Kritik an Fifa-Präsident Infantino


Hans-Joachim Eckert: Die von Gianni Infantino angepriesene Toleranz sei nicht sichtbar, wenn der Fifa-Präsident selbst dem Fifa-Council gegenüber Auskünfte über die Geldgeber für die Pläne neuer Turnierformate verweigere
Sponsoren nehmen nach Aussage Eckerts kaum Einfluss auf die Verbände in Sachen Transparenz und Maßnahmen gegen Korruption



Die mit der Wahl des ehemaligen Generalsekretärs des Europäischen Fußballverbandes (UEFA), Gianni Infantino, zum Präsidenten des Welt-Fußball-Verbandes (Fifa) im Jahr 2016 verbundenen Hoffnungen auf mehr Transparenz bei der Fifa haben sich nicht erfüllt. Zu dieser Feststellung kam Hans-Joachim Eckert, von 2012 bis 2017 Vorsitzender der Ethikkommission der Fifa, vor dem Sportausschuss des Deutschen Bundestags. Die von Infantino angepriesene Toleranz sei nicht sichtbar, wenn der Fifa-Präsident selbst dem Fifa-Council gegenüber Auskünfte über die Geldgeber für die Pläne neuer Turnierformate verweigere, sagte Eckert.

Der ehemalige Richter am Landgericht München hatte im Sommer 2012 - noch unter Fifa Präsident Sepp Blatter - das Amt des Vorsitzenden der Ethikkommission übernommen, die mögliche Verfehlungen von Fifa-Offiziellen untersuchen sollte. Beim Fifa-Kongress 2017 in Bahrain wurde Eckert dann überraschend nicht wiedergewählt.

Die Umsetzung der 2012 angestoßenen Reformen bei der Fifa sei dadurch gescheitert, sagte Eckert vor den Abgeordneten. Die jetzige Ethikkommission sei nicht mehr unabhängig.

Eckert blickte zurück auf die Zeit unter Präsident Blatter. Dieser habe sich niemals in die Arbeit der Ethikkommission eingemischt. Auch hätten sich keine Anhaltspunkte für Korruption bei Blatter gefunden. Sein Amt abgeben habe der Schweizer schließlich müssen, weil er eine Zahlungsanweisung in Höhe von zwei Millionen Schweizer Franken an den ehemaligen UEFA-Präsidenten Michel Platini unterzeichnet habe, bei der es keinen Beleg für eine Gegenleistung gegeben habe.

Mit Infantino habe sich das Klima bei der Fifa deutlich verschlechtert, sagte Eckert. Es habe viele Entlassungen gegeben. Bei der Wiederbesetzung der Stellen sei es nicht um Qualität gegangen. Von Anfang an habe Infantino die Arbeit der Ethikkommission kritisch beäugt.

Der ehemalige Vorsitzende der Ethikkommission warf dem jetzigen Präsidenten vor, permanent die Fifa-Statuten zu verletzen, weil er das operative Geschäft führe, welches einzig und allein der Generalsekretärin vorbehalten sei. Es würden auch keinerlei Untersuchungen gegen aktuelle hochrangige Fifa-Offizielle mehr geführt. Die von Infantino vorgenommenen Änderungen am neuen Ethikcode habe die Ethikkommission akzeptiert, obwohl es sich eindeutig um eine Verletzung der Statuten und einen Interessenkonflikt nach dem Ethikcode gehandelt habe, kritisierte Eckert. Fifa-Mitarbeiter würden zudem mundtot gemacht. "Infantino toppt Blatter", sagte er.

Gefragt, ob die Politik mehr Vorgaben an die Verbände machen müsse, sagte der ehemalige Richter, er sei kein Freund von Regulierungen. Der Sport sei durchaus in der Lage, Guidelines aufzustellen und Kontrollmechanismen zu schaffen. Die Politik könne jedoch Vorgaben machen, die die Korruption zurückdrängen. Sie könne auch die Mittelvergabe an bestimmte Forderungen knüpfen.

Sponsoren nehmen nach Aussage Eckerts kaum Einfluss auf die Verbände in Sachen Transparenz und Maßnahmen gegen Korruption. Als in der Fifa-Zentrale mehrere hochrangige Fifa-Offizielle verhaftet worden seien, habe der Sponsor Coca Cola einen Brief geschrieben mit der Mitteilung, man beobachte die Vorgänge. Weitere Aktionen des Sponsors seien ihm nicht bekannt, sagte Eckert. (Deutscher Bundestag: ra)

eingetragen: 23.01.19
Newsletterlauf: 27.02.19



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