Steuermitarbeiter werden zu Strategen


Die nationale Steuergesetzgebung bleibt von dieser Diskussion nicht unberührt und zeigt erste Aktionen zur Umsetzung von Maßnahmen zur Bekämpfung von missbräuchlichen Steuergestaltungen
Die Rolle der Steuerabteilung ist in internationalen Unternehmen nicht mehr rein auf die Steuerquote fokussiert, sondern entwickelt sich zunehmend strategisch mit der Einbindung in die Unternehmensprozesse

(14.01.15) - Die Euro-Zone bleibt durch die fragile politische Situation weiterhin geschwächt. Das steuerpolitische Umfeld wird international dominiert durch die Diskussion über Base-Erosion-and-Profit–Shifting (BEPS) und die Pläne der OECD hierzu. Die nationale Steuergesetzgebung bleibt von dieser Diskussion nicht unberührt und zeigt erste Aktionen zur Umsetzung von Maßnahmen zur Bekämpfung von missbräuchlichen Steuergestaltungen. Hinzu kommt eine immer international vernetztere Unternehmenswelt. Dies sind die Herausforderungen, denen sich die Steuerabteilungen internationaler Unternehmen stellen müssen. Wie sich die Leiter dieser Steuerabteilungen diesen Herausforderungen stellen, hat Deloitte im zweiten European Tax Survey zusammen getragen. Am Survey haben über 800 Befragte aus 29 Ländern teilgenommen.

"Zukünftig will das Unternehmensmanagement noch stärker mit der Steuerabteilung zusammenarbeiten, da diese zum integralen Bestandteil der Unternehmensprozesse werden. Auch müssen die zu erwartenden neue Compliance-Anforderungen aufgrund der BEPS-Pläne in den Unternehmensprozessen umgesetzt werden, um den Geschäftserfolg auf internationaler Ebene zu sichern", erklärt Christoph Röper, Partner und Leiter Tax & Legal bei Deloitte.

Klarheit und Stabilität sind gefragt
Bei der hohen Komplexität der Steuergesetze in Deutschland, aber auch in Europa, werden einfache Prozesse, klare Strukturen sowie Stabilität bei der Steuergesetzgebung zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor für den Wirtschaftsstandort. In Deutschland setzen 53,8 Prozent der Befragten auf Steuervereinfachung als Wettbewerbsmotor. Dies ist eine klare Botschaft an den Gesetzgeber. Aber auch Verlässlichkeit und einfache Deklarationsprozesse stehen hoch im Kurs, wenn es darum geht, Deutschland im internationalen Wettbewerb fit zu machen.

Veränderungen durch BEPS-Pläne
Die Arbeiten der OECD zur Umsetzung des BEPS-Aktionsplans werfen ihre Schatten voraus. Die Hälfte (51 Prozent) aller Befragten glaubt, dass die Base-Erosion–and-Profit-Shifting- (BEPS-) Pläne wichtig für ihre Steuerabteilung sind. In Deutschland sind es lediglich 33,3 Prozent der Befragten. Auf Managementebene sehen 65 Prozent europaweit und 70 Prozent in Deutschland der Befragten jedoch keine Auswirkungen. 31 Prozent in Europa und 23 Prozent in Deutschland haben bereits Schritte unternommen, um die zu erwartenden Änderungen insbesondere im Compliance-Bereich vorzubereiten. Es herrscht Einigkeit darüber, dass sich im Zuge der BEPS-Diskussionen die Compliance-Kosten und Dokumentationsarbeiten erhöhen werden.

Komplexität und Arbeitsalltag
Die Rolle der Steuerabteilung ist in internationalen Unternehmen nicht mehr rein auf die Steuerquote fokussiert, sondern entwickelt sich zunehmend strategisch mit der Einbindung in die Unternehmensprozesse. Die Arbeit der Steuerabteilungen wird durch häufige Änderungen der Steuergesetze (27,6 Prozent), langwierige Rechtsstreitigkeiten (27,6 Prozent) und Unklarheiten im Umgang mit den Steuerbehörden (20,7 Prozent) beeinträchtigt.

Das Verhältnis zu den Steuerbehörden wird in Deutschland überwiegend als gut oder exzellent eingeschätzt. Was jedoch auffällt, ist ein Wechsel der Themen, die bei den Steuerbehörden im Fokus stehen. An erster Stelle steht der Bereich Verrechnungspreise/internationales Steuerrecht gefolgt von dem Bereich Unternehmenssteuern und Umsatzsteuer. Der deutliche Zuwachs der Bereiche Verrechnungspreise/internationales Steuerrecht und Umsatzsteuer gegenüber der Vorjahresumfrage zeigt einmal mehr auch eine stärkere Internationalisierung der Arbeit der Steuerbehörden.

Gründe für Unsicherheit in Deutschland
1. Häufige Änderung der Gesetzgebung: 27,6 Prozent
2. Langwierige Steuerstreits: 27,6 Prozent
3. Unklarheit oder Umkehrung der Gesetzeslage: 20,7 Prozent
4. Unklarheiten im Umgang mit der Finanzverwaltung: 13,8 Prozent
5. Rückwirkende Änderung der Gesetzgebung: 10,3 Prozent

"Steuerpolitik ist international so sensibel wie nie. Unternehmen müssen daher einen Fokus auf die zeitnahe Erfüllung der Steuerregelungen setzen und ihre Steuerabteilungen in die Unternehmensprozesse integrieren", schließt Röper. (Deloitte: ra)

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    Führungskräfte in Deutschland blicken mit wachsender Sorge auf ihr Haftungsrisiko bei Cyber-Schäden - für 88 Prozent sind Cyber-Attacken und für 86 Prozent Datenverluste das Top-Risiko für Manager 2025. Das zeigt der aktuelle "Directors' and Officers' Liability Survey" des Risikoberaters und Großmaklers Willis, einem Geschäftsbereich von WTW, und der internationalen Anwaltssozietät Clyde & Co. Außerdem zeigt die Studie, dass vielen Themen im Management Board nicht genug Zeit eingeräumt wird: 38 Prozent der befragten Führungskräfte in Deutschland sind der Meinung, dass im Vorstands- und Geschäftsführungskreis mehr Zeit für das Thema Cybersicherheit aufgewendet werden sollte. "Das ist ein deutliches Signal dafür, dass viele Unternehmen sich der Bedrohung zwar bewusst sind, sich ihr aber noch nicht ausreichend widmen", sagt Lukas Nazaruk, Head of Corporate Risk & Broking Deutschland und Österreich bei Willis.

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