Frauen: Mehr Engagement als Geschäftsführer


Welche Veränderungen zieht die Besetzung von Frauen in der Geschäftsführung für Unternehmen nach sich?
Studie zeigt: Geschäftsführende Frauen binden sich stärker in Entscheidungsprozesse ein als ihre männlichen Kollegen

(21.10.10) - Die deutschsprachige Professorin Renée Adams ist die erste Frau in Australien, die eine Professur in Finanzen übernommen hat - an der University of Queensland Business School. So verwundert es auch nicht, dass gerade sie diejenige war, die sich in einer soeben veröffentlichten Studie der Frage widmete, inwiefern die Besetzung von Frauen in der Geschäftsführung Veränderungen für Unternehmen nach sich zieht. Dabei hat sie herausgefunden, dass Frauen offenbar die Beobachtungsleistung der Geschäftsführung deutlich verbessern.

Die Studie:
Anhand von detaillierten Daten aus dem Investor Responsibility Research Center der USA suchten Prof. Adams und Forschungsmitarbeiter Dr. Ferreira nach Antworten zu folgenden Fragestellungen:

>> Erhöht sich das Engagement des Vorstandes - z. B. im Hinblick auf die Anwesenheit der Geschäftsführer oder die Aufgabenverteilung innerhalb der Geschäftsführung - durch die weibliche Besetzung?

>> Nimmt die geschlechtliche Zusammensetzung der Geschäftsführung Einfluss auf Maßnahmen der Unternehmensführung wie Umbesetzungen und Abfindungen?

>> Ist der Effekt der geschlechtlichen Zusammensetzung der Geschäftsführung groß genug, um sich auf die Unternehmensleistung auszuwirken?

Die Ergebnisse:
Professor Adams kommt zum Ergebnis, dass Vorstände mit höherem Frauenanteil gekennzeichnet sind durch:

>> eine stärkere Beteiligung der Direktoren an Entscheidungsprozessen - ein höherer Frauenanteil in der Geschäftsführung erhöht die Anwesenheit des Vorstands und verändert die Arbeitsaufteilung innerhalb des Vorstands.

>> eine größere Beobachtungsleistung vonseiten der Geschäftsführung.

>> eine gezielte Annäherung an die Interessen der Aktionäre, u. A. durch aktienbasierte Vergütungen.

Laut Prof. Adams beweist die Studie empirisch das, was bis dato eine weitgehend ideologische Debatte war - die unterschiedlichen Führungsstile und -qualitäten zwischen Frau und Mann. "Auf der ganzen Welt stehen die Geschäftsführungen unter dem Druck, mehr Frauen einzustellen, wobei einige Länder in der Gesetzgebung Quoten festlegen, um den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen", betont Adams.

So müssen seit Januar letzten Jahres Unternehmen in Norwegen sicherstellen, dass mindestens 40 Prozent der Führungskräfte weiblich sind. Und auch Spanien folgt dem Beispiel mit einer Quote von 40 Prozent, die im Jahre 2015 in Kraft treten wird. Schweden sieht vor, dasselbe zu tun.

Doch Frauen in Führungspositionen haben nicht nur einen symbolischen Wert. Gemäß der Studie wird es eine spür- und messbare Verbesserung der Beobachtungsleistung jener Geschäftsführungen geben, die verstärkt Frauen einbeziehen.

"Wir haben gezeigt, dass Frauen im Vorstand einen signifikanten Einfluss auf das Engagement der Geschäftsführung sowie deren Geschäftsergebnisse nehmen. In vielen US-amerikanischen Firmen haben wir Geschäftsführerinnen angetroffen, die viel präsenter sind als ihre männlichen Kollegen", sagt Professor Adams.

Darüber hinaus ergibt die Studie, dass männliche Geschäftsführer häufiger anwesend sind, je größer der Frauenanteil in der Geschäftsführung ist. Außerdem sind Frauen öfter in Kontrollgremien anzutreffen als Männer. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich Geschäftsführungen mit einem Frauenanteil durch eine größere Aufsichtsleistung auszeichnen.

Mit diesem Ergebnis soll allerdings keinesfalls das Argument der Quoten gestützt werden, da eine verstärkte Beobachtung in gut geführten Unternehmen auch kontraproduktiv sein könnte", gibt Adams zu bedenken. Entsprechend beurteilt die Studie im Ergebnis die durchschnittliche Auswirkung von "Gender-Diversity" auf den Unternehmenserfolg als eher negativ.

"Unsere Ergebnisse legen nahe, dass eine verbindliche Frauenquote auf Direktionsebene den Wert gesunder und gut geführter Unternehmen reduzieren können", so Professor Adams.

Letztlich steht das Forschungsteam auf dem Standpunkt, dass Entscheidungen über die Zusammensetzung des Vorstandes fernab der Quote auf betrieblicher Ebene getroffen werden müssen, unter Berücksichtigung weiterer Kriterien und anderer Merkmale des Vorstandes.

Zur Person: Professorin Renée Adams
Mit einem Masterabschluss in Mathematik an der Stanford und einem Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften an der Chicago University arbeitete Renée Adams zuerst für die Forschungsabteilung des US-Notenbank in New York, wo sie auch wöchentlich die Stern School of Business der New York University besuchte. Adams begann ihre akademische Laufbahn als Assistenzprofessorin in der Abteilung für Finanzwirtschaft an der Stockholm School of Economics.

Außerdem besuchte sie die Hitotsubashi Universität, Tokio in Japan, bevor sie ihr Amt an der UQ Business School aufnahm. Im Dezember 2005 wurde sie zur außerordentlichen Professorin an der Stockholm School of Economics berufen und begann Mitte 2006 an der UQ Business School als Professorin für Finanzen. Adams arbeitet derzeit mit dem European Corporate Governance Institute (ECGI) als Teil eines Forschungsteams, das die Verhältnismäßigkeit zwischen Eigentum und Kontrolle von börsennotierten Unternehmen in der Europäischen Union untersucht.

Die Studie ist Teil der Bemühungen der Europäischen Kommission, jede politische Initiative in diesem Bereich auf der Basis objektiver Daten zu starten", sagte sie. Professorin Renée Adams unterrichtet Doktoranden im Fach Finanzen an der UQ Business School.
(UQ Business School, University of Queensland: ra)

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