Verträge müssen transparent gemacht werden


Gesundheitssystem: Geflecht von Interessenkonflikten – neue Belege für institutionelle Korruption
Transparency Deutschland fordert neue, korruptionspräventive Anreizsysteme für Kassen und Leistungserbringer



Erkenntnisse des Recherchenetzwerks von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" belegen erneut Fälle von Abrechnungsbetrug von Ärzten, die die strukturellen Interessenkonflikte im Gesundheitswesen klar zu Tage treten lassen. Einkaufsrechnungen von Radiologen und Angebote von Pharmafirmen, die den Journalisten vorliegen, zeigen Betrugsfälle insbesondere bei Röntgen-Kontrastmitteln, die zu niedrigen Preisen erworben und teuer abgerechnet wurden. Alleine dadurch versickern mehr als 100 Millionen Euro im Gesundheitswesen Jahr für Jahr.

Die Komplexität und Unübersichtlichkeit des Vertragswirrwarrs zwischen 109 gesetzlichen Kassen und Tausenden von Kliniken und Praxen kosten viel Geld und sind der Nährboden für Korruption und krumme Geschäfte – zulasten von Versicherten und Patienten. Gemeinsam könnten die Kassen schädliche Praktiken in Praxen und Kliniken leichter erkennen, abstellen und ggf. der Strafverfolgung zuführen: "Wir fordern ein Ende der intransparenten Verhandlungen zwischen gesetzlichen Krankenkassen einerseits und Gesundheitsindustrie und Leistungserbringern andererseits. Die Kassen sollten sich auf Landesebene zusammenschließen und gemeinsame, transparente Verträge mit der Industrie und den Leistungserbringern schließen. Dies würde nicht nur das Gegeneinanderspielen der Krankenkassen verhindern, sondern auch eine Kosteneinsparung bedeuten. Die Verträge zwischen Kassen und Leistungserbringer müssten zudem öffentlich einsehbar sein", so Wolfgang Wodarg, Vorstandsmitglied von Transparency Deutschland.

Das legitime Primärinteresse der Pharma-Industrie ist die Gewinnmaximierung ihrer Investoren. Das Primärinteresse der Ärzteschaft und der Krankenkassen muss jedoch eine gute Versorgung der Patientinnen und Patienten sein. Um das zu erreichen, bedarf es neuer, korruptionspräventiver Anreizsysteme für Kassen und Leistungserbringer.

Hintergrund
Bereits 2010 ist Transparency Deutschland im Kampf gegen den Missbrauch von Anwendungsbeobachtungen als Marketing-Instrument der Pharmaindustrie darauf gestoßen, dass Röntgen-Kontrastmittel zahlenmäßig am häufigsten mit Sonder-Honoraren für die anwendenden Ärzte verbunden waren. Da diese Schein-Forschung der Pharma-Unternehmen keinerlei wissenschaftlichen Nutzen bringen konnten, wurde diese Praxis von der Antikorruptionsorganisation als legalisierte Korruption definiert.
(Transparency: ra)

eingetragen: 18.08.19
Newsletterlauf: 09.10.19

Transparency International: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Markt / Unternehmen

  • EBA-Leitlinien zu ESG-Risiken

    Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA hat am 9. Januar 2025 die finalen Leitlinien zum Management von ESG-Risiken veröffentlicht. Sie sind ab 11. Januar 2026 anzuwenden. Kleine und nicht-komplexe Kreditinstitute, sogenannte SNCIs, haben eine ein Jahr längere Umsetzungszeit. Banken und Sparkassen arbeiten seit langem intensiv daran, steuerungsrelevante Methoden zum Management von ESG-Risiken zu entwickeln.

  • Wegfall der Rechtskreistrennung

    Parallel zu zahlreichen Neuerungen in der Wirtschaft hat der Gesetzgeber auch in der Lohnabrechnung wieder viele Änderungen vorgenommen. Die wichtigsten Neuerungen haben die Fachleute des eurodata Lohn-Produktmanagements zusammengefasst.

  • Ein "Degrowth-Ansatz" keine Lösung

    Die privaten Banken in Deutschland stellen in ihrem neuen Positionspapier "Nachhaltigkeit fördern, Wachstum sichern" ihre Leitplanken zu Klimaschutz, Wirtschaftswachstum und nachhaltiger Transformation vor. Sie plädieren darin für eine konsistente Politik, die Wachstum und Innovationen als Schlüssel begreift, um die Klimaziele zu erreichen.

  • Komplexere regulatorische Anforderungen

    Die EQS Group, Cloud-Software-Anbieterin in den Bereichen Compliance & Ethics, Data Privacy, Sustainability Management und Investor Relations, gibt die Übernahme des Compliance- und Ethics-Geschäfts von OneTrust, Anbieterin von Datenschutz- und Sicherheitssoftware, bekannt, einschließlich Convercent by OneTrust.

  • Position bei Compliance-Software gestärkt

    Aunetic, Spezialistin für Governance-Software, gibt die Übernahme von Qnister bekannt, einem führenden schwedischen Anbieter von Compliance-Softwarelösungen, der sich auf GDPR und Whistleblowing-Services spezialisiert hat.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen