Verkaufsförderung der Pharmaunternehmen


Transparency zum Versuch der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, den Vertrauensverlust in Ärzteschaft zu stoppen: "Vorliegenden Listen zu Anwendungsbeobachtungen endlich veröffentlichen"
Werden Anwendungsbeobachtungen vor allem zur Verkaufsförderung der Pharmaunternehmen veranlasst?


(09.10.09) - Die Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland begrüßt den Vorstoß der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Anwendungsbeobachtungen schärfer zu regulieren. Der Vorstoß zeigt, dass auch die Ärzteschaft nicht länger nur Zuschauer des schwindenden Vertrauens zum Arzt sein will. Sylvia Schenk, Vorsitzende von Transparency Deutschland, stellte fest: "Das Vertrauensverhältnis des Patienten zum Arzt ist viel zu wichtig, als es durch kurzfristige Profitinteressen zu gefährden. Jeder Mensch in diesem Land, ob gesetzlich oder privat versichert, muss das Vertrauen haben können, dass er nach bestem Wissen und Gewissen behandelt wird".

In der FAZ (30. September 2009) hatte KBV-Vorstand Müller den dringenden Verdacht geäußert, dass Anwendungsbeobachtungen - die Transparency seit Jahren scharf kritisiert - vor allem zur Verkaufsförderung der Pharmaunternehmen veranlasst würden. Bereits Anfang September hatten behauptete Kickback-Zahlungen für Aufsehen gesorgt. Dabei ging es um die Auftragsvergabe zwischen Ärzten und Krankenhäusern, Zahnärzten und Dentallaboren, Internisten und Röntgenärzten oder Orthopäden und Schuhmachermeistern.

Der heutige Ruf der Kassenärztlichen Bundesvereinigung nach dem Gesetzgeber darf allerdings nicht von der eigenen Verantwortung der KBV ablenken.

Anke Martiny, Vorstandsmitglied von Transparency Deutschland, sagte: "Wir fordern die KBV und die regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen auf, die ihr vorliegenden Listen zu Anwendungsbeobachtungen endlich zu veröffentlichen und erst dann nach dem Gesetzgeber zu rufen".

Nach §67 Arzneimittelgesetz sind die Pharmaunternehmen längst verpflichtet, alle Anwendungsbeobachtungen zu melden, und überhöhte Entschädigungen sind verboten. Weiterhin sind die Kassenärztlichen Vereinigungen für die Verfolgung und Ahndung von Verstößen gegen die Berufsordnung zuständig.

Anke Martiny forderte: "Die Kassenärztlichen Vereinigungen müssen endlich Zahlen und Fakten auf den Tisch legen, wie sie ihrer Pflicht nachkommen Unregelmäßigkeiten nachzugehen. Wir sind gegen den gläsernen Patienten, aber für den gläsernen Arzt". (Transparency: ra)

Transparency International: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Weitere Maßnahmen sollten folgen

    Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) begrüßt die Entscheidung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), den sektoralen Systemrisikopuffer für Wohnimmobilienfinanzierungen von zwei auf ein Prozent zu senken. Damit reagiert die Aufsicht auf die veränderten Marktbedingungen und kommt einer Forderung der Kreditwirtschaft nach. Der Schritt ist ein wichtiges Signal für die differenzierte und verantwortungsvolle Anwendung makroprudenzieller Instrumente.

  • Dringend gesetzliche Klarheit & Bürokratieabbau

    Als am 1. Juli 2024 die Pflegepersonalbemessungsverordnung (PPBV) in Kraft getreten ist, waren sich die meisten Krankenhäuser über die weitreichenden Folgen vermutlich noch gar nicht im Klaren. Denn: Auch wenn der ursprüngliche Gedanke aus dem Gesundheitsministerium durchaus begrüßenswert ist - nämlich Pflege und Versorgung im Gesundheitswesen zu verbessern - ist es wieder einmal das Wie, das eine Besserung der oftmals dramatischen Lage verhindert. In der Praxis erweist sich die Verordnung nämlich nicht als pragmatische Lösung für bessere Arbeitsbedingungen oder einen Abbau von zeitintensiver Bürokratie, sie ist ziemlich genau das Gegenteil: ein bürokratisches Monster, das an inhaltlicher Komplexität seinem eigenen Namen in nichts nachsteht.

  • Stärkung der Demokratie notwendiger denn je

    Transparency Deutschland (TI-D) hat den Koalitionsvertrag der neuen Regierung geprüft - die Bilanz fällt weitgehend ernüchternd aus. Mit Blick auf Lieferkettengesetz, Geldwäschebekämpfung sowie Klima- und Umweltpolitik seien leider erhebliche Rückschritte zu erwarten.

  • Bewertung von PCI DSS 4.0

    Am 31. März 2025 trat die neueste Version des Payment Card Industry Data Security Standard (PCI DSS) in Kraft - Version 4.0*. PCI DSS 4.0 verlangt nicht nur, dass digitale Identitäten eindeutig Personen zugeordnet werden, sondern legt zudem den Fokus auf die Aufrechterhaltung robuster Sicherheitsmaßnahmen angesichts sich ständig weiterentwickelnder Cyberbedrohungen. Organisationen, die mit Zahlungskartendaten arbeiten, müssen verbesserte Sicherheitsanforderungen umsetzen - darunter auch starke Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA).

  • EU-Richtlinie gegen Diskriminierung muss kommen

    Auf EU-Ebene fanden weitere Verhandlungen zur "5. Antidiskriminierungsrichtlinie zur Anwendung des Grundsatzes der Gleichbehandlung ungeachtet der Religion oder der Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung" statt. Der Sozialverband VdK fordert die Bundesregierung auf, sich endlich dafür einzusetzen, dass diese verabschiedet wird.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen