Meldestelle für Internetinhalte
Kontrolle und Entfernung von Internetinhalten zu sogenannter illegaler Migration
Inhalt, der zur Entfernung an die Provider gemeldet wird, steigt deutlich
Die "Meldestelle für Internetinhalte" bei Europol (Europol Internet Referral Unit; EU IRU) ist ein Thema der Antwort der Bundesregierung (18/9764) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke (18/9562). Wie die Regierung darin darlegt, wurde die EU IRU zum 1. Juli 2015 eingerichtet. Ihre Zuständigkeit erstreckt sich den Angaben zufolge auf den Bereich terroristischer und gewalttätiger extremistischer Internetinhalte sowie auf Internetinhalte, mit denen Schlepper Migranten und Flüchtlinge anlocken. Zur Frage nach der für dieses und das kommende Jahr vorgesehenen Entwicklung der Stellenzahl bei der Meldestelle führt die Bundesregierung aus, dass ihrer Kenntnis nach bis Ende 2016 ein Aufwuchs auf 21 und bis Juli 2017 auf 36 Mitarbeiter geplant sei.
Vorbemerkung der Fragesteller
Im Juli 2016 hat die "Meldestelle für Internetinhalte" bei Europol ihren ersten Jahresbericht vorgelegt (www.europol.europa.eu/content/europol-internetreferral- unit-one-year). Demnach wächst der Inhalt, der zur Entfernung an die Provider gemeldet wird, deutlich. Bis Juli dieses Jahres wurden die Internetdienstleister auf 9 787 Veröffentlichungen aufmerksam gemacht. 8 949 Dateien in Bild, Ton oder Schrift seien entfernt worden, was einer Erfolgsquote von mehr als 91 Prozent entspricht. Europol hat keine Polizeivollmachten, die Entfernung durch die privaten Firmen erfolgt freiwillig. Europol konzentriert sich nach eigenen Angaben auf al‐Qaida und den "Islamischen Staat".
Entsprechende Inhalte fand die Polizeiagentur auf 70 verschiedenen Internetplattformen, die Ersuchen zur Entfernung wurden jedoch nur bei 31 Anbietern gestellt. Mit weiteren Plattformen, die für "terroristische Propaganda" genutzt würden, sei Europol "im permanenten Dialog". Erstmals gibt es auch Zahlen zum Back- End der "Meldestelle". Sämtliches gefundenes Material wird der Datenbank "Check the Web" gespeichert, die einst vom Bundeskriminalamt (BKA) eingerichtet wurde (Bundestagsdrucksache 18/4582). Derzeit sind dort 4 963 Video- und Audiodateien gespeichert, außerdem 4 335 Publikationen und 4 000 "Statements".
Die Datenbank dient unter anderem zum Abgleich neuer Ersuchen mit bereits bekanntem oder anderswo entferntem Material. Die Kriminalitätsphänomene der "Meldestelle" wurden letztes Jahr auf "Schleusungskriminalität" und "hybride Bedrohungen" erweitert, zunächst aber nicht aktiv verfolgt. Nach eigenem Bekunden geht Europol jetzt gegen Fluchthelfer vor.
Die Polizeiagentur hat hierfür türkisch- und arabischsprachige Übersetzer eingestellt. 122 Accounts, die mit "illegaler Migration" in Verbindung stehen sollen, wurden bei den Providern beanstandet. Inwiefern diese gelöscht wurden, beantwortet Europol nicht. Die Internetinhalte zur mutmaßlichen "Schleusungskriminalität" wurden bislang nicht von der "Meldestelle" ermittelt, sondern von einer anderen Europol-Abteilung angeliefert. Zuständig ist das im Februar 2016 eröffnete "Europäische Zentrum zur Bekämpfung der Migrantenschleusung" (EMSC), das Europol bei der "Zerschlagung von Schleppernetzen" stärken soll (Bundestagsdrucksache 18/8669).
(Deutscher Bundestag: ra)
eingetragen: 08.10.16
Home & Newsletterlauf: 07.11.16
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