Gesundheit von Lebensmitteln


Forderung nach schneller Umsetzung der Health-Claims-Verordnung abgelehnt
FDP: Festlegung der Werte für Nährwertprofile durch die EFSA sei "wissenschaftsbasiert" - Vorwurf der Beeinflussbarkeit sei haltlos

(23.12.10) - Der Forderung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen nach einer zügigen Festlegung von Nährwertprofilen im Rahmen der Health-Claims-Verordnung erteilten die Koalitionsfraktionen CDU/CSU und FDP im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz eine Absage.

Die CDU/CSU begründete ihre Haltung mit dem Verweis auf einen Entwurf, der durch die EU-Kommission den Mitgliedsstaaten und dem EU-Parlament erst noch vorgelegt werden müsse. Der Antrag (17/4015) käme zu früh und es gebe noch "keine Einflussmöglichkeiten".

Die Grünen kritisierten in ihrem Antrag, dass die im Rahmen der Health-Claims-Verordnung erforderliche Festlegung von Nährwertprofilen bis heute nicht von der EU-Kommission vorgenommen worden ist. Die EU-Verordnung soll sicherstellen, dass Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel nur dann mit gesundheitsbezogenen Angaben beworben werden dürfen, wenn sie wissenschaftlich belegt sind.

Um zu verhindern, dass Lebensmittel als gesund bezeichnet werden, die aber in der Zusammensetzung mit anderen Lebensmitteln nicht gesund sind, sollte die EU-Kommission bereits bis Januar 2009 verbindliche Nährwertprofile vorgelegt haben. Die von den Grünen als positiv betrachtete Zielsetzung der Verordnung würde nach Ansicht der Abgeordneten durch die Verschleppung der Umsetzung zur "Irreführung der Verbraucher" führen, weil die Lebensmittelindustrie nun genug Zeit habe, Druck auszuüben.

Auch die FDP-Fraktion wies den Vorstoß als verfrüht zurück. Die Festlegung der Werte für Nährwertprofile durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sei "wissenschaftsbasiert", sagten die Liberalen. Der Vorwurf der Beeinflussbarkeit sei haltlos. "Auch der Feldzug gegen Süßigkeiten ist nicht richtig", entgegnete die Fraktion gegenüber den Grünen. "Süßigkeiten müssen nicht ungesund sein", sagte die FDP, würden aber durch den Grünen-Antrag stigmatisiert. In diesem Punkt sollte zwischen einzelnen Süßigkeits-Angeboten differenziert werden.

Die SPD-Fraktion stellte fest, dass die bisher von der EFSA festgelegten Nährwertprofile "Schwierigkeiten" mit sich bringen. Besorgt seien die Sozialdemokraten darüber, dass mit Arzneien angereicherte Lebensmittel sich zunehmend mit dem Angebot herkömmlicher Lebensmittel mischen. In solchen Fällen sei eine klare Trennung erforderlich. "Deshalb geht der Antrag in die richtige Richtung", sagte die Fraktion.

Nach Ansicht der Fraktion Die Linke "schläft" die EU-Kommission und die "Lebensmittellobby" nutze das aus: "Ungesunde Anteile in Lebensmitteln sollen grundsätzlich gesenkt werden." Die Tendenz Lebensmittel mit Arzneiwirkstoffen anzureichern, bewertet die Linksfraktion kritisch: "Sonst müssen die Lebensmittel in der Apotheke gekauft werden."

Die CDU/CSU setzte sich für eine Kennzeichnung von Lebensmitteln ein. Doch die müsse "vernünftig" sein. "Aber es darf keine Romane auf den Lebensmittelpackungen geben", sagte die Fraktion. In Richtung der Opposition hieß es, dass der Bürger mündig sei und ihm keine Entscheidung abgenommen werden müsse: "Denn jedes Lebensmittel kann Gift sein, wenn die Menge nicht stimmt."

Mit den Stimmen von CDU/CSU und der FDP wurde der Antrag gegen die Stimmen von SPD, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt. (Deutscher Bundestag: ra)


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • PKGr-Bericht über Kontrolltätigkeit vorgelegt

    Als Unterrichtung durch das Parlamentarische Kontrollgremium (PKGr) liegt dessen "Bericht über die Kontrolltätigkeit gemäß Paragraf 13 des Gesetzes über die parlamentarische Kontrolle nachrichtendienstlicher Tätigkeit des Bundes" (21/12) für den Berichtszeitraum Oktober 2023 bis Februar 2025 vor. Das PKGr kontrolliert die Bundesregierung hinsichtlich der Tätigkeit der Nachrichtendienste des Bundes (Bundesamt für Verfassungsschutz, Militärischer Abschirmdienst, Bundesnachrichtendienst).

  • Deutsche Bahn dominiert

    Die Bundesregierung hat eine auf das 9. Sektorgutachten Bahn der Monopolkommission (20/8027) bezogene Stellungnahme vorgelegt (21/21). Dabei werde auf die Marktsituation bis zum 1. Halbjahr 2024 sowie auf Maßnahmen der Bundesregierung Bezug genommen, die bis zu diesem Zeitpunkt bereits vollzogen worden sind oder deren Umsetzung bevorsteht, heißt es in der Unterrichtung.

  • Internationale Standards und Normen

    Nach Ansicht der Bundesregierung werden im Amtsblatt der EU veröffentlichte harmonisierte europäische Normen nicht generell Teil des Unionsrechts, auch wenn die EU-Kommission aufgrund eines Urteils des Europäischen Gerichtshofes eine andere Meinung vertritt. Dies erklärt die Bundesregierung in der Antwort (20/15026) auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion (20/14834).

  • Treibhausgas (THG)-Emissionen

    Die sektorenübergreifenden Treibhausgas (THG)-Emissionen sind seit dem Jahr 2021 deutlich gesunken,wobei alle Sektoren bis auf den Verkehr Rückgänge verzeichneten. Die Geschwindigkeit der THG-Emissionsminderung variiert erheblich zwischen den Sektoren. Das geht aus einer Unterrichtung der Bundesregierung zum Gutachten des Expertenrats für Klimafragen zur Entwicklung der Treibhausgasemissionen, Trends der Jahresemissionsmengen und zur Wirksamkeit von Maßnahmen hervor (20/14900).

  • Regierung: Berichtspflichten zu umfangreich

    Die Berichtspflichten für Unternehmen sind nach Auffassung der Bundesregierung im internationalen Wettbewerb zu umfangreich. Dazu zählt die Regierung in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion auch Nachhaltigkeitsberichtspflichten. Die Offenlegung ähnlicher Sachverhalte solle weiter vereinheitlicht werden, um "Doppelreporting" zu vermeiden.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen