Deutscher Outsourcing-Markt 2006/07
Outsourcing-Tracking 2006/07: Größere Dynamik in den Branchen Telekommunikation, Versorger und Gesundheitswesen erwartet
Die aktuelle Situation im Outsourcing-Markt ist durch eine hohe Zahl an Neuverträgen sowie Renewals und durch eine hohe Angebotsvielfalt geprägt
(26.02.07) - Im vergangenen Jahr 2006 konnte wieder eine hohe Zahl an Outsourcing-Verträgen beobacht werden. Dabei standen einmal mehr kleinere und mittlere Abschlüsse im Vordergrund, Mega-Deals haben mittlerweile Seltenheitswert. Die europäischen Unternehmen sind derzeit in Sachen IT- und BPO-Outsourcing besonders aktiv, was die Anzahl der geschlossenen Verträge betrifft. Für den deutschen Outsourcing-Markt beziffert die Experton Group den Umsatz in 2007 auf etwas mehr als 15 Mrd. Euro.
Die aktuelle Situation im Outsourcing-Markt ist durch eine hohe Zahl an Neuverträgen sowie Renewals und durch eine hohe Angebotsvielfalt geprägt. Die Experton Group hat im Jahr 2006 bereits mehr als 500 Vertragsabschlüsse bzw. -verlängerungen beobachtet. Dabei lassen die Verträge vielfältige Aktivitäten sowohl auf Anbieter- als auch Anwenderseite erkennen.
Zusätzlich zum bekannten Portfolio in den Bereichen Infrastruktur- und Applikations-Outsourcing haben zahlreiche Anbieter ihre Expertise für das Outsourcing von Geschäftsprozessen in den vergangenen Jahren stark erweitert. Neben der Übernahme ganzer Geschäftsprozesse und -funktionen werden heute auch neue Modelle unter Schlagworten wie "Software as a Service", "On Demand", "Dynamic Infrastructure" oder "Shared Services" vermarktet. Anwender sollen hier von variablen Nutzungs- und Kostenmodellen profitieren können, eine umfassende Akzeptanz dieser Modelle steht aber noch aus.
Seitens der Anwender erwartet die Experton Group für Deutschland Aktivitäten insbesondere in den Branchen Versorger, Chemie, Telekommunikation und im Gesundheitswesen. Während Telekommunikationsunternehmen bereits eine hohe Outsourcing-Affinität aufweisen, haben Versorger und Unternehmen des Gesundheitswesens einen deutlichen Nachholbedarf.
Die Experton Group prognostiziert für den deutschen Outsourcing-Markt inklusive des BPO Outsourcing für 2007 ein Volumen von 15,3 Mrd. Euro. Die Wachstumsrate bis 2008 liegt dabei bei 10,2 Prozent.
"Der Outsourcing-Markt verzeichnet derzeit eine hohe Dynamik. Das Outsourcing an einen einzigen Anbieter bzw. das Komplett-Outsourcing haben hingegen Seltenheitswert. Anwender bevorzugen eher partielle Auslagerungen, erläutert Andreas Burau, Vorstand und Research Director bei der Experton Group.
Die in 2006 publizierten ITK- und BPO-Outsourcing Verträge zeigen im Einzelnen folgende Ergebnisse:
>> Geografische Reichweite der Vertragsabschlüsse und Branchenverteilung
Die geografische Reichweite zeigt eine hohe Vertragszahl in Europa (43 Prozent). Knapp 34 Prozent der gezählten Verträge beziehen sich auf die USA und Kanada. Deutlich geringer war der prozentuale Anteil der Verträge in Asien und Australien (9 Prozent), Süd- und Mittelamerika (1 Prozent) sowie Afrika (2 Prozent). 11 Prozent der Verträge haben eine weltweite Abdeckung. Die meisten Abschlüsse in Europa entfielen dabei auf Großbritannien und Deutschland. Es scheint, dass Unternehmen mittlerweile ihre starke Zurückhaltung gegenüber Outsourcing abgelegt haben, insbesondere trifft dies immer stärker auch für den deutschen Mittelstand zu.
Am häufigsten wurden im vergangenen Jahr ITK- und BPO-Outsourcing-Verträge weltweit in den Branchen Fertigung, Public Services, und Financial Services gezählt. Im deutschen Markt spielen diese Branchen ebenfalls die Hauptrolle, allerdings hat der Fertigungssektor mit 42 Prozent ein klares Übergewicht. Unterrepräsentiert hingegen ist der Public Sector. In wie weit mit dem nun doch zustande gekommenen "Herkules-Deal" nun ein Impuls für die gesamte Branche folgt, bleibt abzuwarten.
Laufzeit und Vertragsvolumen
Die in 2006 publizierten ITK- und BPO-Outsourcing Verträge weisen zum überwiegenden Teil eine Laufzeit von fünf Jahren (39 bzw. 40 Prozent) und weniger auf. Über eine Laufzeit von 6 bis 9 Jahren wurden 16 bzw. 21 Prozent der Verträge geschlossen; 11 bzw. 10 Prozent der Vereinbarungen sind 10 Jahre gültig, und lediglich ein Prozent der geschlossenen Outsourcing-Verträge läuft länger als 10 Jahre. Acht bzw. ein Prozent der Deals – hierbei handelt es sich überwiegend um 1-Jahres-Verträge - sind zusätzlich zur vereinbarten Laufzeit mit Verlängerungsoptionen ausgestattet worden. Die Verteilung der Vertragslaufzeiten zeigt, dass Unternehmen zum größten Teil geringe bis mittlere Laufzeiten bevorzugen, eine Häufung von Abschlüssen über fünf Jahre ist klar sichtbar. Sehr lange Deals (10 Jahre und länger) werden heute kaum geschlossen. Sehr kurze Verträge (max. 1 Jahr) werden heute nur noch mit Verlängerungsoption geschlossen. Dadurch stellen Unternehmen sicher, dass sie bei einem Verlängerungswunsch nicht von Grund auf neu verhandeln müssen.
Am häufigsten wurden Verträge mit einem Volumen zwischen 10 und 49 Mio. EUR abgeschlossen. An zweiter Stelle rangieren Deals mit einem Volumen zwischen 100 und 499 Mio. EUR. Danach folgen Verträge in den Größenklassen 50 bis 99 Mio. EUR, kleiner 10 Mio. EUR, 500 bis 999 Mio. EUR und schließlich 1 Mrd. EUR und mehr. Mit 4 bzw. 5 Prozent wurden sehr große Outsourcing-Verträge (Mega-Deals) in 2006 kaum geschlossen. Dies liegt im Wesentlichen in der Vielfalt möglicher Vertragsbeziehungen und –optionen begründet. "Unternehmen können heute auf verschiedene Modelle und Varianten zurückgreifen, nicht zuletzt deshalb, weil die Integrationsfähigkeiten der IT stark verbessert sind", erklärt Burau, wogegen das Offering der Anbieter früher fast immer nur das Komplett-Outsourcing der IT vorsah. Heute dagegen ist eine ungleich größere Zahl an Anbietern und Angebotsformen am Markt präsent. (Experton: ra)
Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>