Informationsbeschaffung durch Wirtschaftsspionage
Symposium Wirtschaftsspionage: Der einfachste Zeitgewinn ist der Diebstahl geistigen Eigentums
Die Methoden von Wirtschaftsspionen oder beauftragten "Informationsbeschaffern" sind sehr vielseitig
(11.09.08) - Wirtschaftsspionage ist ein Tabu-Thema in Deutschland. Selten werden Schadensfälle allgemein bekannt, nicht zuletzt aus der - keineswegs unbegründeten - Befürchtung, dass ein starkes Medienecho zu einer unerwünschten Schlagseite in der öffentlichen Wahrnehmung des Unternehmens führen könnte. Viele Unternehmen wägen sich daher in trügerischer Sicherheit.
Denn Wirtschaftsspionage findet täglich statt. So sind, wie Hans Schlumpberger vom Landesamt für Verfassungsschutz in der vergangenen Woche auf dem von dem Beratungsunternehmen Secorvo und dem Wirtschaftsmagazin Econo durchgeführten "Symposium Wirtschaftsspionage" in Ettlingen ausführte, die meisten ausländischen Nachrichtendienste sogar gesetzlich zur Wirtschaftsspionage verpflichtet - wie beispielsweise der russische SWR (Slushba Wneschnej Raswedkij), zuständig für die "zivile Auslandsaufklärung".
Chinesen, die im Ausland studieren oder forschen, werden regelmäßig zur Informationsbeschaffung angehalten, nicht selten unter Androhung von Sanktionen gegenüber Familienangehörigen. Und auch die Nachrichtendienste unserer europäischen Nachbarn verfügen über Abteilungen, die für die Informationsbeschaffung im Ausland zu Gunsten eigener Wirtschaftsunternehmen zu-ständig sind.
Die Schäden, die der deutschen Wirtschaft dadurch jährlich entstehen, sind nur schwer zu beziffern. Professor Dr. Egbert Kahle von der Universität Lüneburg nahm in seinem Vortrag auf der Basis einer unter knapp 450 Unternehmen in Baden-Württemberg durchgeführten Unternehmen eine Hochrechnung vor: Bei etwa 7 Mrd. Euro, also fast 2,5 Prozent der Wirtschaftsleitung des Landes, dürfte der jährliche Schaden durch den Verlust von Wettbewerbsvorteilen dank Wirtschaftsspionage liegen.
Denn es gilt nach wie vor, was Walter E. Strahm einmal formulierte: "Der einfachste Zeitgewinn ist der Diebstahl geistigen Eigentums." Umso erschütternder, wie offenherzig Unternehmen immer wieder mit ihrem Know-how umgehen.
Dr. Udo Ulfkotte, Publizist und Autor des ersten deutschsprachigen Buchs zum Thema "Wirtschaftsspionage", belegte die Nachlässigkeit im Umgang mit Know-how mit zahlreichen Fotos und Beispielen. Seine Beobachtung: In der Folge der Globalisierung stehen heute - unabhängig von ihrer Größe - alle Unternehmen im Fokus der Wirtschaftsspionage, die Produkte und Lösungen exportieren.
Die Methoden von Wirtschaftsspionen oder beauftragten "Informationsbeschaffern" sind dabei sehr vielseitig. Sie reichen von Bestechung oder Erpressung von Mitarbeitern über Hacking-Angriffe auf die Informationssysteme bis hin zum Einsatz modernster Miniwanzen, die in Handys, Kaffeekannen oder Rauchmelder verbaut werden. Auch Funkeinheiten an Kopiergeräten, Druckern und sogar Papier-Schreddern, die gescannte Daten aus dem Unternehmen herausfunken, sind heute Stand der Technik.
Mit ein wenig Geschick funktioniert Wirtschaftsspionage sogar fast spurenlos, wie Dirk Fox von Secorvo erläuterte: So genannte "Social Engineers", die unter Vorgabe falscher Identität und mit plausibel klingenden Geschichten arglose Mitarbeiter zur Preisgabe sensibler Daten veranlassen, sind kaum zu fassen - ohne Verdacht zu erwecken gelingt es ihnen oft, bis zu sensibelsten Firmendaten vorzudringen.
Dagegen hilft nur die Schulung der Mitarbeiter und ein konsequentes Vorgehen bei der Aufdeckung von Vorfällen, wie Hubert Ermel von SEW Eurodrive überzeugend erläuterte. Der Mittelständler aus Bruchsal schützt nicht nur die eigenen "Kronjuwelen", sondern geht auch kompromisslos gegen Plagiate vor. So konsequent, dass sich inzwischen einige chinesische Anbieter aus diesem Markt zurückgezogen haben - aus Rentabilitätsgründen. (Secorvo: ra)
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