Stabilisierung des Euroraums
Wie ein klar festgelegtes Austrittsverfahren zur Stabilisation des Euroraums beitragen kann
Eurokrise: Kann die Einführung eines klar definierten Austrittsprozesses die Märkte beruhigen?
(23.10.12) - Im Nachgang zur EZB-Entscheidung vom 06. September und den damit einhergehenden Diskussionen bringt das Unternehmen Capco einen neuen Ansatz ins Spiel, um die Eurokrise nachhaltig in den Griff zu bekommen. "Wir brauchen ein offizielles, geordnetes und nachvollziehbares Austrittsverfahren", sagt Bernd Richter, Partner bei Capco. Es gäbe klare Regeln und Prozesse für Staaten, um Teil der EU zu werden und um in den Euroraum einzutreten. Jedoch gäbe es keinen vergleichbaren Prozess, der ein Ausscheiden von Staaten aus dem Eurowährungsraum regelt. Zwar beschreibt Artikel 50 des EU-Vertrags von 2007 die grundsätzliche Möglichkeit, aus dem Euroraum auszuscheiden. Jedoch fehle eine konkrete Beschreibung des Vorgangs.
Finanzmärkte brauchen klare Zeichen und eindeutig definierte Prozesse zur Versachlichung
Richter analysiert: "Allein das Vorhandensein eines eindeutig nachvollziehbaren Austrittprozesses wäre ein dringend benötigtes Signal, das zur Beruhigung aller beitragen und somit den Fortbestand des Euroraums sichern könnte." Die Folge wäre ein positiver Kaskadeneffekt. "Wenn klar ist, wann ein Ausscheiden notwendig ist, und vor allem wie ein solches Ausscheiden von Staaten und Banken umgesetzt werden kann und muss, um die betreffenden Staaten nicht in eine lang anhaltende Rezession zu schicken, würde sich wahrscheinlich die Eurokrise deutlich einfacher zu einem positiven Ende führen lassen", sagt Richter.
Banken müssen und können sich vorbereiten
Capco berät seit mehr als einem Jahr mehrere Banken, die sich auf das Ausscheiden eines Staates aus dem Euroraum vorbereiten wollen. Richter verdeutlicht: "Es geht in diesen Projekten nicht darum herauszufinden, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass beispielsweise Griechenland ausscheidet. Die Banken analysieren vielmehr, welche Risiken generell bestehen und stellen mit uns detaillierte Pläne auf, an was zu denken ist. Wir simulieren und trainieren danach den Ernstfall, damit es im Fall der Fälle keine Überraschungen gibt. Denn das ist das, was die Kunden zu Recht von ihrer Bank erwarten."
Die Ergebnisse der Kundenprojekte von Capco zeigen, dass vorbereitete Banken den Austritt eines Landes aus dem Euroraum besser meistern können und werden. Die eigentliche Gefahr für Kunden sei vielmehr die aktuelle, große Unsicherheit in der Politik, inwiefern ein Austritt Griechenlands die Probleme in Staaten wie Spanien oder Italien nochmals verschärft. "Diese Unsicherheit wäre weitaus geringer, wenn es ein geordnetes Verfahren zum Ausscheiden eines Staates aus dem Euroraum gäbe. Denn dann würden entsprechende Szenarien planbar und steuerbar und in Folge weniger attraktiv für Finanzmarktspekulationen", erklärt Richter. (Capco: ra)
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