Rüstungsgeschäfte & Präventionsmechanismen


Korruption in der Rüstungsindustrie: Transparency International stellt Index zu Antikorruptionsprogrammen von Rüstungsunternehmen vor
Ergebnisse wecken den Verdacht, dass die Bundesregierung und der zuständige Bundessicherheitsrat diese Zuverlässigkeitsprüfung in der Vergangenheit recht lax gehandhabt haben

(11.05.15) - Transparency International hat im Defence Companies Anti-Corruption Index 2015 163 Rüstungsunternehmen hinsichtlich der Transparenz und Qualität ihrer Compliance- und Antikorruptionsprogramme untersucht. Laut Index verfügt fast ein Viertel aller Unternehmen über gar keine Antikorruptionsprogramme. Auch bei deutschen Unternehmen besteht teils erheblicher Verbesserungsbedarf.

Rüstungsgeschäfte erfordern besondere Präventionsmechanismen
Vor allem die Schmiergeldskandale der letzten Jahre bei Geschäften von deutschen Unternehmen im Ausland haben hierzulande die öffentliche Kritik an der Praxis von Waffenexporten bestärkt. Hierdurch sind die durch Korruption verursachten hohen Kosten für die Gesellschaft offensichtlich geworden. Außerdem haben Diskussionen um den Endverbleib von gelieferten Waffen und die Probleme bei inländischen Beschaffungsmaßnahmen von Rüstungsgütern die öffentliche Aufmerksamkeit für diesen Wirtschaftsbereich erhöht.

In diesem Kontext gewinnt die nun vorliegende Untersuchung zu den Antikorruptionsprogrammen von Rüstungsunternehmen an Relevanz. Der Handlungsbedarf bei Präventionsmechanismen zeigt sich allein dadurch, dass laut Index:
• >> nur acht der 163 Unternehmen Mechanismen haben, die das Whistleblowing begünstigen und fördern;
• >> nur 13 Unternehmen ihre Sorgfaltspflicht im Umgang mit Zwischenhändlern erfüllen;
• >> nur drei Unternehmen eine detaillierte Vorgehensweise haben, um Korruption in grundsätzlich hochriskanten Kompensationsgeschäften (Offsets) zu verhindern.

Handlungsbedarf auch bei deutschen Unternehmen
Die fünf deutschen Unternehmen (Diehl Stiftung, Krauss-Maffei Wegmann, MTU Aero Engines, Rheinmetall und Thyssen Krupp) schneiden im Index sehr unterschiedlich ab. Thyssen Krupp liegt auch im internationalen Vergleich mit vorn, die anderen deutschen Rüstungsunternehmen zeigen hingegen teilweise noch erhebliches Verbesserungspotential. Schlusslicht der deutschen Unternehmen ist Krauss-Maffei Wegmann, das auch international einer der schlechtesten Bewertungen erhielt und insbesondere im Bereich des Risikomanagements Defizite aufweist.

Marie-Carin von Gumppenberg, Arbeitsgruppe Wirtschaft von Transparency Deutschland, sagte: "Auch um Vertrauen zu schaffen, müssen auch die deutschen Unternehmen ihre Korruptionspräventions- und Compliance-Strukturen verbessern. Das ist schließlich ein zentrales Merkmal moderner Unternehmensführung."

Auch Regierungen müssen ihrer Verantwortung nachkommen
Nach Paragraph 6 des Gesetzes zur Kontrolle von Kriegswaffen ist die Genehmigung zur Ausfuhr insbesondere zu versagen, wenn Grund zu der Annahme besteht, dass derjenige, der Kriegswaffen befördert, die für die beabsichtigte Handlung erforderliche Zuverlässigkeit nicht besitzt. Bundesminister Gabriel hat in seiner Grundsatzrede zur Rüstungsexportpolitik aus dem Oktober 2014 betont, dass die Bundesregierung hier keinen Ermessensspielraum habe.

Edda Müller, Vorsitzende von Transparency Deutschland, sagte: "Die Ergebnisse des Index wecken den Verdacht, dass die Bundesregierung und der zuständige Bundessicherheitsrat diese Zuverlässigkeitsprüfung in der Vergangenheit recht lax gehandhabt haben. Wir fordern die Bundesregierung daher auf, für eine wirksame Umsetzung der gesetzlichen Bestimmung zu sorgen. Dies gilt sowohl für die Genehmigungsverfahren für Waffenexporte als auch Entscheidungen zu Exportversicherungen."

Zum Hintergrund
Die Untersuchung wurde vom Sicherheits- und Verteidigungsprogramm von Transparency International durchgeführt. Es handelt sich um die zweite Untersuchung dieser Art. Der erste Index wurde 2012 veröffentlicht. Das weltweit angelegte Sicherheits- und Verteidigungsprogramm wird von Transparency International UK für Transparency International durchgeführt.
(Transparency: ra)

Transparency International: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Studien

  • Gefährliche Lücken in der Finanzbildung

    Die Finanzwelt ist für viele Deutsche wie ein Minenfeld, das man besser meidet. Eine repräsentative Bevölkerungsumfrage des Bankenverbands zeigt, dass sich ein Großteil der Befragten nicht ausreichend mit ihren Finanzen beschäftigt und wichtige Begriffe nicht versteht.

  • Motivation und Bindung der Beschäftigten

    Startups in Deutschland beteiligen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstärkt am Unternehmen. Aktuell geben 44 Prozent an, Beschäftigte am Startup zu beteiligen, vor einem Jahr waren es noch 38 Prozent. Weitere 42 Prozent können sich eine Mitarbeiterbeteiligung in der Zukunft vorstellen. Nur 6 Prozent der Startups setzen nicht auf Mitarbeiterbeteiligung und schließen das auch für die Zukunft aus.

  • Angriffe auf deutsche Wirtschaft nehmen zu

    Deutsche Unternehmen rücken verstärkt in den Fokus von Angreifern aus dem In- und Ausland. In den vergangenen zwölf Monaten waren 81 Prozent aller Unternehmen vom Diebstahl von Daten und IT-Geräten sowie von digitaler und analoger Industriespionage oder Sabotage betroffen.

  • Lobby- und Transparenzregeln

    Anlässlich der Veröffentlichung des Lobbyrankings 2024 wirft Transparency International Deutschland e.V. einen vergleichenden Blick auf die Regeln für eine integre und transparente Politik in den Bundesländern und im Bund.

  • KI-Skepsis vorherrschend

    Nur 3 Prozent der Unternehmen im DACH-Raum beschreiben sich als fortgeschritten bei der Einführung generativer KI (GenAI). Das zeigt eine aktuelle Lünendonk-Studie. Trotz hohem Potenzial und zahlreichen Anwendungsfeldern ist die Skepsis gegenüber der neuen Technologie bei Anwendern wie Entscheidern hoch. Unsicherheit und die Angst vor Schatten-KI hemmen die Einführung. Gleichzeitig erhofft sich jedes zweite Unternehmen durch GenAI Hilfe bei der digitalen Transformation.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen