Schattenbankensektor bedarf einer Regulierung


Compliance im Bankenwesen - Bankenverband äußert sich zur Regulierung von Schattenbanken und verlangt: "Keine Schnellschüsse"
Regulierung in den letzten Jahren weit fortgeschritten - Vorschläge des Finanzstabilitätsrats abwarten


(09.08.12) - "Es steht außer Frage, dass der Schattenbankensektor einer effizienten Regulierung bedarf. Die Politik sollte sich dabei stärker auf Aktivitäten und weniger auf sich schnell wandelnde Institutionen konzentrieren. Ich warne allerdings vor Schnellschüssen", sagte Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, vor Journalisten in Frankfurt.

Der Schattenbankensektor ist keinesfalls unreguliert. Die Baseler Eigenkapitalvorschriften beziehen etwa die Geschäfte zwischen Banken und dem Schattenbankensektor ausdrücklich mit ein. Darüber hinaus betreffen EU-Richtlinien, die für Investmentfonds und Investmentfondsmananger Vorgaben über Art der Anlagen und deren Höhe machen, auch den Schattenbankensektor. Auch die Entwicklung einer makroprudenziellen Aufsicht mit den entsprechenden Institutionen wie dem Europäischen Ausschuss für Systemrisiken, ist Teil der Regulierung des Schattenbankensektors.

Der von den G20 ins Leben gerufene Finanzstabilitätsrat (FSB) wird zum Ende des Jahres konkrete Empfehlungen für weitere Regulierungsschritte im Schattenbankensektor vorlegen. Die deutschen Banken sehen hier vor allem die Chance, dass der Grundsatz, dass gleiche Risiken auch gleichen Regeln unterliegen müssen, im globalen Kontext umgesetzt wird. Dies gilt vor allem auch dann, wenn es darum geht Chancengleichheit im Wettbewerb zwischen den USA und Europa herzustellen.

"Es wäre bedauerlich, sollte die Regulierungsschere über dem Atlantik noch weiter auseinander gehen, weil am Ende eine noch strengere Regulierung der Banken in Europa steht. Dieses vielleicht nur aus der Überlegung heraus, dass man hier der Meinung ist, dass Banken am einfachsten zu regulieren sind. Die Regulierung des Schattenbankensektors darf nicht der Maxime folgen, den verlorenen Hausschlüssel nur unter der Laterne zu suchen, weil es dort so schön hell ist. Wir hoffen daher, dass die Europäische Union hier keinen regulatorischen Alleingang startet", so Kemmer.

Das Ziel der Regulierung muss sein, das systemische Risiko eines Bank-Runs im Schattenbankensektor zu minimieren und möglichst auszuschalten. Im Bankensektor ist dies durch die Kombination von Bankenaufsicht, Einlagensicherung sowie dem Zugang zu Zentralbankgeld zur Liquiditätssicherung gelungen. Da dem Schattenbankensektor flüssige Mittel ausschließlich über besicherte Kredite zufließen, dürfte eine Regulierung dann Erfolg versprechen, wenn sie dazu führt, dass bei der Hinterlegung von Sicherheiten höchste Ansprüche an Qualität und Liquidität angewendet werden. (Bundesverband deutscher Banken: ra)

Bankenverband: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Weitere Maßnahmen sollten folgen

    Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) begrüßt die Entscheidung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), den sektoralen Systemrisikopuffer für Wohnimmobilienfinanzierungen von zwei auf ein Prozent zu senken. Damit reagiert die Aufsicht auf die veränderten Marktbedingungen und kommt einer Forderung der Kreditwirtschaft nach. Der Schritt ist ein wichtiges Signal für die differenzierte und verantwortungsvolle Anwendung makroprudenzieller Instrumente.

  • Dringend gesetzliche Klarheit & Bürokratieabbau

    Als am 1. Juli 2024 die Pflegepersonalbemessungsverordnung (PPBV) in Kraft getreten ist, waren sich die meisten Krankenhäuser über die weitreichenden Folgen vermutlich noch gar nicht im Klaren. Denn: Auch wenn der ursprüngliche Gedanke aus dem Gesundheitsministerium durchaus begrüßenswert ist - nämlich Pflege und Versorgung im Gesundheitswesen zu verbessern - ist es wieder einmal das Wie, das eine Besserung der oftmals dramatischen Lage verhindert. In der Praxis erweist sich die Verordnung nämlich nicht als pragmatische Lösung für bessere Arbeitsbedingungen oder einen Abbau von zeitintensiver Bürokratie, sie ist ziemlich genau das Gegenteil: ein bürokratisches Monster, das an inhaltlicher Komplexität seinem eigenen Namen in nichts nachsteht.

  • Stärkung der Demokratie notwendiger denn je

    Transparency Deutschland (TI-D) hat den Koalitionsvertrag der neuen Regierung geprüft - die Bilanz fällt weitgehend ernüchternd aus. Mit Blick auf Lieferkettengesetz, Geldwäschebekämpfung sowie Klima- und Umweltpolitik seien leider erhebliche Rückschritte zu erwarten.

  • Bewertung von PCI DSS 4.0

    Am 31. März 2025 trat die neueste Version des Payment Card Industry Data Security Standard (PCI DSS) in Kraft - Version 4.0*. PCI DSS 4.0 verlangt nicht nur, dass digitale Identitäten eindeutig Personen zugeordnet werden, sondern legt zudem den Fokus auf die Aufrechterhaltung robuster Sicherheitsmaßnahmen angesichts sich ständig weiterentwickelnder Cyberbedrohungen. Organisationen, die mit Zahlungskartendaten arbeiten, müssen verbesserte Sicherheitsanforderungen umsetzen - darunter auch starke Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA).

  • EU-Richtlinie gegen Diskriminierung muss kommen

    Auf EU-Ebene fanden weitere Verhandlungen zur "5. Antidiskriminierungsrichtlinie zur Anwendung des Grundsatzes der Gleichbehandlung ungeachtet der Religion oder der Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung" statt. Der Sozialverband VdK fordert die Bundesregierung auf, sich endlich dafür einzusetzen, dass diese verabschiedet wird.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen