Sinkt Vertrauen der Bevölkerung in die Medien?
Globales Korruptionsbarometer 2013: Medien werden erstmals als korrupter wahrgenommen als Öffentliche Verwaltung und Parlament
Spitzenreiter - im negativen Sinne - sind die politischen Parteien (3,8) und die Privatwirtschaft (3,7)
(06.08.13) - Transparency International hat die Ergebnisse des "Globalen Korruptionsbarometer 2013" vorgestellt. Die Bevölkerungsumfrage in 107 Ländern untersucht, wie korrupt einzelne Sektoren wahrgenommen werden. In Deutschland schneiden auf einer Skala von eins (überhaupt nicht korrupt) bis fünf (höchst korrupt) Justiz (2,6), Polizei (2,7), aber auch das Bildungswesen (2,7) besonders gut ab.
Spitzenreiter - im negativen Sinne - sind die politischen Parteien (3,8) und die Privatwirtschaft (3,7). Auch weltweit werden die politischen Parteien am häufigsten als die korruptesten Institutionen wahrgenommen. Auffällig ist das vergleichsweise schlechte Abschneiden der Medien (3,6) in Deutschland. Sie rangieren erstmals hinter der Öffentlichen Verwaltung (3,4) und dem Parlament (3,4). Nichtregierungsorganisationen liegen mit 3,0 Punkten im Mittelfeld.
Edda Müller, Vorsitzende von Transparency Deutschland, sagte: "Das Korruptionsbarometer zeigt, dass Antikorruptionsbemühungen in allen gesellschaftlichen Bereichen verstärkt werden müssen – ob in der Wirtschaft, in den Medien oder in der Zivilgesellschaft. Korruptionsprävention muss von Führungspersonen in allen Bereichen als Führungsaufgabe angesehen werden."
Antikorruptionsbemühungen der Verlage und Rundfunkanstalten
Edda Müller, Vorsitzende von Transparency Deutschland, sagte: "Die kritische Berichterstattung durch die Medien spielt eine wichtige Rolle bei der Korruptionsbekämpfung. Es ist daher ein alarmierendes Zeichen, wenn das Vertrauen der Bevölkerung in die Medien zu sinken scheint. Wir brauchen eine Diskussion darüber, wie die Unabhängigkeit und Qualität der Medien langfristig gewährt werden kann."
Zunehmende wirtschaftliche Probleme, vor allem bei den Printmedien, prekäre Arbeitsverhältnisse von Journalisten und Abhängigkeiten von Anzeigekunden können in der Praxis immer wieder zu Interessenkonflikten führen.
Transparency Deutschland fordert daher, dass Strukturen und Prozesse der Verlage und öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten unter dem Gesichtspunkt der Korruptionsbekämpfung und der Transparenz zu überprüfen und zeitgemäßen Compliance-Management-Systemen (CMS) anzupassen sind. Darüber hinaus muss der öffentlich-rechtliche Rundfunk in einem jährlichen Bericht detailliert und öffentlich über die Verwendung der Gebühreneinnahmen Auskunft geben.
Hintergrund zum Globalen Korruptionsbarometer
Für das Globale Korruptionsbarometer 2013 wurden 114.270 Personen in 107 Ländern befragt. Die Befragung wurde von Worldwide Independent Network/Gallup International Association (WIN/GIA), einem weltweiten Netzwerk von Meinungsforschungsunternehmen, im Auftrag von Transparency International durchgeführt. Die Feldstudien wurden von September 2012 bis März 2013 mittels persönlicher Interviews, Telefon- und Onlinebefragungen durchgeführt. In Deutschland wurden tausend Bürgerinnen und Bürger online befragt.
(Transparency: ra)
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