Juristinnen auf der Überholspur


Prozentual bringen immer weniger Juristen Führungsqualitäten mit – Frauen sind allerdings in diesem Fachgebiet auf der Überholspur
Ergebnisse einer Langzeitstudie zur Berufsmotivation von Absolventinnen und Absolventen der Rechtswissenschaft vor


(28.03.11) - Mehr Frauen sollen Führungspositionen bekleiden – in diesem Punkt sind sich Politik und Wirtschaft einig. Wie jedoch genau die Berufsmotivationen junger Männer und Frauen heute aussehen und wie demnach Anreize speziell für Frauen aussehen sollen, wurde bisher nur teilweise untersucht. Die Langzeitstudie der eligo Psychologische Personalsoftware GmbH in Zusammenarbeit mit dem Unicum Verlag schließt nun diese Lücke. Zwischen 2003 und 2010 wurden insgesamt 20.928 Personen, davon 841 Rechtswissenschaftler/-innen, die überwiegend kurz vor oder kurz nach ihrem Studienabschluss standen, nach ihren beruflich relevanten "Lebenszielen" bzw. Befriedigungspotenzialen befragt und deren Leistungspotentiale erfasst.

Im Fokus der Untersuchung standen dabei Werte wie Macht, Image, Ethik und Geld sowie Leistungspotenziale wie Durchsetzungsvermögen, Problemlösungsbereitschaft, Teamorientierung, Stressresistenz und Selbstmanagement.

Das wichtigste Ergebnis der Studie im Hinblick auf das Führungspotenzial der Absolventinnen und Absolventen: Prozentual bringen immer weniger Juristen Führungsqualitäten mit – Frauen sind allerdings in diesem Fachgebiet auf der Überholspur. Die Abnahme des Anteils dieses Typs von 2003/4 bis 2010 war bei Männern deutlich stärker (von 32 Prozent auf 16 Prozent) als bei Frauen (von 26 Prozent auf 22 Prozent). Geht man vom Männeranteil von 2003/4 (32 Prozent) aus, dann sind 2010 nur noch die Hälfte davon als potentielle Führungskräfte einzustufen. Juristinnen dagegen haben zwar einen ebenfalls schrumpfenden, aber inzwischen deutlich höheren Anteil an Führungspotenzial als ihre männlichen Kollegen, liegen jedoch ebenfalls unter dem Gesamtdurchschnitt von 25 Prozent.

Auffallend ist die starke Abnahme des "Durchsetzungsvermögens" bei beiden Geschlechtern (Frauen: von 63 Prozent auf 52 Prozent, Männer: von 69 Prozent auf 61 Prozent). Dazu passt, dass "Macht" als Anreiz entsprechend dem allgemeinen Trend immer unwichtiger wurde, wobei die Abnahme bei Männern (von 67 Prozent auf 63 Prozent) schwächer ausfällt als bei Frauen (von 66 Prozent auf 57 Prozent). Mit diesen Werten liegen die Juristen allerdings noch immer sehr deutlich über dem aktuellen Gesamtdurchschnitt (Männer: 50 Prozent, Frauen: 39 Prozent). "Geld" als Motivator wurde im Gegensatz zum allgemeinen Trend bei beiden Geschlechtern deutlich weniger wichtig (bei Männern von 61 Prozent auf 54 Prozent, bei Frauen von 56 Prozent auf 51 Prozent), liegt bei Frauen aber immer noch über dem Durchschnitt aller Absolventinnen (47 Prozent), bei Männern mit 56 Prozent nur knapp darunter.

Die "Leistungsmotivation" (im Sinne von etwas Besonderes leisten, besser sein wollen als andere) ist bei beiden Geschlechtern gesunken (bei Männern von 44 Prozent auf 37 Prozent, bei Frauen von 51 Prozent auf 44 Prozent) und liegt damit bei Männern unter dem Gesamt-Durchschnitt (41 Prozent), bei Frauen etwas höher (Durchschnitt 43 Prozent).

Der Anteil am Typ "Streben nach Erfüllung im Beruf" nahm von 35 Prozent auf 28 Prozent ab und liegt jetzt nur noch ganz leicht über dem Durchschnitt (26 Prozent). Der Anteil am Typ "Streben nach privater Selbstverwirklichung" hat von 22 Prozent auf 31 Prozent zugenommen, liegt aber immer noch deutlich unter dem aktuellen Durchschnitt aller Absolventen (37 Prozent). Dazu passend hat der Wunsch nach "Zeit für Hobby" bei beiden Geschlechtern stark zugenommen (bei Männern von 44 Prozent auf 54 Prozent, bei Frauen von 36 Prozent auf 48 Prozent), der aber immer noch unter dem Gesamtdurchschnitt liegt (57 Prozent bzw. 52 Prozent).

Im Bereich der klassischen Arbeitstugenden ist generell ein starkes Nachlassen zu beobachten – jedoch weisen Juristinnen auch hier deutlich höhere Werte auf als ihre männlichen Kollegen: Die "Gewissenhaftigkeit" hat deutlich abgenommen (bei Männern von 56 Prozent auf 40 Prozent, bei Frauen von 64 Prozent auf 55 Prozent), liegt damit aber vor allem bei den Frauen noch immer deutlich über dem Durchschnitt (50 Prozent).

Auch die "Gelassenheit" nahm bei Männern deutlich ab (von 58 Prozent auf 42 Prozent, damit weit unter dem Durchschnitt von 56 Prozent), bei Frauen nahm sie dagegen zu (von 44 Prozent auf 50 Prozent) und liegt jetzt deutlich über dem Durchschnitt der Frauen (44 Prozent). Die "Zuverlässigkeit" nahm bei beiden Geschlechtern deutlich ab (bei Männern von 53 Prozent auf 43 Prozent, bei Frauen von 67 Prozent auf 59 Prozent). Bei Männern entspricht der Wert dem Durchschnitt, die Frauen übertreffen den Mittelwert aller Absolventinnen (53 Prozent) deutlich. Besonders bei den Frauen hat allerdings die "Tendenz zum Vermeiden von Misserfolgen" deutlich zugenommen (von 54 Prozent auf 65 Prozent), bei den Männern nur von 48 Prozent auf 52 Prozent. Sie liegt damit bei beiden Geschlechtern über dem Durchschnitt (61 Prozent bzw. 49 Prozent).

Im Hinblick auf die allgemeine Belastbarkeit ist sowohl bei Juristen als auch bei Juristinnen eine deutliche Abnahme zu verzeichnen: Die "Stressresistenz" sank bei Männern von 56 Prozent auf 43 Prozent, bei Frauen von 59 Prozent zu 42 Prozent und liegt jetzt bei Frauen im Durchschnitt, bei den Männern etwas unter diesem Vergleichswert (46 Prozent). Die Fähigkeit zum "Selbstmanagement" hat bei beiden Geschlechtern ebenfalls signifikant abgenommen, bei Männern von 53 Prozent auf 40 Prozent, bei Frauen von 64 Prozent auf 41 Prozent. Damit liegen Frauen hier deutlich unter dem Durchschnitt (48 Prozent).

Die Studie:
Für die Absolventenstudie wurden zwischen 2003 und 2010 die Daten von 20.928 Personen (8.207 Männern und 12.721 Frauen) erhoben und analysiert, die überwiegend kurz vor oder kurz nach ihrem Studienabschluss standen. Gefragt wurde zum einen nach den acht beruflich relevanten "Lebenszielen" bzw. Befriedigungspotenzialen (Image, ethische Werte, Macht, Spaß im Beruf, Geld, Familie, Freundschaften und Hobbys), zum anderen wurden 15 Leistungsdimensionen erhoben (Problemlösungsbereitschaft, Freie Kreativität, Kontaktfreude, Streben nach sozialer Akzeptanz, Leistungsmotivation, Tendenz Misserfolge zu vermeiden, Durchsetzungsvermögen, Gelassenheit, Gewissenhaftigkeit, Einstellung zu Konflikten, Konsensorientierung, Selbst-Management, Stressresistenz, Teamorientierung und Zuverlässigkeit). Die Erfassung dieser Leistungspotenziale erfolgte mit psychologischen Testverfahren aus der Internet-Testplattform PERLS, die in ähnlicher Form auch für die Auswahl von Bewerbern in vielen Unternehmen eingesetzt wird. (eligo Psychologische Personalsoftware: ra)

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