Ist unsere Privatsphäre am Ende?


Im Grunde genommen ist Privatsphäre universell und das muss sie auch sein
Und dennoch neigen wir fatalerweise dazu, den Begriff der Privatsphäre in der digitalen Welt anders zu definieren als in der physischen Welt



Ein Kommentar von Joseph Carson, Chief Security Scientist bei Thycotic

"Der Schutz unserer persönlichen Daten ist heute eine fast unüberwindbare Herausforderung und das Ende der Privatsphäre, wie wir sie kennen, ist vielleicht näher, als wir denken. Schon heute werden wir fast überall und rund um die Uhr von vielen Kameras beobachtet und überwacht. Informationen wie unser Erscheinungsbild, unsere Stimmung oder wen wir treffen, können letztlich dazu verwendet werden, uns zu analysieren und Algorithmen werden unsere nächsten Handlungen voraussagen. Dabei sollten wir aber nicht vergessen, dass es die Privatsphäre ist, die es den Bürgern ermöglicht, frei zu sein. Schwindet diese Privatsphäre oder wird sie eingeschränkt, verlieren die Bürger letztlich ihre Freiheit.

Im Grunde genommen ist Privatsphäre universell und das muss sie auch sein. Und dennoch neigen wir fatalerweise dazu, den Begriff der Privatsphäre in der digitalen Welt anders zu definieren als in der physischen Welt. Die EU-DSGVO war ein wegweisender Einschnitt, der neue sinnvolle Richtlinien für mehr digitalen Datenschutz festgelegt hat und den Bürgern klare Rechte für die Wiedererlangung der Kontrolle über ihre digitalen Daten im Internet eingeräumt hat. Die DSGVO war ein Schritt in die richtige Richtung und hat eine Grenze gesetzt, was in Bezug auf Datenschutz, Datenerhebung und -verarbeitung akzeptabel und zulässig ist und was eben nicht.

Nichtsdestotrotz versuchen einige Regierungen nach wie vor, die Privatsphäre ihrer Bürger gänzlich abzuschaffen – meist mit der Begründung der Terrorbekämpfung.
Ironischerweise haben eben dieselben Regierungen auch die Notwendigkeit einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zum Schutz vor neuen Risiken erklärt, wobei Huawei's Beteiligung an 5G ein Paradebeispiel ist. Verschlüsselung ist das Recht eines Bürgers auf digitale Privatsphäre, genau wie wir es in der physischen Welt tun.

Ich denke, Privatsphäre, Datensicherheit und Vertrauen müssen als ein Gesamtpaket betrachtet werden; alle drei Aspekte sind eng miteinander verbunden und sind die Basis, um eine cyberresistente Gesellschaft aufzubauen. Wenn man die Privatsphäre opfert, opfert man auch die Sicherheit und das führt letztendlich zu einem Mangel an Vertrauen.

Immer wieder hört man: "Daten sind das neue Öl". Dieser Aussage muss ich aber widersprechen. Eigentlich müsste es heißen: "Der Mensch ist das neue Öl", denn wir sind das Produkt und unsere Daten sind die Waren, die zur Wertschöpfung gehandelt werden. Es liegt also nahe, dass Technologieunternehmen datenhungrig sind und so viele dieser Informationen wie möglich besitzen wollen." (Thycotic: ra)

eingetragen: 19.02.20
Newsletterlauf: 15.04.20

Thycotic: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Datenschutz und Informationsfreiheit

    Die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider ihren Tätigkeitsbericht vorgestellt. Dazu erklärt Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung: "Das Amt der Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit ist mit Blick auf die digitale Transformation und Zukunftstechnologien wie Künstlicher Intelligenz eines der wichtigsten in Deutschland. Der vorgelegte Tätigkeitsbericht zeigt den eingeschlagenen und dringend notwendigen Perspektivwechsel der BfDI, die Datenschutz und verantwortungsvolle Datennutzung gleichermaßen in den Blick nimmt."

  • Bitkom zum "AI Continent Action Plan" der EU

    Die EU-Kommission hat den "AI Continent Action Plan" vorgestellt, mit dem Europa bei Künstlicher Intelligenz zu den aktuell führenden Nationen USA und China aufschließen will. Dazu erklärt Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung: "Mit dem AI Continent Action Plan verschiebt die EU den Fokus von KI-Regulierung auf KI-Förderung - und dafür ist es höchste Zeit. Die europäischen Staaten können nur gemeinsam zu den führenden KI-Nationen USA und China aufschließen und die Grundlagen für eine wettbewerbsfähige, europäische KI schaffen. Eine KI aus Europa würde einen entscheidenden Beitrag zu Europas digitaler Souveränität leisten. Die aktuelle geopolitische Lage und die angespannten Handelsbeziehungen zu den USA machen dies notwendiger denn je."

  • Rückschlag im Kampf gegen Korruption

    Transparency Deutschland kritisiert den Koalitionsvertrag von Union und SPD als unzureichend im Hinblick auf Korruptionsbekämpfung und -prävention sowie Transparenz. Keine der drei Kernforderungen, die die Antikorruptionsorganisation bereits im Wahlkampf an die künftige Bundesregierung formuliert hatte, wurde im Koalitionsvertrag berücksichtigt. In der nächsten Legislaturperiode bleiben damit gravierende Defizite bestehen - und der Handlungsbedarf verschärft sich.

  • Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie

    Die Europäische Kommission hat am 26.02.25 mit der Omnibus-Richtlinie ein neues Paket von Vorschlägen zur Vereinfachung der EU-Nachhaltigkeitsvorschriften und zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit vorgelegt. Stefan Premer, Principal Sustainability Consultant - Global Lead Climate Strategy bei Sphera, Anbieterin von Lösungen für das Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen, erläutert unten seine Sicht zu diesen Vorschlägen.

  • Risiken frühzeitig zu kontrollieren

    Die Regulierung von KI ist ein zentrales politisches und wirtschaftliches Thema - doch während Europa auf Vorschriften setzt, treiben die USA und China die Umsetzung voran. Die EU versucht mit dem AI-Act, Risiken frühzeitig zu kontrollieren, doch der technologische Fortschritt lässt sich nicht per Gesetz erzwingen. Unternehmen müssen Verantwortung übernehmen, indem sie Transparenz fördern und Vertrauen schaffen - nicht nur aus ethischen Gründen, sondern auch für wirtschaftliche Vorteile.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen