Gesundheits-Apps müssen sicherer werden


Umfrage: Verbraucher sorgen sich um Gesundheitsdaten
E-Health-Gesetz muss hohes Datenschutzniveau verankern

(18.06.15) - Digitale Armbänder, die den Blutdruck erfassen, Apps für Medikationspläne – die Internetwirtschaft erschließt den Gesundheitsbereich. Doch Verbraucher in Deutschland sind skeptisch: 82 Prozent haben etwas oder sogar große Bedenken, dass Gesundheitsdaten von Unberechtigten gelesen werden können. Das zeigt eine aktuelle Umfrage von forsa im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Der vzbv fordert zügig eine sichere, zentrale Infrastruktur, über die Verbraucher Gesundheitsdaten speichern und sich mit Ärzten austauschen können. Die Bundesregierung berät am Mittwoch, 27. Mai 2015, im Kabinett über das Thema.

Klaus Müller, Vorstand des vzbv: "Die smarten Technologien können im Gesundheitswesen viel Nutzen bringen. Aber nur unter zwei Voraussetzungen. Der Datenschutz muss gerade bei diesem sensiblen Thema groß geschrieben werden. Und Patienten müssen Herr ihrer eigenen Daten sein und einen sicheren Zugang zu den Informationen erhalten."

Während Internetkonzerne wie Apple und Google immer stärker auf Angebote rund ums Thema Gesundheit setzen, hinkt das Gesundheitswesen in Deutschland hinterher. Das geplante E-Health-Gesetz soll die Vernetzung aller Leistungserbringer beschleunigen. Statt vieler Einzelnetze wie bisher, soll es eine zentrale und vor allem sichere Telematikinfrastruktur geben. Über dieses Netz sollen künftig zum Beispiel Arztbriefe sicher elektronisch versandt werden, die heute per Post oder mitunter unverschlüsselt per E-Mail verschickt werden. Doch erst 2018 soll mit dem Notfalldatensatz, der für den Notfall wichtige Informationen über Patienten bereitstellt, die erste medizinisch nutzenstiftende Anwendung starten.

Problematisch: In der geplanten Telematikinfrastruktur, in die bereits rund eine Milliarde Euro aus Versichertengeldern geflossen sind, ist für Versicherte und Patienten bislang kein elektronischer Zugang vorgesehen. Sie können nicht einmal passiv auf ihre Daten zugreifen, geschweige denn selbst sicher mit Ärzten oder Therapeuten elektronisch kommunizieren. Die elektronische Gesundheitskarte ist kein Schlüssel zum System. Sie stellt nur sicher, dass zum Beispiel Ärzte mit der entsprechenden Berechtigung miteinander kommunizieren können.

Fehlt die Alternative, könnten künftig immer mehr Verbraucher zum Beispiel auf Gesundheits-Apps setzen. Diese kleinen Programme sichern sich aber häufig Zugriffsrechte auf unnötig viele Daten. Das schafft Unsicherheit: In der Umfrage äußerten 44 Prozent der Befragten große und 38 Prozent etwas Bedenken, dass die Gesundheitsdaten für andere Zwecke missbraucht werden. Der vzbv fordert die Anbieter auf, den Datenschutz ernst zu nehmen. Die Programme sollten nur auf Daten zugreifen können, die für die Nutzung der App nötig sind, und informieren, zu welchem Zweck diese verwendet werden. Nutzer müssten die Zugriffsberechtigung verweigern oder deaktivieren können.

Zudem appelliert der vzbv an Bundesverbraucherminister Heiko Maas und Bundesinnenminister Thomas de Maizière sich in den Verhandlungen um die EU-Datenschutzverordnung für strenge Regelungen einsetzen. Die Verordnung müsse für alle Unternehmen gelten, die sich mit ihren Angeboten an europäische Verbraucher richten und somit auch nicht-europäische App-Betreiber in die Pflicht nehmen. (Verbraucherzentrale Bundesverband: ra)

Verbraucherzentrale Bundesverband: Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Studien

  • Compliance-Engagement der Unternehmensleitung

    Navex, Anbieterin integrierter Risiko- und Compliance-Management-Software, veröffentlichte ihren State of Risk & Compliance Report 2024. In diesem Jahr wurden weltweit mehr als 1.000 Risiko- und Compliance-Experten (R&C) befragt.

  • Im Umgang mit KI überfordert

    Unternehmen sind nicht auf Künstliche Intelligenz (KI) und Regularien vorbereitet, wie eine Kaspersky-Studie unter C-Level-Entscheidern zeigt. So wird eine Regulierung von KI bei weniger als einem Viertel (22 Prozent) der Unternehmen in Europa diskutiert, obwohl sie bereits in 95 Prozent eingesetzt wird - bei der Hälfte sogar für wichtige Prozesse (53 Prozent). 24 Prozent wollen IT- und Cybersicherheit mit KI-Unterstützung automatisieren.

  • Persönliche Beratung bleibt wichtig

    Um Geld zu überweisen und ihre Kontoauszüge einzusehen, nutzen die Deutschen häufiger eine Banking-App. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der über die App erledigten Bankdienstleistungen um vier Prozentpunkte auf 36 Prozent gestiegen. Damit liegen die Apps dicht hinter den Online-Portalen der Banken, die derzeit für 38 Prozent der Bankgeschäfte genutzt werden.

  • Cyberrisiken das größte Geschäftsrisiko

    Trend Micro veröffentlichte neue Studienergebnisse zum Umgang mit Cyberrisiken in Unternehmen. Die Studie zeigt: Drei Viertel der deutschen IT-Security-Verantwortlichen (76 Prozent, weltweit 79 Prozent) fühlen sich von der Geschäftsleitung unter Druck gesetzt, die Cyberrisiken im Unternehmen herunterzuspielen.

  • Startups in Deutschland: Zwischen Hoffen & Bangen

    Steigende Zinsen, Nullwachstum und globale Krisen: Die schwierige Konjunktur geht auch an den deutschen Startups nicht spurlos vorbei. Aktuell befürchtet aufgrund der konjunkturellen Entwicklung rund jedes zehnte Startup (11 Prozent) eine Insolvenz in den kommenden zwölf Monaten. Fast die Hälfte (45 Prozent) sagt, in den vergangenen zwei Jahren habe sich die Situation allgemein für Startups in Deutschland verschlechtert.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen