Steuergesetzgebung: Abbau bürokratischer Lasten


vbw fordert international wettbewerbsfähiges Steuersystem
Deutsches Steuerrecht sei zu komplex, bürokratisch und ineffektiv


(15.09.10) - Die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. fordert eine Steuerpolitik für mehr Wachstum. "Das deutsche Steuerrecht ist zu komplex, bürokratisch und ineffektiv. Dies führt zu einer Spirale, die die Steuern nach oben treibt und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen beeinträchtigt. Die Umkehrung dieses Prozesses kann nur durch systematische Ansätze gelingen. Was wir nicht brauchen, sind höhere Steuern oder gar neue Steuern. Was wir dagegen brauchen, ist ein Steuersystem, das einfach, klar, nachvollziehbar und international wettbewerbsfähig ist", betonte vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt im Rahmen des vbw-Kongresses "Steuerpolitik für mehr Wachstum".

Brossardt sieht vor allem in drei Bereichen große Potenziale: beim Abbau von bürokratischen Lasten in der Steuergesetzgebung, bei der Gewerbesteuer und der Umsatzsteuer.

Ein umfassender Bürokratieabbau im Steuerrecht spare laut Brossardt den Betrieben Zeit und Kosten, die sie besser in das Wachstum ihrer Firma investieren würden. So fordert er unter anderem, dass Firmen, die vom Finanzamt eine verbindliche Auskunft benötigen, um das komplexe Steuerrecht überhaupt noch anwenden zu können, dafür nicht auch noch Gebühren zahlen müssen, wie das bisher der Fall sei.

Auch sollte die Aufbewahrungspflicht der Firmen für steuerrelevante Unterlagen, wie z. B. Buchungsbelege, von bisher zehn auf fünf Jahre verkürzt werden. Viel bürokratischen Aufwand würden die Firmen zudem sparen, wenn künftig für kurzfristig Beschäftigte eine Lohnkostenpauschalierung bis zu einem Tageslohn von 80 Euro erlaubt wäre. Der bisherige Schwellenwert von 62 Euro sei laut Brossardt durch die Lohnentwicklung überholt. "Ein nachhaltiger Bürokratieabbau ist ein kostenloses Konjunkturprogramm, von dem alle profitieren", so Brossardt.

Die Gewerbesteuer nannte Brossardt einen Hemmschuh für den Standort Deutschland. "Nur eine grundlegende Reform der Gewerbesteuer stärkt den Wirtschaftsstandort und die Kommunen. Die Besteuerung von Fremdkapitalkosten verursacht erhebliche Belastungen. Darüber hinaus ist sie für internationale Investoren schwer nachvollziehbar. Und sie führt zu erheblichen Zusatzbelastungen für die Firmen, weil sie die Errechnung einer eigenen Bemessungsgrundlage erfordert."

Im Rahmen einer Reform sollte die Gewerbesteuer durch kommunale Anteile am allgemeinen Körper- und Einkommensteueraufkommen ersetzt werden. Das Hebesatzrecht der Kommunen, also die Freiheit, die Höhe ihres Anteils lokal selbst zu bestimmen, solle erhalten bleiben. Mit einer solchen Reform würden automatisch auch die ertragsfremden Elemente der Gewerbesteuer wegfallen – ein zentrales Ziel der Wirtschaft. Stabilisiert werden könnten die Einnahmen der Kommunen etwa über einen Anteil der Städte und Gemeinden am örtlichen Lohnsteueraufkommen als attraktives Band zwischen Wirtschaft und Kommunen.

Bei der Umsatzsteuer wies Brossardt auf den Verwaltungsaufwand in den Betrieben hin sowie auf den enormen Wildwuchs bei den ermäßigten Umsatzsteuersätzen.

"Ein Maulesel wird mit dem ermäßigten Umsatzsteuersatz belastet, ein Esel mit dem normalen Satz. Für frisches Gemüse zahlen wir sieben Prozent Umsatzsteuer, für Saft aus frischem Gemüse 19 Prozent. Und ein Buch wird mit dem ermäßigten Satz belastet, ein Hörbuch dagegen mit dem vollen. Diese Beispiele zeigen: Was wir brauchen, ist eine radikale Systemvereinfachung. Wir müssen über die ermäßigten Sätze diskutieren und gleichzeitig zu einfacheren Lösungen kommen, die den Verwaltungsaufwand in den Firmen stark reduzieren", fordert Brossardt. (Raimo Kröll, vbw: ra)

vbw: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Reduktion bürokratischer Hürden war überfällig

    Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) begrüßt, dass die EU-Kommission die Bedeutung des europäischen Verbriefungsmarktes erkannt und konkrete Reformvorschläge vorgelegt hat. Die geplanten Entlastungen bei Sorgfaltspflichten, Reporting und aufsichtlichen Prozessen sind ein Schritt in die richtige Richtung.

  • Haftungsübernahme der Banken & Betrugsproblem

    Die Europäische Union will Betrug eindämmen, bei dem Kundinnen und Kunden von Kriminellen getäuscht und zu Zahlungen verleitet werden. Der Rat hat sich nun auf seine Position zur Änderung des Zahlungsrechts verständigt. Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes und diesjähriger DK-Federführer, betont: "Betrug kann nur wirksam bekämpft werden, wenn alle Beteiligten - Kreditinstitute, Telekommunikationsanbieter und Internetplattformen - ihren Beitrag leisten. Das muss auch der gesetzliche Rahmen widerspiegeln." Denn die Kriminellen entwickelten ihre Betrugsmaschen ständig weiter und nutzen neue Einfallstore über Social Media und andere digitale Kommunikationsmittel. Unerlässlich ist aber auch die Wachsamkeit der Kundinnen und Kunden. "Ohne ihre Mithilfe kann das Problem nicht gelöst werden", so Herkenhoff weiter.

  • Neue EU-Labels zu Langlebigkeit

    Am 20. Juni 2025 trat die neue EU-Ökodesignverordnung in Kraft.?Zugleich gibt es neue EU-Labels zu Langlebigkeit und Reparierbarkeit. Dazu erklärt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder: "Die neuen Regelungen zum Ökodesign und entsprechenden Kennzeichen sind ein wichtiger Schritt für mehr Nachhaltigkeit in der digitalen Welt."

  • Finanzsektor muss mitgedacht werden

    Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) sieht Fortschritte, da sich die EU-Mitgliedsstaaten auf eine allgemeine Ausrichtung zur Omnibus Initiative geeinigt haben. Die ursprünglich von der Europäischen Kommission geplanten Vereinfachungen bei Berichtspflichten im Bereich Sustainable Finance sind ein wichtiger Schritt, um Unternehmen von Bürokratie zu entlasten und Nachhaltigkeit in der Praxis wirksamer zu gestalten.

  • Krisenmanagement & Einlagensicherung

    Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) begrüßt den politischen Kompromiss zur Reform des europäischen Rahmens für Krisenmanagement und Einlagensicherung (CMDI). "Der Kompromiss ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Einlagensicherung kann modernisiert, das europäische Abwicklungsregime gestärkt werden. Doch zentrale Fragen zur Rolle und finanziellen Belastung nationaler Sicherungssysteme bleiben offen", sagt Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des diesjährigen DK-Federführers Bundesverband deutscher Banken."

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen