SAP antwortet auf Oracle-Klage


SAP räumt Unregelmäßigkeiten in der "Industriespionage"-Affäre mit Oracle ein – Compliance wird sichergestellt: Veränderungen in der Aufsicht über TomorrowNow
SAP bekräftigt, sie habe keinen Zugriff auf Materialien gehabt, die TomorrowNow von der Oracle-Internetseite heruntergeladen hat

Henning Kagermann:
Henning Kagermann: "Selbst ein einziger unangemessener Download inakzeptabel". Bild: SAP

(04.07.07) - Die SAP AG hat am 2. Juli US-Westküstenzeit gemeinsam mit SAP America und deren Tochtergesellschaft TomorrowNow ihre Erwiderung auf die von der Oracle Corporation am 22. März 2007 erhobene und am 1. Juni erweiterte Klage eingereicht. Die beim US-Bezirksgericht eingereichte Klageerwiderung ist die erste formelle Antwort von SAP auf die Klage von Oracle. Der Text der Klageerwiderung kann im Wortlaut unter der Internetadresse www.tnlawsuit.com eingesehen werden.

Oracle hatte gegen SAP in einer 50-seitigen Klageschrift wegen Betriebsspionage beim U.S. Federal District Court in Kalifornien Klage eingereicht. SAP soll sich über TomorrowNow widerrechtlich Zugang zu einer passwortgeschützten Oracle-Webseite verschafft und von dort mehrere tausend Dokumente heruntergeladen haben. Die Zugriffs-IP-Adressen sollen auf die US-Firma TomorrowNow verweisen, einer Tochter von SAP. Der SAP-Vorstand habe die Industriespionage durch die Tochter TomorrowNow sogar angestoßen und gebilligt, beschuldigte Oracle das SAP-Management. Dadurch sei Oracle ein nicht wiedergutzumachender Schaden entstanden, denn auch Kunden seien aufgrund dieses Vorfalls zu SAP abgewandert seien.

Der Softwarekonzern SAP hat nun diese Verfehlungen teilweise bestätigt. Allerdings betonte SAP in ihrer Klageerwiderung, dass TomorrowNow berechtigt war, im Auftrag ihrer Kunden Material von der Oracle-Website zu laden. Gleichzeitig räumte SAP ein, dass TomorrowNow einige Fehlerbehebungen und Wartungsdokumente in unangemessener Weise heruntergeladen habe. SAP stellte dabei aber klar, dass die Materialien auf separaten, eigenständigen Systemen von TomorrowNow verblieben seien und dass SAP über ihre Tochtergesellschaft keinen Zugriff auf geistiges Eigentum von Oracle gehabt habe.

Das US-Justizministerium hat SAP und TomorrowNow um Vorlage einiger Dokumente ersucht. SAP und TomorrowNow werden diesem Ersuchen Rechnung tragen.

"Für mich ist selbst ein einziger unangemessener Download inakzeptabel und wir bedauern diesen Vorfall sehr", erklärte Henning Kagermann, Vorstandssprecher der SAP. "Ich möchte unseren Aktionären, Kunden, Partnern und Mitarbeitern versichern, dass SAP jede Abweichung von den hohen Grundsätzen, die wir für alle unsere Geschäfte definiert haben, sehr ernst nimmt, egal wo sie stattfindet und sei sie noch so begrenzt. Als ich von diesem Vorfall erfuhr, habe ich umgehend Maßnahmen eingeleitet, um die Kontrolle über den Geschäftsbetrieb von TomorrowNow zu verstärken und gleichzeitig sicherzustellen, dass TomorrowNow-Kunden auch in Zukunft einen ausgezeichneten Service erhalten."

Kein Zugriff auf Oracle-Material über TomorrowNow
SAP betonte, dass das Unternehmen keinen Zugang zu Oracle-Material hatte, das TomorrowNow von der Oracle-Internetseite heruntergeladen hat. In diesem Zusammenhang erklärte SAP, dass die Geschäftsstrukturen von TomorrowNow und SAP bewusst durch eine Firewall getrennt sind. Diese Firewall ist so aufgebaut, dass weder SAP AG noch SAP America über TomorrowNow Zugang zu geistigem Eigentum von Oracle haben.

Downloads von TomorrowNow mehrheitlich angemessen
TomorrowNow lädt häufig Wartungsmaterial von der Oracle-Website – für und im Auftrag von Kunden, die sich für eine Fremdwartung ihrer vorhandenen Oracle-Anwendungen entschieden haben. Drittanbieter für Softwarewartung wie TomorrowNow sind davon abhängig, dass ihre Kunden – in diesem Fall Unternehmen, die Oracle-Software einsetzen – es ihrem Dienstleister erlauben, mit Hilfe des Kunden-Passwortes auf Wartungsmaterial zuzugreifen, um so Wartung und Service für die Oracle-Applikationen beim Kunden leisten zu können. SAP bestätigte in diesem Zusammenhang, dass es zu einigen unangemessenen Downloads durch TomorrowNow gekommen sei.

Veränderungen bei TomorrowNow angekündigt
Neben der Bekanntgabe der eingereichten Klageerwiderung kündigte SAP außerdem Veränderungen in der Geschäftsführung von TomorrowNow an, um eine Einhaltung angemessener Geschäftspraktiken sicherzustellen. Zu den Maßnahmen zählen:

Die Ernennung von Mark White, Chief Operating Officer und vormals Chief Financial Officer von SAP America, zum Executive Chairman von TomorrowNow. Er wird das Geschäft von TomorrowNow inklusive entsprechender Compliance-Programme leiten. Andrew Nelson, CEO von TomorrowNow, wird an Mark White berichten.
Die konsequente Umsetzung bestehender Verfahrensregeln und neuer Richtlinien
Die Wiederholung entsprechender Schulungen für die TomorrowNow-Mitarbeiter, um das Verständnis und Wissen über Verhaltensregeln und Richtlinien sicher zu stellen.

Neue Website zum TomorrowNow-Verfahren
SAP gab die Einrichtung einer Website bekannt, die vollständige und aktuelle Informationen zu dem Rechtsstreit bietet. Auf der Internetseite www.tnlawsuit.com werden Schriftsätze, Terminübersichten, Stellungnahmen und Ankündigungen von SAP und TomorrowNow in Bezug auf den Fall sowie entsprechende Hintergrundinformationen bereitgestellt.

Die von SAP beim US-Bezirksgericht eingereichte Klageerwiderung markiert den jüngsten Verfahrensschritt in diesem Fall. Am 4. September werden die weiteren Schritte in dem Verfahren vor Gericht besprochen.
Oracle-Chef Larry Ellison hat bereits eine außergerichtliche Einigung abgelehnt.
(SAP: Oracle: ra)



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