Geschenke von Geschäftspartnern sind tabu


Gewoba führt als eines der ersten Unternehmen in der deutschen Wohnungswirtschaft ein umfassendes Compliance-Management ein
"Compliance-Management bedeutet nicht mehr Kontrolle als bislang, dient aber mit seiner Systematik ihrem und unser aller Schutz"


Dr. Rainer Fuchs:
Dr. Rainer Fuchs: Kein nennenswerter Compliance-Verstoß, Bild: Ingo Wagner

(02.03.09) - Ob Siemens, Bilfinger Berger oder die Deutsche Bahn: In großen Konzernen bemühen sich zum Teil ganze Abteilungen um "Compliance" der Mitarbeiter: um die Einhaltung der Gesetze, firmeninterner Anweisungen und Richtlinien, aber auch ethischer Grundsätze. Denn beispielsweise Korruption oder die Folgen nachlässiger Arbeit sind meist nicht nur ein Fall für Rechts- und Staatsanwälte. Auch der wirtschaftliche Schaden und der Imageverlust können enorm sein, wie die Siemens AG erleben musste.

Nur börsennotierte Firmen sind verpflichtet, jährlich einen Bericht zur Einhaltung aller Spielregeln abzugeben. Das Bremer Wohnungsbauunternehmen Gewoba also hätte sich damit nicht beschäftigen müssen. Auch gab es nach Angaben des Leiters der Abteilung Unternehmensentwicklung/Controlling, Dr. Rainer Fuchs, noch nicht einen einzigen nennenswerten Compliance-Verstoß. Warum trotzdem handeln?

"Als kommunales Unternehmen wollen wir ein Vorreiter darin sein, für möglichst große Transparenz zu sorgen", erklärt Vorstandsvorsitzender Dr. Volker Riebel. Darum unterwerfe sich die Gewoba schon lang Offenlegungspflichten von börsennotierten Aktiengesellschaften und veröffentliche zum Beispiel Vorstandsgehälter. Nun übernehme sie auch die 2007 eingeführte Vorschrift, jährlich einen Compliance-Bericht zu erstatten, und führe als eines der ersten Unternehmen in der deutschen Wohnungswirtschaft ein umfassendes Compliance-Management ein. "Unsere Geschäftspartner sollen wissen, dass wir verlässliche Partner sind und es bei uns mit rechten Dingen zugeht", ergänzt Fuchs. "Nicht zuletzt sollen unsere Aktivitäten natürlich auch unserer Außenwirkung nützen."

Seit dem vergangenen Jahr ist Fuchs dabei, klare Verfahrensregeln zu formulieren und einzuführen. Parallel gab sich die Gewoba einen weitreichenden Verhaltenskodex, der seit einer Betriebsvereinbarung im Herbst 2008 gilt. Danach verpflichten sich die Beschäftigten von den Mitarbeitern in den Vermietungsteams bis zum Vorstandsvorsitzenden ausdrücklich, alle bestehenden Gesetze und Richtlinien zu achten. Natürlich auch ganz neue wie die, ab sofort keine Geschenke oder andere Vorteile von Geschäftspartnern anzunehmen. "Wir bitten unsere Geschäftspartner seither, für die Gewoba-Stiftung zu spenden, wenn sie möchten", berichtet Fuchs.

Die Selbstverpflichtung ist das eine. Die Aufgabe des Compliance-Beauftragten geht darüber hinaus: Seine Mitarbeiterin und er haben alle in diesem Zusammenhang relevanten Risiken und Regelungslücken im Unternehmen zu entdecken, zu analysieren und zu bewerten. Dann weisen sie die jeweiligen Abteilungsleiterinnen und -leiter darauf hin, so Fuchs. Die Führungskräfte hätten ihrerseits geeignete Anweisungen zu erteilen und durchzusetzen – "wir begleiten den Prozess nur".

Die Durchleuchtung des Unternehmens nach Gefahrenpotenzialen ist schon abgeschlossen. Erfreulicherweise wurden keinen wesentlichen Sachverhalte festgestellt, so Fuchs: Allerdings investiere die Gewoba jährlich 70 Millionen Euro in Neubau und Instandhaltung ihrer Gebäude und Anlagen - ein mögliches Einfallstor für Bestechung und Korruption. "Und denken Sie an unsere Verkehrssicherungspflichten", sagt Fuchs. Was, wenn beim Spielen die Schaukel auf dem Gewoba-Spielplatz von einem morschen Balken fällt, weil ihn niemand rechtzeitig auswechselte? Was, wenn jemand im Treppenhaus stürzt und sich ein Bein bricht, weil das Geländer wackelig war? "Bislang hat die Versicherung noch jeden Schaden reguliert und uns damit ordentliche Arbeit attestiert - doch Vorsicht und die Dokumentation der Kontrollen sind in jedem Falle besser."

Externer Ombudsmann gesucht
Wie aber soll er von Regelverstößen erfahren? Natürlich könnten sich Mitarbeiter und Geschäftspartner an ihn direkt wenden, sagt Fuchs. "Doch manche werden das nicht wollen. Wir wollen darum einen Ombudsmann außerhalb der Gewoba als zusätzlichen Ansprechpartner gewinnen." Die Suche nach einem geeigneten Partner laufe bereits.

Derzeit ist Fuchs zudem damit beschäftigt, ein internes Handbuch zum Verfahren zu erarbeiten, zu dem unter anderem die Dokumentation aller Regeln und etwaiger Verstöße gehört. Auch bereitet er Informationsveranstaltungen für Mitarbeiter vor, die Mitte des Jahres beginnen sollen. Eine aufwändige Arbeit: Für IT-Mitarbeiter sind andere Themen wichtig als für Hauswarte. Ganz entscheidend sei, den Kollegen die Bedeutung des Themas nahezubringen und ihnen Ängste zu nehmen. "Compliance-Management bedeutet nicht mehr Kontrolle als bislang, dient aber mit seiner Systematik ihrem und unser aller Schutz." (Gewoba: ra)



Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen