Brexit tangiert deutsche KMU kaum


Studie: KMU in Deutschland trotz volatiler Weltlage anhaltend optimistisch
Kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland trotz volatiler Weltlage anhaltend optimistisch - Ungeachtet zahlreicher Business-Ängste hat ein Fünftel der deutschen KMU keinerlei Versicherungen



Das Optimismus-Ranking des jährlichen "Hiscox DNA of an Entrepreneur Report 2017" zeigt, dass Eigentümer und Top-Management kleiner und mittlerer Unternehmen in Deutschland trotz unsicherer Weltlage überwiegend positiv in die Zukunft blicken: So stehen 62 Prozent der befragten Deutschen dem kommenden Geschäftsjahr optimistisch gegenüber (2016: 65 Prozent). Damit liegt Deutschland im internationalen Vergleich im Mittelfeld. Spitzenreiter sind die USA mit 72 Prozent optimistischen Unternehmern (2016: 68 Prozent) vor den Niederlanden mit 71 Prozent positiv denkender KMU (2016: 64 Prozent).

Den größten Aufschwung verzeichneten französische Unternehmen mit einer Optimisten-Quote von 56 Prozent im Vergleich zu 41 Prozent im Vorjahr. Die Optimisten unter den britischen KMU wurden dagegen im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozentpunkte weniger (2017: 55 Prozent; 2016: 60 Prozent). Die positive Grundhaltung der deutschen Unternehmer steht im Kontext der anhaltend stabilen wirtschaftlichen Lage der Befragten. So gaben 68 Prozent von ihnen an, ihre Umsätze in den letzten zwölf Monaten gesteigert zu haben und nur 26 Prozent hatten Umsatzrückgänge zu verzeichnen. 66 Prozent konnten zudem im letzten Jahr ihren Gewinn maximieren, bei 27 Prozent war dieser dagegen rückläufig.

Neueinstellungen trotz Digitalisierung
Angesichts der guten Auftragslage plant die Mehrheit der deutschen KMU Neueinstellungen von Vollzeitkräften im laufenden Jahr. 69 Prozent möchten ein bis vier neue Mitarbeiter einstellen, 17 Prozent sind auf der Suche nach fünf bis neun zusätzlichen Arbeitskräften, 12 Prozent suchen zehn bis 19 neue Teammitglieder und 3 Prozent planen sogar die Einstellung von 20-50 Mitarbeitern. Dringend gesucht werden aktuell vor allem Azubis (2017: 33 Prozent; 2016: 16 Prozent). Die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt hat dabei nach Ansicht der Befragten keinen nennenswerten Einfluss auf die Personalpolitik. 90 Prozent gehen nicht davon aus, dass neue Technologien in Zukunft ein Arbeiten mit weniger Mitarbeitern ermöglichen wird (2016: 93 Prozent).

Dazu sagte Tobias Wenhart, Manager Products & Underwriting bei Hiscox Deutschland: "Der viel beschworene Stellenabbau als Folge der Digitalisierung scheint bei deutschen KMU keine Rolle zu spielen. Sie sehen digitale Technologien als Möglichkeit, das eigene Geschäft effizienter zu gestalten, setzen dabei aber auf zusätzliche Mitarbeiter, um die Digitalisierung zu bewältigen und das Plus an Aufträgen abzuwickeln."

Mit Blick auf die politische Lage lässt die deutschen Unternehmer auch der bevorstehende Brexit weitestgehend kalt. Nur 11 Prozent der Befragten erwarten hierzulande negative Auswirkungen auf das eigene Geschäft, darunter rechnen jeweils 34 Prozent mit steigenden Kosten bzw. weniger Exportmöglichkeiten. 79 Prozent gehen davon aus, dass sich durch den EU-Austritt Großbritanniens nichts für sie ändert und 10 Prozent erwarten sogar positive Folgen für das Unternehmen. Unter den befragten britischen KMU sieht das Meinungsbild anders aus: 28 Prozent befürchten negative geschäftliche Auswirkungen durch den Brexit, davon 56 Prozent steigende Kosten und 30 Prozent weniger Exportmöglichkeiten. 49 Prozent sind der Meinung, dass sich nichts ändern wird und 23 Prozent gehen von positiven Folgen aus.

"Während sich Großkonzerne bereits Gedanken zu Standortverlagerungen machen müssen, ist der Brexit für deutsche KMU Zukunftsmusik. In den kommenden Jahren wird sich jedoch zeigen, welche Konsequenzen der EU-Austritt Großbritanniens tatsächlich haben wird", kommentiert Tobias Wenhart.

Business-Ängste und lückenhafte Absicherung
Bezogen auf das kommende Geschäftsjahr treiben die befragten deutschen Unternehmer dennoch einige Sorgen um. So befürchten 20 Prozent, dass manche Kunden ihre Rechnung nicht bezahlen werden (2016: 18 Prozent) und 19 Prozent sorgen sich, weniger Kunden anziehen zu können (2016: 18 Prozent). 10 Prozent haben Angst, dass sie Kostensteigerungen an Kunden weitergeben müssen (2016: 14 Prozent). Gleichzeitig steigt das Bewusstsein für Cyber-Risiken: 8 Prozent der Befragten fürchten, selbst Opfer einer Cyber-Attacke zu werden (2016: 5 Prozent). Trotz bekannter Business-Risiken sowie der eigenen Ängste setzt nach wie vor ein Teil der Unternehmen bei der Absicherung des eigenen Geschäfts auf Mut zur Lücke. 19 Prozent der deutschen KMU haben keine Versicherungen abgeschlossen (2016: 18 Prozent). Dabei riskieren vor allem ältere Unternehmer existenzbedrohende Schäden: Während 24 Prozent der über 60-Jährigen nicht versichert sind, sind es unter den bis 30-Jährigen nur 10 Prozent.

"Es ist erstaunlich, wie nachlässig viele Unternehmer in Deutschland ihr Geschäft absichern. Zwar wächst zum Beispiel im Bereich Cyber-Sicherheit das Bewusstsein für Risiken, doch nur langsam entscheiden sich mehr Mittelständler für eine zusätzliche Cyber-Versicherung neben den Standard-Policen. Dabei zählen Cyber-Attacken insbesondere für oft völlig unvorbereitete KMU heutzutage zu den größten Risiken, wie unser Cyber Readiness Report 2017 bestätigt", so Tobias Wenhart. (Hiscox: ra)

eingetragen: 23.09.17
Home & Newsletterlauf: 26.10.17

Hiscox: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Studien

  • Bildungsstand spielt eine Rolle

    In Deutschland gehen die Meinungen über generative Künstliche Intelligenz, wie ChatGPT, weit auseinander - Auch die Nutzung im privaten und beruflichen Alltag ist sozial ungleich verteilt. "Diese Unterschiede sind relevant", sagt Professor Florian Stoeckel, der die Studie geleitet hat. "Sie betreffen den Zugang zu Chancen, die digitale Teilhabe und letztlich die Frage, wer die Zukunft mitgestaltet, wenn sich Arbeit und Gesellschaft durch KI verändern."

  • Soziale Medien werden immer wichtiger

    Produkt auspacken, Anwendung zeigen, Marke vorstellen, Stimmen von zufriedenen Kundinnen und Kunden einfangen: Die Inhalte, die Handelsunternehmen auf ihren Social-Media-Profilen ausspielen, sind vielfältig. Trotzdem fällt es fast der Hälfte der deutschen Handelsunternehmen, die über ein solches Profil verfügen, schwer, regelmäßig Inhalte zu posten (46 Prozent). Hand in Hand damit gehen auch die Erstellung interessanter Inhalte, die ein Drittel der Händler als Herausforderung sieht (34 Prozent), und die kontinuierliche Kanalbetreuung bzw. das Community Management, mit dem etwa ein Viertel zu kämpfen hat (23 Prozent).

  • Finanzinstitute unter Zugzwang

    Mit Inkrafttreten der EU-Verordnung zur digitalen operationellen Resilienz (DORA) Mitte Januar 2025 stehen Finanzinstitute unter Zugzwang: Sie müssen ihre IT-Sicherheit aufgrund der herrschenden Gefahrenlage entlang eines Katalogs an Maßnahmen auf einen zeitgemäßen Stand der Technik bringen. Eine aktuelle Studie von Veeam Software, dem weltweit führenden Anbieter für Datenresilienz nach Marktanteil, hat bei betroffenen Organisationen den Status Quo bei der Umsetzung abgefragt. Darin zeigt sich: Eine Mehrheit der deutschen Finanzdienstleister hält die hauseigene Resilienz noch nicht für ausreichend. 95 Prozent der über 100 befragten deutschen Unternehmen sehen noch Verbesserungsbedarf, um die Anforderungen zu erfüllen.

  • Billig-Händler verschärfen den Wettbewerb

    Seit einigen Jahren drängen verstärkt Online-Händler auf den deutschen Markt, die zu Niedrigstpreisen Produkte vor allem aus China importieren. Mehr als drei Viertel der deutschen Händler (78 Prozent) fordern deshalb ein Verbot chinesischer Billig-Marktplätze. Aus Sicht von je neuen von zehn Händlern würden sie häufig gegen das hier geltende Recht verstoßen (92 Prozent) und ihre Produkte enthielten oft potenziell gefährliche Inhaltsstoffe (88 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, für die 505 Handelsunternehmen ab zehn Beschäftigten in Deutschland befragt wurden.

  • Cybersicherheit als strategisches Thema

    Eine aktuelle Studie von Qualys in Zusammenarbeit mit Dark Reading zeigt: Trotz wachsender Ausgaben und zunehmender Relevanz in Vorstandsetagen bleibt das Cyber-Risikomanagement vieler Unternehmen unausgereift. Der Grund: Der geschäftliche Kontext fehlt.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen