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RTL-Serie "Erwachsen auf Probe" unter Beschuss


Bayerns Medienminister Schneider: "Werbeverzicht wegen RTL-Sendung "Erwachsen auf Probe" vorbildlich
Werbeverzicht von verantwortungsvollen Unternehmen entziehe "unsäglicher" Sendung wirtschaftliche Grundlage


(23.06.09) - Bayerns Medienminister Siegfried Schneider hat die Entscheidung mehrerer Markenartikelhersteller, Werbespots im Umfeld der umstrittenen RTL-Reihe "Erwachsen auf Probe" (Start: 3. Juni 2009) zurückzuziehen, als "vorbildlich" begrüßt. An der Serie gibt es zwar nach Aussage der Medienwächter juristisch nichts zu beanstanden (siehe auch: Stellungnahme der "Kommission für Jugendmedienschutz"), sie gilt jedoch aus ethisch-moralischer Sicht als höchst umstritten.

Schneider sagte: "Ich halte es für eine ausgesprochen verantwortungsvolle Entscheidung, wenn Unternehmen ihre Produkte nicht in Zusammenhang mit einer derart unsäglichen Sendung wie 'Erwachsen auf Probe' sehen wollen. Sie bringen damit zum Ausdruck, dass eine pädagogisch fragwürdige Sendung dem Image ihrer Unternehmen abträglich ist."

In der Sendung sollten unter anderem Säuglinge und Kleinkinder von ihren Eltern getrennt werden, um sie in die Obhut von fremden Teenagern zu geben. Und dies für die Dauer von vier Tagen, rund um die Uhr in einer völlig fremden Umgebung.

Der Deutsche Kinderschutzbund Bundesverband e.V. (DKSB) zeigte sich schon Anfang Mai entsetzt über die bevorstehende RTL-Serie.

"Diese Sendung setzt die Kinder einem hohen Risiko aus, ist somit Kindeswohlgefährdung und nicht hinnehmbar", sagt Paula Honkanen-Schoberth, Bundesgeschäftsführerin des DKSB.

Nach Ansicht des DKSB sind Kinder im Alter von 9-14 Monaten in einer hochsensiblen Phase und reagieren entwicklungsbedingt mit Angst und Abwehr auf fremde Personen. Honkanen-Schoberth: "Indem RTL diese Kinder existentiellen Ängsten aussetzt, nimmt der Sender die Entstehung einer Bindungsstörung bei den Kindern billigend in Kauf. Sollen wehrlose Babies hier den Preis dafür zahlen, dass RTL eine möglichst große Zuschauerzahl und damit hohe Werbeeinnahmen erzielen will? Das ist für uns nicht zu akzeptieren."

Die Einschaltung von Fachleuten, Kinderpsychologin, Ärztin, Erzieherin in der Sendung ist nach Ansicht des DKSB keine Lösung: "Diese Experten können die Kinder weder trösten, noch ihnen die Ängste nehmen", so Honkanen-Schoberth.

Honkanen-Schoberth sagte: "Auch die Teenager-Paare werden hier für den um sich greifenden Voyeurismus missbraucht. Die Ankündigung von RTL lässt vermuten, dass ein Scheitern des Erwachsen-Seins von vorne herein einkalkuliert wird und ein Ziel der Sendung die Abschreckung vor einem frühen Kinderwunsch sein soll."

Der Kinderschutzbund forderte RTL dringend auf, die Serie nicht auszustrahlen und keine weiteren, die Entwicklung der Kinder gefährdenden, gleich gearteten Sendungen mehr zu produzieren.

Wie das FAZ.NET am 18. Juni feststellte, gestaltet sich "Erwachsen auf Probe" für RTL allmählich zur "Rundum-Katastrophe". Ihre Macher sollten sich endlich eingestehen: "'Erwachsen auf Probe" ist für RTL ein einziges Desaster, eine Fehlentscheidung, die man nur noch aus Trotz weiter stolz vor sich herträgt." (Deutsche Kinderschutzbund Bundesverband e.V, Bayerische Staatsregierung: ra)

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