Produktpiraterie: Reaktion anstatt Prävention


Studie zur Produkt- und Markenpiraterie: Die meisten Unternehmen (70 Prozent) sind nicht in der Lage, die durch Fälschung entstandene Schadenhöhe zu beziffern
Durchsetzung von Marken- und Urheberrechten sowie die juristische Verfolgung im Fall von Rechtsverletzungen sind für drei Viertel der Befragten das wesentliche Mittel zur Bekämpfung von Produktpiraterie

(20.09.11) - Deutsche Unternehmen sichern sich nur unzureichend gegen Produkt- und Markenpiraterie und somit gegen Image- und Umsatzschäden ab. Zu diesem Ergebnis kommt eine branchenübergreifende Studie der Management- und Technologieberatung BearingPoint unter 30 führenden Unternehmen. Die Studie zeigt: Obwohl 79 Prozent der befragten Unternehmen schon einmal von Produkt- und Markenpiraterie betroffen waren, plant nur ein Drittel (32 Prozent), seine Präventionsaktivitäten auszubauen.

Der Großteil der Unternehmen beschränkt sich bislang vor allem auf Reaktion anstatt auf Prävention: Rechtliche Maßnahmen, wie die Durchsetzung von Marken- und Urheberrechten sowie die juristische Verfolgung im Fall von Rechtsverletzungen sind für drei Viertel der Befragten das wesentliche Mittel zur Bekämpfung von Produktpiraterie. Die meisten Unternehmen (70 Prozent) sind nicht in der Lage, die durch Fälschung entstandene Schadenhöhe zu beziffern. In vielen Fällen werden Piraterieschäden überhaupt nicht gemessen. Die meisten Befragten verlassen sich auf Schätzungen, zum Beispiel durch eigene Recherchen im Internet oder am Point of Sale (32 Prozent).

"Rechtliche Maßnahmen sind wichtig, greifen aber erst im Nachgang, wenn der Schaden bereits entstanden ist. Angesichts sich rasant entwickelnder Fälschungsverfahren und der globalen Reichweite durch das Internet sollten die Unternehmen hier unbedingt aktiv werden", warnt Matthias Loebich, Partner bei BearingPoint. "Nicht nur der Umsatzverlust schadet den Unternehmen. Durch Plagiate, die in der Regel eine minderwertige Qualität aufweisen, ist auch das Image, unter Umständen sogar die Existenz eines Herstellers bedroht. In der Pharma- oder Lebensmittelindustrie können Fälschungen für den Verbraucher sogar gesundheitsgefährdend sein."

Präventiv wirkende ganzheitliche Konzepte sind bei den befragten Unternehmen unterrepräsentiert. Technisch gestaltete Kennzeichnungsmittel, um Originale fälschungssicher zu machen, nutzt zwar bereits jedes zweite Unternehmen (54 Prozent). Aber nur ein Fünftel der Unternehmen plant oder setzt bereits ein System zur Echtheitsprüfung von Produkten für Kunden ein, wie Etiketten oder Logistiksiegel mit integriertem Sicherheitscode.

IT-Lösungen zur lückenlosen Produktauthentifizierung und -verfolgung entlang der gesamten Warenwirtschaftskette nutzen nur 18 Prozent der Befragten. Dabei ist dies elementarer Bestandteil eines umfassenden Schutzes vor Fälschungen. Eine zentrale Datenbank sollte die Produktinformationen und -historie anhand einer Seriennummer verarbeiten sowie Logistik-, Status- und Ereignisdaten zur Verfügung stellen können. Von der Herstellung bis zum Endkunden kann so der Lebenszyklus eines Produkts, auch zur Abwehr ungerechtfertigter Gewährleistungsansprüche, vollständig nachvollzogen werden.

"Häufig sehen Unternehmen den Gesetzgeber in der Verantwortung. Dabei können sie viele Fälle von Produktpiraterie selbst verhindern, indem sie ungewollten Know-how-Transfer vermeiden und die Erstellung von Plagiaten durch Schutzmechanismen so schwer wie möglich machen", sagt Matthias Loebich. "Wer seine Produkte absichern will, sollte eine Präventionsstrategie entwerfen, an der sich alle relevanten Unternehmensprozesse ausrichten und die auch Lieferanten, Händler und den Endkunden integrieren. Auf Basis einer Risikoanalyse und -bewertung kann für jedes Unternehmen ein individuelles Konzept mit passenden Maßnahmen, je nach Produktportfolio, erstellt werden." (BearingPoint: ra)

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