Vereinheitlichung der Datenschutzbestimmungen


Neue EU-Datenschutzverordnung: Das kommt auf Unternehmen zu
Fraglich ist noch, ob die EU-Datenschutzverordnung in ihrer jetzigen Form die sich anschließenden Verhandlungen mit dem Ministerrat der EU-Mitgliedstaaten und mit der EU-Kommission übersteht

(21.11.13) - Nach der erfolgreichen Abstimmung des EU-Parlaments wird eine neue EU-Datenschutzverordnung immer wahrscheinlicher – und damit auch erhebliche Herausforderungen für Unternehmen in Deutschland und Europa. Welche das genau sind, erläutert Stefan Pechardscheck, Partner bei der Management- und Technologieberatung BearingPoint, in folgendem Statement:

"Nach langer Zeit hält nun endlich die Berücksichtigung neuer Technologien Einzug im Bereich der einheitlichen Datenschutzregeln, auch wenn der derzeit verabschiedete Kompromiss hinter dem ursprünglichen Vorschlag zurückbleibt – etwa beim Verbot des Profiling (Anpassen von Werbebotschaften auf das Surfverhalten eines Nutzers) oder beim ‚Recht auf Vergessen im Internet‘, welches von der Digitalwirtschaft vehement abgelehnt wurde.

Besonders begrüßenswert ist aus meiner Sicht die Vereinheitlichung der Datenschutzbestimmungen auf EU-Ebene. So können Ungerechtigkeiten in der Zulassung ausgeglichen werden. Bisher haben Unternehmen beispielsweise dort eine Zulassung beantragt, wo es am einfachsten ist, diese zu erlangen – viele Firmen der Digitalwirtschaft haben sich in Irland angesiedelt. Diese Umgehung höherer Standards wird in Zukunft nicht mehr möglich sein. Das wird auch für Deutschland positive Auswirkungen haben.

Fraglich ist noch, ob die EU-Datenschutzverordnung in ihrer jetzigen Form die sich anschließenden Verhandlungen mit dem Ministerrat der EU-Mitgliedstaaten und mit der EU-Kommission übersteht. Auch dürfte der Mittelstand mit dem Anspruch auf eine ‚Weltgeltung‘ – das Gesetz soll auch für Datensammlungen außerhalb der EU gelten – überfordert sein: Der technische und organisatorische Überprüfungsaufwand ist nicht oder nur sehr schwer abbildbar.

Dennoch führt an einer neuen EU-Datenschutzverordnung kein Weg vorbei! Die Digitalwirtschaft sowie sämtliche Organisationen und Unternehmen, die mit Kundendaten arbeiten, werden sich auf strengere Gesetzesregelungen und empfindlichere Geldbußen einstellen müssen. Geplant sind bis zu fünf Prozent ihres jährlichen weltweiten Umsatzes bei Nichteinhaltung. Bisher konnten Behörden nur Bußgelder bis zu einer Höhe von 300.000 Euro verhängen. Datenverarbeitende Unternehmen und Organisationen müssen Technik und Prozesse dann auf die neue Richtlinie anpassen. Das dürfte viele Anbieter vor nicht unerhebliche Herausforderungen stellen. Das reicht von datenschutzfreundlichen Voreinstellungen in der Angebotsdarstellung über die Einholung der expliziten Einwilligung zur Datenverarbeitung über standardisierte Symbole bis zur Abbildung des ‚Rechts auf Löschen in den Systemen‘. Unternehmen müssen die hierfür nötigen Ressourcen und Investitionen bereithalten. Die Datenschutzstandards sind in Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Staaten zwar bereits sehr hoch. In der Umsetzung gibt es allerdings auch hierzulande noch erheblichen Nachholbedarf."
(Klenk & Hoursch: ra)

BearingPoint: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Datenschutz und Informationsfreiheit

    Die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider ihren Tätigkeitsbericht vorgestellt. Dazu erklärt Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung: "Das Amt der Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit ist mit Blick auf die digitale Transformation und Zukunftstechnologien wie Künstlicher Intelligenz eines der wichtigsten in Deutschland. Der vorgelegte Tätigkeitsbericht zeigt den eingeschlagenen und dringend notwendigen Perspektivwechsel der BfDI, die Datenschutz und verantwortungsvolle Datennutzung gleichermaßen in den Blick nimmt."

  • Bitkom zum "AI Continent Action Plan" der EU

    Die EU-Kommission hat den "AI Continent Action Plan" vorgestellt, mit dem Europa bei Künstlicher Intelligenz zu den aktuell führenden Nationen USA und China aufschließen will. Dazu erklärt Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung: "Mit dem AI Continent Action Plan verschiebt die EU den Fokus von KI-Regulierung auf KI-Förderung - und dafür ist es höchste Zeit. Die europäischen Staaten können nur gemeinsam zu den führenden KI-Nationen USA und China aufschließen und die Grundlagen für eine wettbewerbsfähige, europäische KI schaffen. Eine KI aus Europa würde einen entscheidenden Beitrag zu Europas digitaler Souveränität leisten. Die aktuelle geopolitische Lage und die angespannten Handelsbeziehungen zu den USA machen dies notwendiger denn je."

  • Rückschlag im Kampf gegen Korruption

    Transparency Deutschland kritisiert den Koalitionsvertrag von Union und SPD als unzureichend im Hinblick auf Korruptionsbekämpfung und -prävention sowie Transparenz. Keine der drei Kernforderungen, die die Antikorruptionsorganisation bereits im Wahlkampf an die künftige Bundesregierung formuliert hatte, wurde im Koalitionsvertrag berücksichtigt. In der nächsten Legislaturperiode bleiben damit gravierende Defizite bestehen - und der Handlungsbedarf verschärft sich.

  • Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie

    Die Europäische Kommission hat am 26.02.25 mit der Omnibus-Richtlinie ein neues Paket von Vorschlägen zur Vereinfachung der EU-Nachhaltigkeitsvorschriften und zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit vorgelegt. Stefan Premer, Principal Sustainability Consultant - Global Lead Climate Strategy bei Sphera, Anbieterin von Lösungen für das Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen, erläutert unten seine Sicht zu diesen Vorschlägen.

  • Risiken frühzeitig zu kontrollieren

    Die Regulierung von KI ist ein zentrales politisches und wirtschaftliches Thema - doch während Europa auf Vorschriften setzt, treiben die USA und China die Umsetzung voran. Die EU versucht mit dem AI-Act, Risiken frühzeitig zu kontrollieren, doch der technologische Fortschritt lässt sich nicht per Gesetz erzwingen. Unternehmen müssen Verantwortung übernehmen, indem sie Transparenz fördern und Vertrauen schaffen - nicht nur aus ethischen Gründen, sondern auch für wirtschaftliche Vorteile.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen