Rechtsgrundlagen müssten geprüft werden


Regierung denkt über Sanktionsdurchsetzungsgesetz nach
Lindner: Umsetzung der beschlossenen Sanktionen sei in Deutschland präzedenzlos



Finanzminister Christian Lindner (FDP) hat in einem Gespräch mit dem Finanzausschuss hervorgehoben, dass er sich mit seinen Ministerkollegen in der EU einig sei, dass Russland politisch, wirtschaftlich und finanziell isoliert werden müsse. Man habe sich über die Möglichkeit weiterer Sanktionen ausgetauscht, zum Beispiel auch über einen Verzicht von Lieferungen bestimmter Waren und auch bei Energie, sagte der Minister in der von der stellvertretenden Vorsitzenden Katharina Beck (Grüne) geleiteten Sitzung. Es müsse aber unterschieden werden zwischen Gas, Rohstoffen, Öl und Kohle, weil sie unterschiedlich schnell ersetzt werden können. Die Bundesregierung sei der Auffassung, dass man sich schnellstmöglich von russischen Lieferungen unabhängig machen müsse. Dafür werde ein differenzierter Zeitplan benötigt.

Lindner berichtete weiter, die Umsetzung der beschlossenen Sanktionen sei in Deutschland präzedenzlos. Es gebe keinerlei Erfahrungen in solchen Fällen. Rechtsgrundlagen müssten geprüft und eventuell modifiziert werden. Die Regierung prüfe, ob sie dem Bundestag ein Sanktionsdurchsetzungsgesetz vorlegen werde.

Die finanziellen und wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs bezeichnete der Minister als erheblich. Man sehe auch in Deutschland zurückgehendes Wachstum und steigende Preisentwicklungen. Die Bundesregierung unternehme zusammen mit ihren europäischen Partner alles, um eine Stagflation abzuwenden. Zwei Entlastungspakete der Koalition seien dem Parlament bereits vorgelegt worden.

Die SPD-Fraktion erklärte, die Koalition bereite mit den Entlastungspaketen gute und gezielte Maßnahmen vor, um konkret zu helfen und den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Die Maßnahmen müssten gegebenenfalls präzisiert werden, damit alle Gruppen, denen geholfen werden solle, auch Unterstützung erhalten würden. Die CDU/CSU-Fraktion kritisierte, dass beim geplanten Energiegeld Rentner unberücksichtigt bleiben würden und fragte, ob die Regierung noch Änderungen erwäge.

Wie Lindner bedauerte auch die CDU/CSU-Fraktion, dass es auf europäischer Ebene bisher keine Einigung auf eine internationale Mindestbesteuerung gegeben habe. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen bedauerte ebenfalls, dass keine Einigung auf eine Mindestbesteuerung gegeben habe.

Die FDP-Fraktion bezeichnete die Ungewissheiten beim Wirtschaftswachstum und die hohe Inflation als toxische Mischung. Die AFD-Fraktion erklärte, ihrer Ansicht hätten die Probleme nicht mit Ukraine-Krieg und Pandemie begonnen, sondern mit dem massiven Anstieg der Staatsverschuldung in Europa und den umfangreichen Anleihekäufen der Europäischen Zentralbank. Die Stagflation sei so gut wie sicher. Die Fraktion Die Linke erkundigte sich angesichts der stark gestiegenen Energiepreise nach der von der EU eingeräumten Möglichkeit, dadurch entstandene Krisengewinne zu besteuern. Lindner äußerte sich zu diesem Vorschlag skeptisch. (Deutscher Bundestag: ra)

eingetragen: 07.04.22
Newsletterlauf: 17.06.22


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • Regierung: Berichtspflichten zu umfangreich

    Die Berichtspflichten für Unternehmen sind nach Auffassung der Bundesregierung im internationalen Wettbewerb zu umfangreich. Dazu zählt die Regierung in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion auch Nachhaltigkeitsberichtspflichten. Die Offenlegung ähnlicher Sachverhalte solle weiter vereinheitlicht werden, um "Doppelreporting" zu vermeiden.

  • Digitale Souveränität in der Bundesverwaltung

    Über die Beschaffung und den Einsatz von IT-(Sicherheits-)Produkten durch den Bund als öffentlichen Auftraggeber informiert die Bundesregierung in ihrer Antwort (20/14887) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion der CDU/CSU (20/14226). Unter der Überschrift "Digitale Souveränität in der Bundesverwaltung" wird darin ein umfassender Überblick über die Beschaffung und Zulassung von einzelnen IT-Sicherheitsprodukten und -diensten gegeben.

  • Aktive Beteiligungsführung bei Unternehmen

    Die Bundesregierung bestätigt in ihrer Antwort (20/14693) auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion (20/14379) die zu Ende 2024 erfolgte Änderung der Richtlinien für eine aktive Beteiligungsführung bei Unternehmen mit Bundesbeteiligung. Bereits die bis November 2024 geltenden Regelungen hätten vorgesehen, dass Mitglieder des Bundestages "in Ausnahmefällen" in Aufsichtsgremien von Unternehmen mit Bundesbeteiligung berufen werden können, heißt es in der Antwort.

  • Risikostrukturausgleich der Krankenkassen

    Verschiedene gesetzliche Initiativen der vergangenen Jahre zielen nach Angaben der Bundesregierung darauf ab, unzulässige Einflussnahmen auf die Datengrundlagen des Risikostrukturausgleichs (RSA) der Krankenkassen zu verhindern und die Manipulationsresistenz des RSA zu stärken. Zuletzt sei mit dem "Fairer-Kassenwettbewerb-Gesetz" (GKV-FKG) 2020 die sogenannte Manipulationsbremse eingeführt worden, heißt es in der Antwort (20/14678) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (20/14442) der Unionsfraktion.

  • Souveräne Dateninfrastruktur

    Die Bundesregierung strebt eine effiziente, wirtschafts- und innovationsfreundliche Umsetzungsstruktur der europäischen KI-Verordnung an, die knappe Ressourcen klug einsetzt. Das antwortet die Bundesregierung (20/14421) der AfD-Fraktion auf eine Kleine Anfrage (20/14109).

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen