Will die Schufa den gläsernen Bürger?


Piratenpartei zum angeblichen Schufa-Vorhaben: "Wir wollen keinen gläsernen Bürger und den Missbrauch von Daten verhindern"
Piratenpartei: "Wenn die Schufa sich in öffentlichen Medien als etwas ausgibt, was sie nicht ist, um an Daten zu gelangen, ist das eine arglistige Täuschung"

(11.06.12) - Die Wirtschaftsauskunftei Schufa plant laut Presseberichten (unter anderem NDR), gezielt Verbraucherdaten in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter oder Xing für Kreditwürdigkeitsprüfungen zu sammeln. Darauf weist die Piratenpartei hin. Die Schufa plane angeblich sogar, verdeckte Profile in Sozialen Netzwerken anzulegen, andere Benutzer zur Teilnahme aufzufordern und diese dann zur Beschaffung von privaten Daten zu nutzen. Der Vorsitzende der Piratenpartei Deutschland, Bernd Schlömer, kritisiert ein solches Vorgehen und ruft die Bürger angesichts immer weitreichenderer Nutzungsmöglichkeiten zu mehr Bewusstsein über die Risiken ihres Umgangs mit Medien auf.

"Wenn die Schufa sich in öffentlichen Medien als etwas ausgibt, was sie nicht ist, um an Daten zu gelangen, ist das eine arglistige Täuschung", kritisiert Schlömer von der Piratenpartei. "Es kann nicht sein, dass eine Organisation, die über jeden Bürger Persönlichkeitsprofile mit sensiblen Daten für Auskunftszwecke anlegt, bewusst ausnutzt, dass großen Teilen der Bevölkerung nicht klar ist, wofür veröffentlichte Daten genutzt werden können. Es ist ein legitimes Ziel, Kreditausfälle minimieren zu wollen, aber die Datensammlung muss klare Grenzen haben. Wir wollen keinen gläsernen Bürger und Missbrauch von Daten verhindern."

Das Forschungsprojekt, das die Schufa nun mit dem Hasso-Plattner-Institut durchführt werde, soll neue Technologien zur Gewinnung von Informationen aus öffentlich zugänglichen Daten hervorbringen. Umso wichtiger ist es, dass sich die Bürger der Möglichkeiten der Daten- und Informationsverknüpfungen im Netz bewusst werden und sich im Umgang mit den neuen Medien weiterbilden. "Eigene Medienkompetenz ist unverzichtbar", resümiert Sebastian Nerz, stellvertretender Vorsitzender der Piraten.

Die Piratenpartei fordert eine Kontrollmöglichkeit der Bürger über ihre Daten. Dazu soll ein durchsetzbarer und unentgeltlicher Anspruch auf Selbstauskunft und gegebenenfalls auf Korrektur, Sperrung oder Löschung der Daten bestehen. (Piratenpartei: ra)

Lesen Sie auch:
Schufa-Pläne stoßen auf Kritik aus der Politik
Vertrauen in das Internet wird beschädigt
Start und Stopp eines "Webforschungsprojektes"
Vorsicht bei Nutzung von Google und Facebook


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Reduktion bürokratischer Hürden war überfällig

    Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) begrüßt, dass die EU-Kommission die Bedeutung des europäischen Verbriefungsmarktes erkannt und konkrete Reformvorschläge vorgelegt hat. Die geplanten Entlastungen bei Sorgfaltspflichten, Reporting und aufsichtlichen Prozessen sind ein Schritt in die richtige Richtung.

  • Haftungsübernahme der Banken & Betrugsproblem

    Die Europäische Union will Betrug eindämmen, bei dem Kundinnen und Kunden von Kriminellen getäuscht und zu Zahlungen verleitet werden. Der Rat hat sich nun auf seine Position zur Änderung des Zahlungsrechts verständigt. Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes und diesjähriger DK-Federführer, betont: "Betrug kann nur wirksam bekämpft werden, wenn alle Beteiligten - Kreditinstitute, Telekommunikationsanbieter und Internetplattformen - ihren Beitrag leisten. Das muss auch der gesetzliche Rahmen widerspiegeln." Denn die Kriminellen entwickelten ihre Betrugsmaschen ständig weiter und nutzen neue Einfallstore über Social Media und andere digitale Kommunikationsmittel. Unerlässlich ist aber auch die Wachsamkeit der Kundinnen und Kunden. "Ohne ihre Mithilfe kann das Problem nicht gelöst werden", so Herkenhoff weiter.

  • Neue EU-Labels zu Langlebigkeit

    Am 20. Juni 2025 trat die neue EU-Ökodesignverordnung in Kraft.?Zugleich gibt es neue EU-Labels zu Langlebigkeit und Reparierbarkeit. Dazu erklärt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder: "Die neuen Regelungen zum Ökodesign und entsprechenden Kennzeichen sind ein wichtiger Schritt für mehr Nachhaltigkeit in der digitalen Welt."

  • Finanzsektor muss mitgedacht werden

    Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) sieht Fortschritte, da sich die EU-Mitgliedsstaaten auf eine allgemeine Ausrichtung zur Omnibus Initiative geeinigt haben. Die ursprünglich von der Europäischen Kommission geplanten Vereinfachungen bei Berichtspflichten im Bereich Sustainable Finance sind ein wichtiger Schritt, um Unternehmen von Bürokratie zu entlasten und Nachhaltigkeit in der Praxis wirksamer zu gestalten.

  • Krisenmanagement & Einlagensicherung

    Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) begrüßt den politischen Kompromiss zur Reform des europäischen Rahmens für Krisenmanagement und Einlagensicherung (CMDI). "Der Kompromiss ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Einlagensicherung kann modernisiert, das europäische Abwicklungsregime gestärkt werden. Doch zentrale Fragen zur Rolle und finanziellen Belastung nationaler Sicherungssysteme bleiben offen", sagt Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des diesjährigen DK-Federführers Bundesverband deutscher Banken."

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen