Banken Spielraum für Wachstum lassen
Besonders stark betroffen von den Negativzinsen sind ausgerechnet die gesunden und liquiden Banken
EZB müsse klar kommunizieren, dass sie nach wie vor im Krisenmodus operiert, dieser Modus aber kein Dauerzustand sein kann
"Die Ertragslage der europäischen Banken ist angespannt. Vor allem durch die Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) drohen die Zinserträge – die wichtigste Ertragssäule der Banken – immer weiter zu erodieren. Dies behindert die Banken darin, ihre Schlüsselrolle für die Wirtschaft weiterhin zu erfüllen", betont Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes mit Blick auf die heute stattfindende "Banken im Umbruch"-Tagung in Frankfurt.
Kemmer sagte: "Besonders stark betroffen von den Negativzinsen sind ausgerechnet die gesunden und liquiden Banken. Doch nur gesunde Banken mit akzeptablen Ertragsperspektiven können Wirtschaft, Investitionen und Wachstum nachhaltig finanzieren."
Um aus diesem Dilemma herauszukommen sei dreierlei nötig: Erstens müssten die Banken selbst einen entscheidenden Beitrag leisten, indem sie ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen und ihre Geschäftsmodelle anpassen. Zweitens sei es wichtig, dass die Wirtschaftspolitik für wachstumsfreundliche Umfeldbedingungen sorge. Und drittens müsse die EZB klar kommunizieren, dass sie nach wie vor im Krisenmodus operiert, dieser Modus aber kein Dauerzustand sein kann.
Wenig hilfreich sei vor diesem Hintergrund die Ankündigung der EZB, die Leitzinsen für sehr lange Zeit auf dem aktuellen Niveau zu halten oder sogar noch weiter zu senken. Kemmer sagte: "Das schürt eher Konjunkturpessimismus, als dass sie die Nachfrage stärkt. Sie sorgt dafür, dass Investoren weiter abwarten und Wirtschaftsreformen verschleppt werden."
Auch mit Verweis auf das Brexit-Referendum ergebe die bereits angekündigte, weitere geldpolitische Lockerung der EZB bei wahrscheinlich nur geringen Wachstumseinbußen keinen Sinn. Im Gegenteil: "Die Risiken für die Finanzstabilität nehmen angesichts von Null- und Minuszinsen zu und weltweit droht ein durch die Geldpolitik kaschierter Abwertungswettlauf, der keine Gewinner haben wird", so Kemmer. (Bundesverband deutscher Banken: ra)
eingetragen: 03.09.16
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