Ethik und Compliance als lästige Pflicht


Studie zeigt: Europäische Großunternehmen zeigen Schwächen im Compliance Management - Mitarbeiter kennen oft Verhaltenskodex ihres Unternehmens nicht
Alarmierend: Ethik und Compliance besitzen in vielen europäischen Großunternehmen einen Stiefkind-Charakter


(26.02.07) - Die Hälfte der europäischen Großunternehmen hat noch keine ausreichenden Richtlinien im Hinblick auf die wesentlichen Risikobereiche für Ethik und Compliance. Jedes zweite Unternehmen sorgt nicht dafür, dass alle Mitarbeiter den Verhaltenskodex des Unternehmens kennen. Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen erwartet steigenden Druck von Seiten der Kunden und Investoren. Nur 9 Prozent der Befragten rechnen mit einem steigenden Budget für die Einführung eines funktionierenden Compliance Managements. Corporate Governance-Richtlinien und Druck von Regulierungsbehörden reichen nicht aus, um Unternehmen bei der Umsetzung der erforderlichen Vorkehrungen zum Schutz vor Verstößen gegen moralische und gesetzliche Verpflichtungen zu fördern.
Dies ergab der "2007 European Corporate Integrity Survey", die von Integrity Interactive, einem Anbieter von Web-basierten Schulungen für Compliance und Firmenethik, und der Association of Corporate Counsel (ACC) veröffentlicht wurde. Die Ergebnisse beruhen auf einer Umfrage, die unter den Heads of Legal und Chief Compliance Officers der 500 größten öffentlich gelisteten Unternehmen Europas durchgeführt wurde.

Joachim Bause, Geschäftsführer Zentraleuropa von Integrity Interactive, sagte: "Die Ergebnisse der Studie sind alarmierend. Trotz einiger Positivbeispiele zeigen sie, dass viele europäische Unternehmen nicht über die Ressourcen verfügen werden, um die erforderlichen Vorkehrungen zur Mitarbeiteraufklärung und Schutz vor Fehlverhalten im Unternehmen zu treffen."

Der Studie zufolge sind europäische Unternehmen durchaus davon überzeugt, dass die Forderungen von Regulierungsbehörden nach Programmen zur Einhaltung von moralischen und gesetzlichen Verpflichtungen sowie die Zahl und die Bedeutung von Risiken in diesem Zusammenhang steigen werden. Außerdem erwartet die überwältigende Mehrheit der Umfrageteilnehmer eine intensivere Forderung nach verbesserten Ethik- und Compliance-Programmen. Erwartet wird hier Druck von sämtlichen dem Unternehmen nahe stehenden Gruppen, einschließlich Kunden (72 Prozent) und Investoren (76 Prozent).

Trotz des erwarteten Anstiegs von Druck und Risiko geben lediglich 56 Prozent an, dass sie derzeit über die notwendigen Richtlinien für die wesentlichen Risikobereiche für Ethik und Compliance des Unternehmens verfügen. Außerdem geht nur etwa jeder elfte Befragte (9 Prozent) von einer wesentlichen Anhebung der Budgets zur Lösung dieses Problems aus. "Bei dem steigenden Aufklärungsbedarf sind so Budgetlücken zu erwarten, infolgedessen ist eine mögliche neue Serie von Fehlverhalten in Unternehmen zu befürchten", meinte Bause.

Zwar gaben 99 Prozent der befragten Unternehmen an, entweder über einen Verhaltenskodex oder eine Aufstellung von Werten und Prinzipien zu verfügen, doch lediglich 50 Prozent der Unternehmen stellen auch sicher, dass sämtliche Mitarbeiter diese Vorgaben tatsächlich lesen. Dabei sind 72 Prozent der Unternehmen davon überzeugt, dass sämtliche Mitarbeiter über die Vorschriften aufgeklärt werden sollten.

Frederick J. Krebs, Vorsitzender der Association of Corporate Counsel: "Während. Unternehmen in den USA in den vergangenen Jahren ihre Anstrengungen in Zusammenhang mit moralischen und gesetzlichen Verpflichtungen ausgebauten, haben die europäischen Unternehmen dagegen noch viel Arbeit vor sich."

Aber Unternehmen ignorieren das Problem nicht einfach nur. Vielmehr sehen Sie sich großen Hindernissen gegenüber. Dazu zählen Konflikte mit Prioritäten im Unternehmen (54 Prozent), Fehlen von erforderlichen Fachkräften/Mitarbeitern im Unternehmen (29 Prozent) und fehlende Budgets (25 Prozent). Weiterhin muss fast die Hälfte (47 Prozent) ihre Geschäftstätigkeiten aus einem Budget mit anderen Prioritäten finanzieren und ein Fünftel verfügt über gar kein festgelegtes Budget.

Die Umfrage unterstreicht ebenso, dass moralische Verpflichtungen heutzutage ein Thema für die Vorstandsetage sind. 55 Prozent der Unternehmen gaben an, dass der wesentliche Antriebsfaktor für die Implementierung eines Programms der Vorstand sein muss. Dicht gefolgt wird dies von der Aussage der Hälfte der Unternehmen, wonach diese den Wunsch haben "das Richtige zu tun". Weitere 47 Prozent wollen eine einheitliche Kultur im gesamten Unternehmen aufbauen. Andere wichtige Motoren waren Corporate Governance-Richtlinien (42 Prozent), und der Schutz des guten Rufs der Marke (38 Prozent).

Bause zieht folgende Schlüsse: "Es reicht einfach nicht aus, Verhaltenskodexe einfach zu verschicken oder auf einer Intranetseiten zu "vergraben". Ohne flächendeckende Aufklärung und die dazugehörigen Programme werden Mitarbeiter und Unternehmen möglicherweise auf Probleme stoßen." (Integrity Interactive: ra)



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