
KI-Innovationsfähigkeit der EU
EU-Kommission strebt mit ehrgeizigem Aktionsplan für den KI-Kontinent nach europäischer Führungsrolle im KI-Bereich
Die KI-Verordnung soll das Vertrauen der Bürger in die KI-Technik stärken und Investoren und Unternehmern die Rechtssicherheit bieten, die sie benötigen, um KI in ganz Europa auszubauen und einzusetzen
Ziel des vorgestellten Aktionsplans für den KI-Kontinent ist es, auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz (KI) weltweit führend zu werden. Wie von Präsidentin von der Leyen auf dem KI-Aktionsgipfel im Februar 2025 in Paris dargelegt, sollen mit dieser ehrgeizigen Initiative die traditionellen Stärken der europäischen Industrie und Europas außergewöhnlicher Talentpool als leistungsstarke Motoren für KI-Innovation und KI-Beschleunigung nutzbar gemacht werden.
Das Rennen um die Führungsrolle im Bereich der KI ist noch lange nicht gelaufen. Von modernsten KI-Basismodellen bis hin zu spezialisierten KI-Anwendungen ist die KI-Landschaft in der EU dynamisch. Sie wird durch Forschung, neue aufkommende Technologien und ein florierendes Ökosystem aus Start-ups und Scale-ups vorangetrieben. Der Aktionsplan für den KI-Kontinent soll die KI-Innovationsfähigkeit der Europäischen Union durch Maßnahmen und Strategien in fünf Schlüsselbereichen stärken:
Aufbau einer großen KI-Daten- und Recheninfrastruktur
Die Kommission wird die europäischen KI- und Hochleistungsrecheninfrastrukturen durch ein Netz von KI-Fabriken stärken. 13 dieser KI-Fabriken werden bereits im Umfeld weltweit führender Supercomputer in Europa aufgebaut. Sie werden KI-Start-ups, Industrieunternehmen und Forschende in der EU bei der Entwicklung von KI-Modellen und -Anwendungen unterstützen.
Wie im Kompass für Wettbewerbsfähigkeit angekündigt, wird die EU zudem auch bei der Einrichtung von KI-Gigafabriken helfen. Dabei handelt es sich um Großanlagen, die mit etwa 100 000 hochmodernen KI-Chips ausgestattet sind, d. h. viermal mehr als in derzeitigen KI-Fabriken. Sie werden eine gewaltige Rechenleistung und riesige Rechenzentren zusammenführen, um komplexe KI-Modelle in beispiellosem Umfang zu trainieren und zu entwickeln. KI-Gigafabriken werden die nächste Welle neuartiger KI-Modelle in Gang setzen und die strategische Autonomie der EU in kritischen Industriezweigen und in der Wissenschaft stützen, wofür öffentliche wie private Investitionen benötigt werden. Nun wird dazu eine Aufforderung zur Interessenbekundung für interessierte Konsortien veröffentlicht.
Private Investitionen in Gigafabriken werden auch durch die Initiative InvestAI angekurbelt, mit der Investitionen in Höhe von 20 Mrd. EUR in bis zu fünf KI-Gigafabriken in der gesamten Union mobilisiert werden sollen.
Um Anreize für Investitionen des Privatsektors in Cloud-Kapazitäten und Rechenzentren zu schaffen, wird die Kommission auch einen Rechtsakt über Cloud- und KI-Entwicklung vorschlagen. Ziel ist es, die Kapazität der Rechenzentren in der EU in den nächsten fünf bis sieben Jahren mindestens zu verdreifachen, was vor allem mit höchst nachhaltig betriebenen Rechenzentren geschehen soll.
Verbesserter Zugang zu großen und hochwertigen Datenbeständen
Die Förderung von KI-Innovationen erfordert auch den Zugang zu riesigen Mengen hochwertiger Daten. Ein wichtiges Element des Aktionsplans ist daher die Schaffung von Datenlaboren, die große Mengen hochwertiger Daten aus verschiedenen Quellen in KI-Fabriken zusammenführen und kuratieren werden. Noch im Laufe des Jahres 2025 wird eine umfassende Strategie für eine Europäische Datenunion auf den Weg gebracht, um einen echten Binnenmarkt für Daten zu schaffen, auf dem KI-Lösungen ausgebaut werden können.
Entwicklung von Algorithmen und Förderung der KI-Einführung in strategischen EU-Sektoren
Trotz des Potenzials der KI haben bislang nur 13,5 Prozent der Unternehmen in der EU künstliche Intelligenz bei sich eingeführt. Um maßgeschneiderte KI-Lösungen zu entwickeln, ihre industrielle Nutzung sowie ihre vollständige Übernahme in strategischen öffentlichen und privaten Sektoren der EU weiter zu fördern, wird die Kommission in den kommenden Monaten die Strategie "KI anwenden" auf den Weg bringen. Die europäische KI-Innovationsinfrastruktur, zu der insbesondere die KI-Fabriken und die Europäischen Digitalen Innovationszentren (EDIH) gehören, wird in dieser Strategie eine wichtige Rolle spielen.
Entfaltung von KI-Kompetenzen und -Talenten
Um dem steigenden Bedarf an KI-Talenten gerecht zu werden, wird die Kommission die internationale Anwerbung von hoch qualifizierten KI-Fachkräften und -Forschenden durch Initiativen wie den Talentpool, die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahme "MSCA Choose Europe" und die KI-Stipendienprogramme der künftigen Akademie für KI-Kompetenzen erleichtern. Dadurch sollen im KI-Sektor legale Migrationswege für hoch qualifizierte Arbeitskräfte aus Drittstaaten eröffnet und die besten europäischen KI-Forschenden und -Fachkräfte wieder nach Europa zurückgeholt werden. Außerdem werden Aus- und Fortbildungsprogramme zu KI und generativer KI in Schlüsselsektoren entwickelt, um die nächste Generation von KI-Fachkräften vorzubereiten und die Umschulung und Weiterbildung von Arbeitskräften zu unterstützen.
Vereinfachung der Rechtsvorschriften
Die KI-Verordnung stärkt das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Technik und bietet Investoren und Unternehmern die Rechtssicherheit, die sie benötigen, um KI in ganz Europa auszubauen und einzusetzen. Die Kommission wird zudem einen Service Desk für die KI-Verordnung einrichten, um Unternehmen bei der Einhaltung der KI-Verordnung zur Seite zu stehen. Er wird als zentrale Anlaufstelle und als Umschlagplatz für Informationen und Anleitungen im Zusammenhang mit den KI-Vorschriften dienen.
Nächste Schritte
Mit Blick auf die weitere Ausgestaltung der Initiativen dieses Aktionsplans für den KI-Kontinent leitet die Kommission mit der Vorlage des Aktionsplans zwei öffentliche Konsultationen ein, die bis zum 4. Juni 2025 laufen werden:
>> eine öffentliche Konsultation, in der alle interessierten Kreise aufgefordert werden, ihre Ansichten zum Rechtsakt über Cloud- und KI-Entwicklung zu äußern,
>> eine öffentliche Konsultation zur Strategie "KI anwenden", um die Prioritäten der Interessenträger, die Probleme bei der Einführung von KI und Meinungen über die Zweckmäßigkeit der vorgeschlagenen Lösungen und Politikansätze sowie über zusätzliche Maßnahmen für eine reibungslose und einfache Anwendung der KI-Verordnung in Erfahrung zu bringen.
Im Mai wird dann eine dritte öffentliche Konsultation zur Strategie für eine Europäische Datenunion folgen.
Parallel dazu wird die Kommission Dialoge mit Vertretern der Wirtschaft und des öffentlichen Sektors organisieren, um die Gestaltung der Strategie "KI anwenden" weiter voranzutreiben. In diesen Dialogen wie auch in den öffentlichen Konsultationen sollen einschlägige Beispiele für ungenutztes Potenzial bei der Einführung von KI-Technik in bestimmten Sektoren gesammelt, die derzeitige KI-Integration in Geschäfts- und Produktionsprozesse erörtert und Möglichkeiten für eine Ausweitung innerhalb dieser Sektoren und der Wirtschaft insgesamt aufgezeigt werden.
Hintergrund
Am 1. August 2024 trat die KI-Verordnung in Kraft, und am 4. Februar 2025 wurden Leitlinien zu verbotenen KI-Praktiken veröffentlicht. Am 24. Januar 2024 brachte die Kommission ein Maßnahmenpaket auf den Weg, mit dem europäische Start-up-Unternehmen und KMU bei der Entwicklung einer vertrauenswürdigen künstlichen Intelligenz unterstützt werden sollen. Am 9. Juli 2024 trat die geänderte Verordnung über das Gemeinsame Unternehmen EuroHPC in Kraft, mit der die Einrichtung von KI-Fabriken ermöglicht wird. Am 10. Dezember 2024 wurden sieben Konsortien für die Gründung von KI-Fabriken ausgewählt, zu denen am 12. März 2025 sechs weitere Konsortien hinzukamen. Auf dem KI-Aktionsgipfel am 11. Februar 2025 in Paris kündigte Präsidentin von der Leyen mit "InvestAI" eine Initiative zur Mobilisierung von Investitionen in die KI in ganz Europa in Höhe von 200 Mrd. EUR an. (EU-Kommission: ra)
eingetragen: 14.04.25