Wird Siemens-Chefsessel intern besetzt?
Siemens und die Angst vor einer externen Besetzung des Vorstandsvorsitzes: "Verhältnisse wie bei einer feindlichen Übernahme"
CM-Umfrage: "Wer soll neuer Siemens-Chef werden?" offenbart grundsätzliches Misstrauen gegenüber Gerhard Cromme
(10.05.07) - Wenn es nach dem Willen der Leser von Compliance-Magazin.de (CM) geht, wird (oder besser gesagt) soll die Siemens AG bei der Besetzung des Stuhls des Siemens-Vorstandsvorsitzenden auf eine interne Lösung zurückgreifen. An der von der CM-Redaktion am Montag (07.05.07) gestarteten Online-Umfrage: Wer wird Klaus Kleinfeld als Siemens-Vorstandsvorsitzenden ablösen?, haben bis zum Mittwoch-Nachmittag 1.210 CM-Leser ihre Stimme abgegeben.
Überraschenderweise führt mit großen Vorsprung Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h. Erich R. Reinhardt, Siemens Leiter Medical Solutions (61,1 Prozent) vor Wolfgang Reitzle, Chef von Linde (10,6 Prozent) und Joe Kaeser, Siemens-Finanzvorstand (10,0 Prozent). Der am Montag Abend noch führende Haniel-Chef Eckhard Cordes rutschte bis zum Mittwoch-Nachmittag mit 6,8 Prozent der abgegebenen Stimmen auf Rang 4 und der "Joker" im Vorstandspoker, Lars Göran Josefsson, President und CEO) von Vattenfall AB, liegt mit 4,6 Prozent der Stimmer lediglich auf Rang 5.
Wer wird Siemens-Vorstand?
Zur Wahl gestellt hatte Compliance-Magazin.de die Kandidaten:
>> Fred Kindle, ABB-Chef
>> Franz Fehrenbach, Bosch-Chef
>> Joe Kaeser, Siemens-Finanzvorstand
>> Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h. Erich R. Reinhardt, Siemens Leiter Medical Solutions
>> Manfred Wennemer, Continental-Chef
>> Harry Roels, scheidender RWE-Chef
>> Lars Göran Josefsson, President und CEO) von Vattenfall AB
>> Wolfgang Bernhard, Ex-Volkswagen-Markenchef
>> Carl-Peter Forster, General-Motors-Europachef
>> Eckhard Cordes, Haniel-Chef
>> Wolfgang Reitzle, Chef von Linde
Wie uns einige Kommentare und Statements zeigen, haben an der CM-Umfrage bis Mittwoch-Abend auch viele Siemens-Mitarbeiter ihre Stimme abgegeben.
Fast ausnahmslos sprechen sich diese Mitarbeiter für eine interne Lösung bei der Besetzung des Siemens-Vorstandsvorsitzes aus. Der Aufsichtsratschef Gerhard Cromme wird sehr reserviert beurteilt. Sein Kampf gegen die Korruption bei Siemens wird zwar gelobt. Allgemein herrscht die Sorge vor, bei einer Umbildung der Siemens-Konzern-Spitze und einer Reduzierung der Vorstände von zehn auf drei bei gleichzeitiger Bevorzugung externer Kandidaten "Verhältnisse wie bei einer feindlichen Übernahme" zu bekommen.
Gleichzeitig befürchten die Siemensianer, dass weitere Säuberungswellen intern für Unruhe sorgen und den Unmut gegenüber externe Kandidaten schüren werden. Interessanterweise sehen sich die Siemens-Mitarbeiter derzeit nicht vom Vorstandsvorsitzenden Klaus Kleinfeld, sondern "vom Aufsichtsratsvorsitzenden Gerhard Cromme gesteuert".
Interessant ist zudem, wie Außenstehende die Situation bei der Siemens AG beurteilen. Wir veröffentlichen an dieser Stelle einen Leserbrief, der sich wahrscheinlich nicht nur mit unserer Auffassung in der CM-Redaktion, sondern auch mit der vieler anderer externer Beobachter deckt:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich habe an Ihrer Umfrage zum geeigneten Kandidaten im Siemens-Vorstand teilgenommen und für den Finanzmanager gestimmt.
Zwar kenne ich auch die anderen Personen nicht genau und möchte mir daher keinerlei Urteil darüber anmaßen, jedoch halte ich persönlich eine Wahl eines Managers aus den eigenen Reihen für viel sinnvoller als einen externen Kandidaten. Allein die Motivation der eigenen Führungskräfte rechtfertigt meiner Ansicht nach eine Auswahl eines Managers aus den internen Führungskräften – welchen (geeigneten) auch immer.
Aus externer Anschauung halte ich Herrn Reitzle durchaus für einen guten und auch geeigneten Kandidaten und ich kann ihn auch gut verstehen, wenn er sagt „Vorstand ja – mit Cromme nein“. Was soll man denn von Aufsichtsräten – Herrn von Pierer eingeschlossen – halten, die erstens offensichtlich über längere Zeit nicht wissen, was die obersten Führungskräfte (an unredlichen Dingen) tun und zweitens in unsensibler Weise mit Vorständen und wohl auch mit anderen Führungskräften umgehen?
Ich wünsche Siemens jedenfalls motivierte Mitarbeiter, gute Führungskräfte und viel geschäftlichen Erfolg.
Mit freundlichen Grüßen
H. Behrens
32052 Herford
( Siemens: ra)
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