Sie sind hier: Home » Markt » Hinweise & Tipps

China: Klassisches Inkasso offiziell verboten


Compliance bei Inkassoverfahren bei Handelsbeziehungen mit China: Was ein Exporteure beim Forderungseinzug in China beachten sollten
Bonitätsinformationen folgen keinem einheitlichen Bewertungsmuster - Frühzeitiger Planungsprozess und Wahl erfahrener Partner schützt vor unerwarteten Risiken


(07.02.11) - China importierte im Jahr 2010 Waren im Gesamtwert von 1,3 Billionen US-Dollar und zählt damit zu den größten Importländern der Welt. Bei Handelsbeziehungen mit China sind viele Besonderheiten zu beachten, mit denen westliche Unternehmen nur wenig vertraut sind. Eine Missachtung kann schnell zu finanziellen Schwierigkeiten führen. Dies gilt im besonderen Maße für das Inkassowesen, das es in China offiziell gar nicht gibt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Forderungseinzug von der chinesischen Regierung verboten. Das Verbot gilt bis heute. Darauf wies jetzt Atradius Collections hin.

Aus diesem Grund firmieren Unternehmen, die als Inkassodienstleister tätig sind, häufig als "Risikomanager" oder "Kreditberater". Internationalen Inkassodiensten ist es zwar gestattet, ausländische Forderungen für chinesische Gläubiger einzutreiben, aber der Einzug von Forderungen bei chinesischen Schuldnern ist nur offiziell autorisierten Stellen wie z.B. spezialisierten Rechtsanwaltskanzleien vorbehalten.

Für die Eröffnung eines Inkassoverfahrens werden zahlreiche Dokumente benötigt. Vor Auftragsannahme müssen Geschäftsbedingungen für die Lieferung von Waren und Dienstleistungen vereinbart werden. Die Auftragsabwicklung ist mit Auftragserteilung, Lieferschein, Rechnung etc. schriftlich zu dokumentieren. Unternehmen, die Waren nach China exportieren, sollten sich vorab über aktuelle Wechselkurse, die örtlichen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, die Steuerthematik, das lokale Rechtssystem und arbeitsrechtliche Gegebenheiten informieren.

Zudem sollten Exporteure unerwartete Schwierigkeiten einkalkulieren, wenn sie ihre Forderungen in China einziehen wollen. "Firmenauskünfte sind nicht unbedingt aussagekräftig, weil das Berichtswesen in den Unternehmen nicht immer zuverlässig ist. Das Einholen lokaler Bonitätsinformationen über chinesische Firmen ist abenteuerlich. Da einheitliche Bewertungskriterien fehlen, sind die Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Auskunfteien enorm", so Tony Au von Atradius Collections, der in Hongkong für das China-Geschäft verantwortlich ist. "Weil der Einzug von Forderungen überwiegend persönlich erfolgt, kann auch die geografische Dimension Chinas zur Herausforderung werden."

Die chinesische Wirtschaft ist von einer eigenen Mentalität geprägt, die sich auch auf den Umgang mit Forderungen und Verbindlichkeiten niederschlägt. Konkurs wird immer noch als eine entwürdigende Angelegenheit angesehen. Für ein chinesisches Unternehmen ist es nach wie vor eine große Schande, "das Gesicht zu verlieren".

Die Erfolgsquote beim Forderungseinzug liegt in China bei etwa 30 Prozent. Für gerichtliche Mahnverfahren aus Handelsgeschäften beträgt die Verjährungsfrist vor Zivilgerichten im Allgemeinen zwei Jahre, für internationale Kaufverträge in einigen Ausnahmefällen auch vier Jahre. Nach Ablauf der Frist, die ab dem Tag der letzten Zahlungsaufforderung, nicht ab dem ursprünglichen Fälligkeitstag zählt, hat der Gläubiger keine Möglichkeit mehr, gegen den säumigen Schuldner gerichtlich vorzugehen.

Wegen der zu erwartenden Schwierigkeiten und Risiken rät Atradius Collections allen Exporteuren, einen kompetenten, lokalen Partner ihres Vertrauens zur Unterstützung heranziehen, der sich im chinesischen Markt gut auskennt. Internationale Wirtschaftsverbände oder Handelskammern vermitteln westlichen Unternehmen Kontakte zu Risikospezialisten und Kanzleien, die mit den Geflogenheiten im Land vertraut sind. Große internationale Inkassounternehmen betreiben Niederlassungen in Hongkong.

Dies hat den Vorteil, dass sie sich zwar im Sprach- und Kulturraum sowie in der Zeitzone von Kontinentalchina befinden, nicht aber dem dortigen Rechtssystem unterliegen. So können sie eine Zusammenarbeit mit bewährten chinesischen Partnern und einen professionellen Einzug von
Forderungen bei chinesischen Schuldnern gewährleisten. (Atradius Collections: ra)

Atradius: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Markt / Hinweise & Tipps

  • Datenschutz erfordert technische Präzision

    Moderne Unternehmensarchitekturen stellen hohe Anforderungen an eine Consent Management Platform (CMP). Nur mit tiefer technischer Integration lassen sich Datenschutz und Nutzerfreundlichkeit effektiv umsetzen - das zeigen aktuelle Entwicklungen in Regulatorik und Praxis. Die Zeiten einfacher Cookie-Banner sind vorbei: In modernen Unternehmensumgebungen muss eine Consent Management Platform mehr leisten als die bloße Einholung einer Zustimmung.

  • Bewertung der Kreditwürdigkeit

    Wer in Anleihen investieren möchte, sollte die Unterschiede zwischen Staats- und Unternehmensanleihen kennen. Beide bieten Chancen aber auch unterschiedliche Risiken. Dieser Artikel zeigt, worauf es bei der Einschätzung von Bonität, Rendite und Sicherheit ankommt.

  • Compliance-Verstöße: Identitäten im Blindflug

    Rund 40 Prozent der Unternehmen verzichten laut einem aktuellen Bericht noch immer auf moderne Identity-Governance- und Administration-Lösungen (IGA). Das ist nicht nur ein organisatorisches Defizit - es ist ein ernstzunehmender Risikofaktor. Denn der Umgang mit digitalen Identitäten ist in vielen Organisationen noch immer ein Flickwerk aus manuellen Abläufen, intransparenten Prozessen und veralteter Technik. Während Cloud-Umgebungen rasant wachsen und Compliance-Anforderungen zunehmen, bleiben zentrale Fragen der Zugriffskontrolle oft ungelöst.

  • So schützen Sie sich vor Anlagebetrug

    Wer im Internet nach lukrativen Geldanlagemöglichkeiten sucht, sollte vorsichtig sein. Oft werden hohe Renditen auch für kleine Anlagebeträge versprochen. Was auf den ersten Blick verlockend klingt, kann Sie schnell um Ihr Geld bringen!

  • Risiko für Wirtschaftlichkeit & Compliance

    Die Begeisterung für KI-Modelle hält ungebrochen an - doch sie hat eine Schattenseite: Systeme wie GPT o3 und o4-mini werden zwar immer leistungsfähiger, halluzinieren aber immer häufiger. Bei Wissensfragen im sogenannten SimpleQA-Benchmark erreichen sie Fehlerquoten von bis zu 79 Prozent - ein alarmierender Wert, der selbst die Entwickler bei OpenAI ratlos zurücklässt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen