Covid-19: Wie die EU helfen kann, KMU zu stärken
Kleinunternehmen trifft die Corona-Krise besonders hart
Nach Ansicht der Abgeordneten sollte die EU die Anforderungen für KMU lockern und ihre Widerstandsfähigkeit stärken helfen
In einem im Dezember 2020 angenommenen Bericht tritt das Europäische Parlament für Maßnahmen ein, um kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dabei zu unterstützen, die Corona-Krise und große Herausforderungen wie Digitalisierung und Dekarbonisierung zu meistern.
Warum sind kleine und mittlere Unternehmen wichtig?
Die 24 Millionen KMU in der EU-27 bilden das Rückgrat der Wirtschaft und machen 99 Prozent aller Unternehmen in der EU aus. Sie erwirtschaften mehr als die Hälfte des europäischen BIP und beschäftigten vor der Covid-19-Pandemie rund 100 Millionen Menschen.
In ihrem Bericht rufen die EU-Abgeordneten die Europäische Kommission dazu auf, ihre neue KMU-Strategie infolge der Corona-Krise zu überarbeiten. Die Kommission hatte ihre "KMU-Strategie für ein nachhaltiges und digitales Europa" am 10. März 2020 vorgelegt – am Tag bevor die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Verbreitung des Coronavirus als Pandemie einstufte.
Unter den Kommissionsvorschlägen sind die Verbesserung des Zugangs von KMU zu ausländischen Märkten und die Ausweitung des Programms "Erasmus für junge Unternehmer weltweit", das Jungunternehmern Gelegenheit bietet, neue Erfahrungen auf Drittlandsmärkten zu sammeln.
Die Abgeordneten sprechen sich dafür aus, die KMU-Strategie mit der EU-Industriestrategie, der europäischen Datenstrategie und dem Grünen Deal in Einklang zu bringen, um KMU in den Übergang zu einem grünen und digitalen Europa einzubinden und zu unterstützen. Kleinunternehmen sind für Europas Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum, seine wirtschaftliche und technologische Unabhängigkeit und seine Widerstandsfähigkeit gegenüber externen Schocks von entscheidender Bedeutung.
Die Kultur- und Kreativbranche, in der KMU eine zentrale Rolle spielen, ist von der Corona-Krise besonders hart getroffen worden.
Weniger bürokratischer Aufwand
Kleine und mittlere Unternehmen benötigen Ressourcen, um komplexen bürokratischen Anforderungen gerecht zu werden. Übermäßige administrative und regulatorische Belastungen bremsten die Entwicklung von KMU, so die Abgeordneten. Sie fordern einen Fahrplan mit konkreten und verbindlichen Zielvorgaben und Indikatoren für eine bessere Rechtssetzung und eine Verringerung des Verwaltungsaufwands.
Laut einer Unternehmensumfrage von Eurochambres aus dem Jahr 2019 zählen komplexe Verwaltungsverfahren für 78 Prozent der KMU zu den größten Hindernissen bei ihrer Geschäftstätigkeit.
Die komplexen Anforderungen stellen KMU und insbesondere Mikrounternehmen vor Liquiditätsprobleme. Die Abgeordneten kritisieren die Schwierigkeiten beim Zugang zu Finanzierungslinien der Europäischen Investitionsbank (EIB). Als Lösung befürworten die Abgeordneten eine vorübergehende Lockerung der Vorschriften über staatliche Beihilfen.
Schwerpunkt auf Innovation und Marktzugang
KMU sollten auch bei Investitionen in Innovation berücksichtigt werden. Nach Ansicht der Abgeordneten sollen die Mitgliedstaaten Pilotinitiativen entwickeln, um die Einführung von Lösungen für den elektronischen Handel durch KMU zu beschleunigen. Bisher haben lediglich 17 Prozent der KMU digitale Technologien erfolgreich in ihr Unternehmen integriert. Sie benötigen Unterstützung, um Innovationsmöglichkeiten ergreifen und Synergien mit EU-Programmen maximieren zu können.
Das Parlament fordert die Kommission und die Mitgliedstaaten auf, unter anderem in Datenwirtschaft, künstliche Intelligenz, intelligente Produktion, Quanteninformatik und das Internet der Dinge (IoT) zu investieren und für eine starke KMU-Komponente in diesen Bereichen zu sorgen.
Derzeit exportieren rund 600.000 KMU in Länder außerhalb der EU. KMU, die Zugang zum globalen Markt suchen, würden ihre Wettbewerbsfähigkeit nur dann verbessern, wenn sie sowohl auf lokaler als auch auf internationaler Ebene unterstützt werden, heißt es im Bericht. (Europäisches Parlament: ra)
eingetragen: 18.01.21
Newsletterlauf: 09.03.21
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