Bekämpfung der Geldwäsche


Umfrage: Finanzdienstleister sind auf die Risiken durch Geldwäsche schlecht vorbereitet
Fast zwei Drittel der Befragten ergreifen – mitunter unnötige – risikominimierende Maßnahmen



Geldwäsche und die damit verbundenen behördlichen Untersuchungen stellen für Unternehmen der Finanzbranche mehr denn je große Risikofaktoren dar. Viele versuchen deshalb, mit Maßnahmen der Risikominimierung gegenzusteuern und trennen sich – mitunter grundlos – von ansonsten profitablen Geschäftsfeldern oder beenden geschäftliche Beziehungen. Gleichzeitig fehlt es in zahlreichen Unternehmen an angemessenen Budgets für Anti-Geldwäsche-Programme und für Maßnahmen zur Einhaltung von Rechtsvorschriften. Defizite gibt es zudem bei der Schulung und Weiterbildung von Vorstands- und Geschäftsführungsmitgliedern. Das sind die Ergebnisse einer internationalen Umfrage, die das global tätige Beratungsunternehmen AlixPartners unter Führungskräften und Vorständen von 361 Finanzunternehmen durchgeführt hat.

Fast zwei Drittel (63 Prozent) der Befragten geben an, dass in ihren Unternehmen Maßnahmen zur Risikominimierung ergriffen wurden. Aus der Umfrage wird allerdings deutlich, dass dadurch stellenweise die Risiken sogar steigen können: Kunden suchen mitunter andere Wege, um auch weiterhin ihre Geschäfte abzuwickeln – und verschachteln dabei etwa verstärkt ihre geschäftlichen Beziehungen zu Korrespondenzbanken. Die daraus entstehenden Strukturen aber sind schwer durchschaubar, wirken verdächtig oder deuten auf gesetzwidrige Verstöße hin.

32 Prozent der Befragten erachten die Budgets für die Bekämpfung von Geldwäsche und für die Einhaltung entsprechender Vorschriften in ihren Unternehmen als "unzureichend" oder "sehr unzureichend".

Zudem lässt die Umfrage darauf schließen, dass ein umfassendes Verständnis von Geldwäsche-Risiken noch nicht überall in den oberen Führungsetagen der Finanzunternehmen angekommen ist: 20 Prozent der Befragten geben an, dass Vorstand und Management keine entsprechenden Schulungen oder regelmäßigen Trainings erhalten haben – und dies, obwohl erst kürzlich zahlreiche neue internationale Compliance-Standards festgelegt wurden.

"Bei der Bekämpfung der Geldwäsche ist es wie bei allen wichtigen Unternehmensthemen – der Erfolg hängt von der klaren Unterstützung durch das obere Management, die Geschäftsführung und den Vorstand ab", sagt Sven Stumbauer, Managing Director im Bereich Financial Advisory Services bei AlixPartners. "Die Richtung und die Erwartungshaltung müssen von der Unternehmensspitze vorgegeben werden. Zur Unterstützung bedarf es zudem kontinuierlicher Weiterbildungsmaßnahmen und Schulungen. Nur dann kann es gelingen, eine Compliance-Kultur zu etablieren."

Laut Studie setzen Unternehmen der Finanzwirtschaft immer mehr auf technologische Instrumente, um ihre Compliance-Bemühungen zu verstärken. Die Mehrheit der Befragten (54 Prozent) sagt, dass IT-Systeme zur Überwachung der Einhaltung von Geldwäscheregelungen mit die wichtigsten Investitionen in den nächsten zwölf bis 24 Monaten darstellen.

"Belastbare IT-Systeme in Verbindung mit der Eingabe relevanter Daten sind wesentlicher Bestandteil einer funktionierenden Anti-Geldwäsche-Compliance", ergänzt Stumbauer. "Finanzunternehmen halten es nach wie vor für unabdingbar, über die richtigen Tools zu verfügen, um verdächtige Aktivitäten oder mögliche Verstöße zu erkennen und gemeldet zu bekommen. Nicht alle aber glauben, dass ihre derzeitigen Systeme auch ausreichend oder präzise genug eingestellt sind."

Positiv ist festzuhalten, dass eine deutliche Mehrheit der befragten Unternehmen ihre Anti-Geldwäsche- und Compliance-Verpflichtungen ernst nimmt. So geben 92 Prozent der Befragten an, dass ihre Unternehmen ein formalisiertes Anti-Geldwäsche- und Compliance-Programm installiert haben. Bei 35 Prozent aber werden laut Umfrage keine unabhängigen jährlichen Überprüfungen oder Leistungsvergleiche ihrer Programme durchgeführt.

Über die Umfrage
Im Rahmen der "AlixPartners 2017 Global Anti-Money-Laundering and Sanctions-Compliance Survey" wurden Führungskräfte aus den Bereichen Compliance, Risikomanagement und Recht, C-Level-Manager und Vorstandsmitglieder von verschiedenen Unternehmen der Finanzbranche sowohl online als auch in Interviews befragt. Dazu gehörten eine Reihe globaler Finanzunternehmen, wie Privat-, Firmen- und Geschäftsbanken, Private-Banking-Institute und globale Großbanken, Finanzmakler und Wertpapierhändler, Asset Manager, Versicherungsgesellschaften sowie andere Arten von Finanzinstituten, einschließlich souveräner Zentralbanken.
(AlixPartners: ra)

eingetragen: 10.01.18
Home & Newsletterlauf: 05.02.18

AlixPartners: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • KI definiert Geschäftsmodelle neu

    In Deutschlands Chefetagen mangelt es an ausreichender Kompetenz im Bereich generativer Künstlicher Intelligenz (GenAI). Zwei Drittel der Führungskräfte gehen selbstkritisch davon aus, dass Entscheider ohne fundiertes KI-Verständnis mittelfristig aus der Leitungsebene verdrängt werden. Zudem erwarten 52 Prozent, dass künftig vor allem vollständig auf generativer KI basierende Geschäftsmodelle dominieren werden.

  • Nur die wenigsten haben eine Cyberversicherung

    Wenn plötzlich wichtige Daten nach einem Angriff mit Schadsoftware verschwunden sind, jemand anderes sich im Internet der eigenen Identität bemächtigt und damit Schäden verursacht oder auch wenn man beim Online-Shopping betrogen wird - Opfer von Kriminalität im Internet zu werden, kann schnell teuer werden. Abhilfe versprechen Cyberversicherungen. Allerdings haben derzeit die wenigsten Internetnutzerinnen und -nutzer in Deutschland eine entsprechende Absicherung.

  • Identity Governance und Administration

    Omada hat die Veröffentlichung ihres jährlichen State of Identity Governance Report für 2025 bekannt gegeben. Der Bericht untersucht die Sicht von IT- und Geschäftsführern auf Bedrohungen im Kontext von Identitätssicherheit und die Lösungen, die sie zur Bewältigung dieser Herausforderungen einsetzen.

  • Überwinden des "Henne-Ei-Problems"

    Der ibi-Payment-Report 2024 behandelt ein umfangreiches und vielfältiges Themenspektrum. Dabei wurde auch SEPA Request-to-Pay detailliert betrachtet. Die aus den Online-Befragungen von 1.024 Endkunden sowie 40 Fach- und Führungskräften aus den Bereichen Zahlungsverkehr und Payment von Kreditinstituten erzielten Ergebnisse zeigen, dass die Meinungen über das Gelingen einer flächendeckenden Durchsetzung von SEPA Request-to-Pay stark divergieren.

  • Leben nach dem Tod - Digital unsterblich?

    Neue Technologien wie KI ermöglichen das Weiterleben nach dem Tod in Form von digitalen Darstellungen (Avataren) oder Chatbots. Die Digital Afterlife Industry, die solche Möglichkeiten anbietet, gilt als vielversprechender Wachstumsmarkt. Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie SIT sowie der Universität Tübingen hat Gestaltungsvorschläge zum Umgang mit Avataren erarbeitet und in der Studie "Ethik, Recht und Sicherheit des digitalen Weiterlebens" zusammengefasst.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen