagte diesem Ansinnen nicht direkt nachkam, verlangte er Schmerzensgeld in Höhe von drei Bruttomonatsverdiensten, einem Betrag von rund 6.500 Euro.

Beide angerufenen Instanzen haben die Klage abgewiesen. Auch die Tatsache, dass das Gruppenfoto noch bis zum 26.01.2012 auf der Beklagten-Homepage sichtbar gewesen sei, stelle keine widerrechtliche Störung dar. Das LAG stellte heraus, dass der Kläger mit seiner Teilnahme an dem Fototermin zunächst in die Veröffentlichung eingewilligt habe. Bei Mitarbeitern, die sich freiwillig für Belegschaftsfotos fotografieren ließen, könne der Arbeitgeber regelmäßig vom stillschweigenden Arbeitnehmereinverständnis in die beabsichtigte Verwendung ausgehen.

Auch bestehe eine arbeitnehmerseits erteilte Einwilligung über die Beendigung des Arbeitsverhältnisses hinaus, wenn das Foto – wie hier – nur allgemeinen Illustrationszwecken diene und "ehemalige" Arbeitnehmer nicht besonders herausgestellt würden. Ferner betonte das LAG, dass der Widerruf des Arbeitnehmers in ein solches Foto – wie Rechtsausübungen im Allgemeinen – dem Grundsatz von Treu und Glauben (§ 242 BGB) unterliege. Der Arbeitnehmer sei schon wegen des Kostenaufwandes gehalten, auf Belange des Arbeitgebers Rücksicht zu nehmen.

Schlussendlich scheiterte jeder Anspruch des Klägers an den beiden eindeutigen Ausschlussklauseln.

Nicht mehr entscheiden musste die Kammer schließlich die Frage, ob es nicht ein milderes Mittel als die gänzliche Herausnahme des Fotos gegeben hätte. Das LAG verwies auf Instanzrechtsprechung, wonach derartige Ansprüche auf die Unkenntlichmachung (durch Schwärzung oder Verpixelung) zu beschränken seien. (Agad: ra)

Agad: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Weitere Urteile

  • Klage auf Auskunft gemäß Art. 15 DSGVO

    Der Bundesfinanzhof (BFH) hat mit Urteil vom 06.05.2025 - IX R 2/23 entschieden, dass statthafte Klageart für die gerichtliche Geltendmachung eines gegen eine Behörde gerichteten Anspruchs aus Art. 15 Abs. 1 und Abs. 3 Satz 1 i.V.m. Art. 12 Abs. 5 Satz 1 der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) auf Zurverfügungstellung einer Kopie der verarbeiteten personenbezogenen Daten die Verpflichtungsklage gemäß § 40 Abs. 1 Alternative 2 der Finanzgerichtsordnung (FGO) ist. Er schließt sich damit der Auffassung des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG) an (vgl. Urteile vom 30.11.2022 6 C 10.21, Rz 14, und vom 16.09.2020 6 C 10.19, Rz 12).

  • Betriebliche Veranlassung der Swap-Verträge

    Der Bundesfinanzhof (BFH) hat mit Urteil vom 10.04.2025 - VI R 11/22 entschieden, dass Ausgleichszahlungen im Rahmen eines Zinsswaps als Betriebsausgaben abzugsfähig sein können, soweit mit diesem ein betriebliches Zinsänderungsrisiko abgesichert werden soll.

  • Berufung auf das Informationsfreiheitsgesetz

    Ein Steuerpflichtiger hat nach dem Informationsfreiheitsgesetz keinen Anspruch auf Informationen hinsichtlich der Unterlagen, die der Erstellung der amtlichen Richtsatzsammlung zugrunde liegen. Dies hat der Bundesfinanzhof (BFH) mit Urteil vom 09.05.2025 - IX R 1/24 entschieden. Die amtliche Richtsatzsammlung ist ein Hilfsmittel, das von den Betriebsprüfern der Finanzämter als Hilfsmittel für die Verprobung von Umsätzen und Gewinnen von Steuerpflichtigen herangezogen wird. Sie wird jährlich in Form eines Schreibens vom Bundesministerium der Finanzen (BMF) auf seiner Homepage veröffentlicht.

  • Steuererklärung und Steuerbescheid

    Der Bundesfinanzhof (BFH) hat mit Urteil vom 27.11.2024 - X R 25/22 entschieden, dass ein Steuerbescheid stets geändert werden kann, wenn elektronisch übermittelte Daten an das Finanzamt (FA) übermittelt werden. Hierfür kommt es nicht darauf an, ob der Inhalt der Daten dem FA bereits bekannt war.

  • Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio

    Der Bundesfinanzhof (BFH) hat mit Urteil vom 21.11.2024 - VI R 1/23 entschieden, dass Aufwendungen für die Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio grundsätzlich nicht als außergewöhnliche Belastungen zu berücksichtigen sind. Dies gilt auch dann, wenn die Teilnahme an einem dort angebotenen, ärztlich verordneten Funktionstraining die Mitgliedschaft in dem Fitnessstudio voraussetzt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen